Das Echo aller Furcht
Kati machte eine Pause. »Günther, Ihre Rolle ist... sehr gefährlich.«
Bock tat einen tiefen Zug und blies den Rauch in die kalte Luft. »Der Plan ist schließlich von mir. Ich kenne die Risiken.«
»Von Himmelfahrtskommandos halte ich nichts«, bemerkte Kati nach einer Weile.
»Ich auch nicht. Die Sache ist gefährlich, aber ich werde wohl überleben. Ismael, wenn wir ein sicheres Leben hätten führen wollen, säßen wir in Büros und wären uns nie begegnet. Ich habe Petra und meine Töchter verloren. Nur meine Mission ist mir geblieben. Ich will zwar nicht behaupten, daß das genug ist, aber habe ich nicht mehr als die meisten Menschen?« Günther schaute auf zu den Sternen. »Wie oft habe ich mich gefragt: Wie verändert man die Welt? Bestimmt nicht, indem man an seine Sicherheit denkt. Was wir tun, kommt den Zahmen zugute, die die herrschenden Zustände verfluchen, aber nicht den Mut zum Handeln haben. Wir sind die Männer der Tat, wir nehmen die Risiken auf uns, stellen uns der Gefahr, nehmen für andere Entbehrungen auf uns. Das ist unsere Aufgabe. Für Zweifel ist es jetzt viel zu spät, mein Freund.«
»Günther, für mich ist das leichter, denn ich muß sowieso bald sterben.«
»Ich weiß.« Bock drehte sich um und schaute seinen Freund an. »Wir müssen uns alle auf das Ende gefaßt machen. Wir haben beide dem Tod zu oft ein Schnippchen geschlagen. Irgendwann holt er uns ein – und bestimmt nicht im Bett. Wir haben beide diesen Weg gewählt. Können wir jetzt noch umkehren?«
»Nein, ich nicht. Aber es ist hart, dem Tod ins Gesicht zu sehen.«
»Wahr.« Günther warf seinen Zigarettenstummel auf den Boden. »Aber wenigstens wissen wir, was uns bevorsteht. Die anderen, die kleinen Leute, wissen das nicht. Wer sich für Passivität entscheidet, wählt auch die Unwissenheit. Entweder ist man ein Instrument des Schicksals, oder man wird sein Opfer. Diese Wahl kann jeder selbst treffen.« Bock führte seinen Freund zurück ins Haus. »Unsere Entscheidung steht fest.«
»Bündel 38!« schnauzte Fromm, als sie eintraten.
»Achtunddreißig«, bestätigte Ghosn.
»Ja, Commodore?«
»Nehmen Sie Platz, Harry. Ich habe etwas mit Ihnen zu besprechen.«
»Die Mannschaft ist bereit, das Sonarteam auf Draht.«
Mancuso schaute seinen Untergebenen an und fragte sich, an welchem Punkt die Machermentalität zur Lüge wird. »Die vielen Versetzungsanträge auf Ihrem Boot machen mir etwas Kummer.«
Ricks ging nicht in die Defensive. »Die meisten Anträge wurden aus familiären Gründen gestellt. Leute, die mit ihren Gedanken anderswo sind, soll man nicht halten. Ein statistischer Zufall, wie ich ihn schon einmal erlebt habe.«
Erstaunt mich nicht, dachte Mancuso und fragte: »Wie ist die Moral der Mannschaft?«
»Sie haben die Ergebnisse der Übungen und Sicherheitsprüfungen gesehen und können sich daraus wohl ein Bild machen«, erwiderte Captain Ricks.
Schlitzohr, dachte Mancuso. »Gut, Harry, lassen Sie mich deutlicher werden. Sie hatten eine Meinungsverschiedenheit mit Dr. Jones.«
»Und?«
»Und ich habe mit ihm darüber gesprochen.«
»Wie offiziell ist dieses Gespräch?«
»So inoffiziell, wie Sie wollen, Harry.«
»Gut. Ihr Dr. Jones ist ein recht guter Techniker, aber er scheint vergessen zu haben, daß er die Marine als Mannschaftsgrad verließ. Wer mit mir wie mit einem Gleichgestellten reden will, sollte etwas geleistet haben.«
»Der Mann hat am California Institute of Technology seinen Doktor in Physik gemacht, Harry.«
Ricks schaute verdutzt drein. »Und?«
»Und? Er ist einer der klügsten Leute, die ich kenne, und war der beste Mannschaftsgrad, dem ich je begegnet bin.«
»Schön, aber wenn Mannschaftsgrade so klug wie Offiziere wären, würden sie besser bezahlt.« Dieser Gipfel der Arroganz brachte Mancuso auf.
»Captain, als ich Kommandant der Dallas war, hörte ich zu, wenn Jones etwas sagte. Hätten sich die Dinge anders entwickelt, wäre er inzwischen Erster Offizier und bekäme bald sein eigenes Jagd-U-Boot. Ron hätte einen erstklassigen Kommandanten abgegeben.«
Ricks tat das ab. »Es kam aber anders. Ich war schon immer der Auffassung, daß nur die Tüchtigen es schaffen. Der Rest läßt sich Ausreden einfallen. Na schön, er ist ein guter Techniker, das will ich nicht bestreiten. Er hat in meiner Sonarabteilung gute Arbeit geleistet, und dafür bin ich ihm dankbar, aber heben wir ihn doch nicht in den Himmel. Techniker und Berater gibt es wie Sand am
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