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Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Andererseits: In welcher Atmosphäre wuchsen sie auf, wenn die Eltern sich nicht vertrugen? Waren solche Spannungen nicht noch destruktiver? Schließlich konnte sie immer wieder...
    ... jemanden finden wie Jack?
    Sie begann wieder zu weinen. Sie weinte über sich, ihre Unfähigkeit, eine Entscheidung zu treffen, ihren Schmerz. Doch diese Tränen lösten das Problem nicht, sondern machten alles noch schlimmer. Einerseits wollte sie ihn nicht mehr haben. Andererseits wollte sie ihn zurück. Was nur sollte sie tun?
     
    »Ihnen ist natürlich klar, daß das streng vertraulich ist«, sagte der Ermittlungsbeamte in einem Ton, der nicht Frage, sondern Befehl war. Der Mann vor ihm war klein und untersetzt und hatte weiche rosa Hände. Der Bismarckschnauzer sollte ihn wohl männlicher wirken lassen. In Wirklichkeit sah er ganz und gar nicht beeindruckend aus, bis man genauer auf sein Gesicht achtete. Seinen dunklen Augen entging nichts.
    »Als Arzt bin ich an vertrauliche Dinge gewöhnt«, versetzte Bernie Katz und reichte den Dienstausweis zurück. »Machen Sie es kurz. Meine Visite beginnt in zwanzig Minuten.«
    Der Ermittlungsbeamte glaubte, daß seinem Fall eine gewisse Eleganz immanent war, aber ganz billigen konnte er ihn nicht. Ehebruch war nämlich keine Straftat, wenngleich er die Zulassung eines Mannes zu hohen Geheimhaltungsstufen verhinderte. Wenn jemand ein Versprechen brach, das er in der Kirche gegeben hatte, mochte er auch nicht halten, was er nur auf Papier gelobt hatte.
    Bernie Katz lehnte sich zurück und brachte alle Geduld auf, die er hatte, und davon hatte er wenig. Als Chirurg war er gewohnt, seine eigenen Entscheidungen zu treffen und nicht auf andere zu warten. Er schaukelte auf seinem Stuhl und zwirbelte seinen Schnauzer.
    »Wie gut kennen Sie Dr. Caroline Ryan?«
    »Cathy? Seit elf Jahren arbeite ich mit ihr ab und an zusammen.«
    »Was können Sie mir über sie sagen?«
    »Sie ist eine erstklassige Chirurgin mit außergewöhnlicher Urteilsfähigkeit und großem Geschick. Eine unserer besten Lehrkräfte. Wir sind befreundet. Worum geht es hier?«
    Katz sah den Besucher aus schmalen Augen an.
    »Hier stelle ich die Fragen.«
    »Ist mir auch schon aufgefallen. Dann fragen Sie mal weiter«, sagte Katz kalt und beobachtete Körpersprache, Mienenspiel und Auftreten des Mannes. Was er sah, mißfiel ihm.
    »Hat sie in letzter Zeit Hinweise auf häusliche Probleme gegeben?«
    »Ihnen ist hoffentlich klar, daß meine Äußerungen als Arzt der Schweigepflicht unterliegen.«
    »Ist Cathy Ryan bei Ihnen in Behandlung?«
    »Ich habe sie früher untersucht. Das tun wir hier alle.«
    »Sind Sie Psychiater?«
    Katz’ Antwort war fast ein Grollen. Wie die meisten Chirurgen war er reizbar. »Überflüssige Frage.«
    Der Ermittler schaute von seinen Notizen auf und bemerkte in sachlichem Ton: »In diesem Fall findet die Schweigepflicht keine Anwendung. Würden Sie nun bitte meine Frage beantworten?«
    »Nein.«
    »Was soll das heißen: nein?«
    »Nein, sie hat meines Wissens keine derartigen Hinweise gegeben.«
    »Auch keine Bemerkungen über ihren Mann gemacht, über Veränderungen in seinem Verhalten?«
    »Nein. Ich kenne Jack recht gut und mag ihn. Er ist offenbar ein guter Ehemann. Das Paar hat zwei prächtige Kinder, und Sie wissen ja, was der Familie vor ein paar Jahren zustieß.«
    »Sicher, aber Menschen können sich ändern.«
    »Die Ryans nicht.« Katz’ Kommmentar hatte die Endgültigkeit eines Todesurteils.
    »Sie scheinen sehr sicher zu sein.«
    »Ich bin Arzt und lebe von meiner Urteilskraft. Was Sie da unterstellen, ist Quatsch.«
    »Ich unterstelle gar nichts«, log der Ermittler, der wußte, daß Katz ihn durchschaute. Er hatte den Mann von Anfang an richtig eingeschätzt. Katz war ein hitzköpfiger, leidenschaftlicher Mensch, der keine Geheimnisse wahrte, die er für überflüssig hielt. Vermutlich war er auch ein erstklassiger Arzt.
    »Ich kehre zu meiner ersten Frage zurück. Hat Caroline Ryans Verhalten sich irgendwie geändert – seit letztem Jahr, sagen wir einmal?«
    »Sie ist ein Jahr älter geworden. Die Ryans haben Kinder, die größer werden, und Kinder sind manchmal eine Last. Ich habe selber welche. Nun ja, sie hat ein wenig zugenommen – steht ihr nicht schlecht, bisher wollte sie eher zu mager sein –, und sie wirkt auch zu erschöpft. Nun, ihr Weg zur Arbeit ist weit, und die Arbeit hier ist hart, besonders für Mütter mit kleinen Kindern.«
    »Und das ist Ihrer Auffassung

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