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Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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nach alles?«
    »Hören Sie, ich bin Augenarzt und kein Eheberater. Therapie fällt nicht in mein Fachgebiet.«
    »Eheberater? Warum sagen Sie das? Habe ich so etwas erwähnt?«
    Gerissener Hund, dachte Katz und ließ seinen Schnauzer los. Vielleicht ist er Diplompsychologe... nein, eher Autodidakt. Polizisten sind gute Menschenkenner. Hat dieser Kerl auch mich durchschaut?
    »Mit ›häuslichen Problemen‹ sind bei Verheirateten allgemein Ehekrisen gemeint«, sagte Katz langsam. »Nein, Hinweise darauf hat sie nicht gegeben.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Absolut sicher.«
    »Gut, dann vielen Dank, Dr. Katz. Tut mir leid, Sie belästigt zu haben.« Er reichte Katz eine Karte. »Sollten Sie etwas in dieser Richtung erfahren, wäre ich dankbar, wenn Sie mich verständigten.«
    »Was geht hier eigentlich vor?« fragte Katz. »Wenn Sie an meiner Unterstützung interessiert sind, erwarte ich eine Antwort auf meine Frage. Zum Spaß spioniere ich nämlich anderen Leuten nicht nach.«
    »Mr. Ryan hat eine sehr hohe Stellung in der Regierung. Aus Gründen der nationalen Sicherheit behalten wir solche Leute routinemäßig im Auge. Ist das bei Ihnen anders? Ergreifen Sie etwa keine Maßnahmen, wenn ein Chirurg mit einer Alkoholfahne zur Arbeit kommt?«
    »So etwas gibt es bei uns nicht«, versicherte Katz.
    »Aber wenn es vorkäme, würden Sie es doch nicht übersehen.«
    »Ganz bestimmt nicht.«
    »Das hört man gern. Wie Sie wissen, hat Dr. Ryan Zugang zu streng geheimen Informationen. Es wäre unverantwortlich von uns, solche Leute nicht zu überwachen. Und hier geht es um eine hochsensitive Angelegenheit, Dr. Katz.«
    »Das ist mir inzwischen klar.«
    »Wir haben den Verdacht, daß Dr. Ryans Verhalten... irregulär ist. Und dem müssen wir nachgehen. Verstehen Sie das? Wir sind dazu gezwungen.«
    »Gut, das sehe ich ein.«
    »Und um mehr geht es uns nicht.«
    »Na gut.«
    »Ich danke Ihnen für Ihre Unterstützung, Sir.« Der Ermittlungsbeamte gab Katz die Hand und ging.
    Katz errötete erst, als der Mann fort war. Im Grunde genommen kannte er Jack gar nicht so gut. Sie hatten sich fünf- oder sechsmal auf Parties getroffen, ein paar Witze gerissen und über das Wetter, Baseball oder internationale Politik geredet. Dabei hatte sich Jack nie unter dem Vorwand der Geheimhaltung um eine Antwort gedrückt. Eigentlich ein angenehmer Mensch, dachte Katz. Und allem Anschein nach ein guter Vater. Aber richtig kennen tue ich ihn nicht.
    Cathy hingegen kannte er besser als seine anderen Kollegen, und er hielt sie für einen wunderbaren Menschen. Sie war eine von den drei Medizinern, denen er im Falle einer Operation seine Kinder anvertraut hätte, und das war das höchste Kompliment, das er zollen konnte. Sie halfen sich gegenseitig bei Fällen und Eingriffen. Wenn einer Rat suchte, wandte er sich an den anderen. Sie waren gute Freunde und Kollegen. Sollten sie jemals beschließen, das Institut zu verlassen, würden sie gemeinsam eine Praxis eröffnen; eine Partnerschaft unter Medizinern ist schwerer intakt zu halten als eine gute Ehe. Hätte ich Chancen gehabt, hätte ich sie sogar geheiratet, dachte Katz. Es wäre mir nicht schwergefallen, sie zu lieben. Sie mußte eine gute Mutter sein. Unter ihren Patienten waren überdurchschnittlich viele Kinder, denn sie hatte kleine, zierliche und überaus geschickte Hände und überschüttete die Kleinen mit Aufmerksamkeit. Aus diesem Grund war sie beim Pflegepersonal sehr beliebt. Und nicht nur dort, nein, sie war überall beliebt. Ihr Operationsteam stand fest zu ihr. Eine bessere Ärztin als Cathy konnte man sich nicht vorstellen.
    Häusliche Probleme? dachte Katz. Jack hintergeht sie und tut ihr weh?
    »Dreckskerl!« zischte er.
     
    Er hatte sich wieder einmal verspätet, wie Cathy feststellte; diesmal war es nach neun. Konnte er denn nie zu einer anständigen Zeit nach Hause kommen?
    Wenn es so war, was steckte dahinter?
    Sie hätte beinahe wieder zu weinen angefangen.
    Cathy saß wieder in ihrem Sessel, als Jack auf dem Weg zur Küche durchs Zimmer kam. Ihm fiel weder ihr Blick noch ihr Schweigen auf. Sie blieb sitzen und nahm das Fernsehbild, auf das sie starrte, überhaupt nicht wahr. Ihr Verstand quälte sich an dem Rätsel, ohne eine Antwort zu finden, und rührte nur noch mehr Wut auf.
    Wenn sie ihre Ehe retten wollte, brauchte sie Rat. Sie spürte, wie Enttäuschung und Zorn Vernunft und Liebe verdrängten. Das war ungut, und sie wußte, daß sie sich dagegen wehren sollte, aber

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