Das Echo aller Furcht
Meer.«
Mancuso erkannte, daß er mit diesem Mann so nicht weiterkam. Es war an der Zeit, ihm klipp und klar zu sagen, worum es ging. »Harry, mir ist zu Ohren gekommen, daß es um die Moral auf Ihrem Boot nicht zum besten steht. Für mich sind die vielen Versetzungsanträge ein Hinweis auf Probleme. Erkundigungen haben meinen Eindruck bestätigt. Sie haben ein Problem, ob Ihnen das nun klar ist oder nicht.«
»Das ist absoluter Unsinn, Sir, und erinnert mich an das Geschwätz von Suchtberatern. Erklärt jemand, der kein Trinker ist, er sei nicht alkoholabhängig, behaupten die Therapeuten, dieses Dementi sei der erste Hinweis auf die Existenz eines solchen Problems. Das ist doch ein Zirkelschluß; da beißt die Katze sich selbst in den Schwanz. Wäre die Moral auf meinem Boot schlecht, fielen die Leistungen ab. Darauf weist nichts hin. U-Boote sind mein Leben, und seitich diese Uniform anzog, gehörte ich zu den Besten der Besten. Mag sein, daß sich mein Stil von dem anderer Kommandanten unterscheidet. Ich krieche niemandem in den Arsch und verhätschle meine Männer nicht. Ich verlange und erhalte Leistung. Wenn Sie einen unbestreitbaren Beweis haben, daß ich etwas nicht richtig mache, höre ich zu, aber solange Sie den nicht beibringen, Sir, gehe ich davon aus, daß auf meinem Boot alles in Ordnung ist.«
Bartolomeo Vito Mancuso, bald Konteradmiral der US-Navy, sprang nur deshalb nicht auf, weil sein vorwiegend sizilianisches Blut nach Generationen in Amerika nicht mehr ganz so heiß war. In der alten Heimat, da war er sicher, hätte sein Ururgroßvater auf diese Beleidigung mit einer Ladung Schrot aus seiner lupara reagiert. So ließ er sich nichts anmerken und entschied eiskalt auf der Stelle, daß Ricks über den Rang eines Captains nie hinauskommen würde. Das stand in seiner Macht. Ihm unterstanden viele Kommandanten, und nur die zwei oder drei Besten kamen für die Beförderung zum Flaggoffizier in Frage. Mancuso nahm sich vor, Ricks als Viertbesten von vierzehn zu bewerten. Das war vielleicht ungerecht, erkannte Mancuso in einer Anwandlung von leidenschaftsloser Integrität, aber der Mann war für einen verantwortungsvolleren Posten nicht geeignet und vermutlich sogar schon zu hoch aufgestiegen. Natürlich würde Ricks sich lauthals und leidenschaftlich beschweren, aber Mancuso sagte dann einfach: »Tut mir leid, Harry, Sie machen Ihre Sache sehr gut, aber Andy, Bill und Chuck sind ein klein bißchen besser. Ihr Pech, daß Sie in einem Geschwader mit so vielen Assen dienen. Ich muß eine redliche Entscheidung treffen, und die drei übertreffen Sie nun mal um ein Haar...« So einfach war das.
Ricks erkannte, daß er eine Grenze verletzt hatte, daß es in der Navy »inoffizielle« Gespräche im Grunde nicht gab. Er hatte seinen Vorgesetzten herausgefordert, einen Mann, der kurz vor der Beförderung stand und den Respekt und das Ohr der Bürokraten im Pentagon und bei OP-02 hatte.
»Sir, entschuldigen Sie meine Offenheit. Niemand läßt sich gerne maßregeln, wenn er...«
Mancuso schnitt ihm lächelnd das Wort ab. »Kein Problem, Harry. Auch wir Italiener sind manchmal ein bißchen hitzig.« Zu spät, Harry, fügte er in Gedanken hinzu.
»Vielleicht haben Sie recht. Lassen Sie mich darüber nachdenken. Warten Sie, bis ich das Akula angehe, dann werden Sie schon sehen, wozu meine Leute fähig sind.«
Auf einmal redest du von »deinen Leuten«, Meister, dachte Mancuso. Zu spät. Aber er mußte ihm die Chance geben. Zumindest eine kleine Chance. Es müßte schon ein Wunder geschehen, damit Bart es sich anders überlegte. Vielleicht, sagte er sich, wenn dieses arrogante Arschloch mir am Unabhängigkeitstag, wenn der Festzug vorbeizieht, am Haupttor den Hintern küßt ...
»Solche Gespräche sind immer unangenehm«, sagte der Geschwaderchef. Ricks würde, wenn Mancuso ihn losgeworden war, als guter Fachingenieur enden, und Captain als Gipfel einer Karriere war schließlich keine Schande.
»Sonst nichts?« fragte Golowko.
»Überhaupt nichts«, erwiderte der Oberst.
»Und unser Offizier?«
»Ich überbrachte seiner Witwe vor zwei Tagen die schlechte Nachricht und mußte ihr sagen, daß die Leiche nicht geborgen werden konnte. Sie nahm es sehr schwer«, berichtete der Mann leise.
»Ist die Frage der Pension geregelt?«
»Darum kümmere ich mich selbst.«
»Gut. Diesen gefühllosen Bürokraten ist alles egal. Sollte es Probleme geben, wenden Sie sich an mich.«
»Was die technische Aufklärung
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