Das Echo aller Furcht
Schlafzimmer, um sich umzuziehen. Seine Frau kam ihm mit einem Wäschekorb entgegen. Jack stellte sich ihr in den Weg und beugte sich vor, um sie zu küssen, aber sie wich zurück und schüttelte den Kopf. Na ja, keine Katastrophe.
»Was gibt’s zum Abendessen?« fragte er leichthin.
»Keine Ahnung. Mach dir doch selbst was.« Warum war sie so aggressiv, so kurz angebunden?
»Was hab’ ich denn angestellt?« fragte Jack. Er war überrascht, hatte ihre Haltung aber noch nicht interpretiert. Ihr feindseliger Blick war ihm fremd, und der Ton ihrer Antwort ließ ihn zusammenfahren.
»Nichts, Jack. Überhaupt nichts.« Sie drängte sich mit dem Wäschekorb an ihm vorbei und verschwand um die Ecke.
Er blieb mit dem Rücken zur Wand und mit offenem Mund stehen, wußte nicht, was er sagen sollte, und konnte nicht verstehen, warum seine Frau ihn auf einmal verachtete.
Die Strecke Latakia – Piräus legte das Schiff in nur anderthalb Tagen zurück. Bock hatte einen Frachter gefunden, der gleich den richtigen Hafen anlief, so daß das Umladen in Rotterdam entfiel. Kati mißbilligte zunächst die Abweichung vom Plan, aber als sich herausstellte, daß sie auf diese Weise fünf Tage sparten, war er einverstanden. Zusammen mit Ghosn sah er zu, wie ein Kran die Holzkiste anhob und auf dem Deck des griechischen Containerschiffs Carmen Vita absetzte. Der Frachter sollte am Abend auslaufen und elf Tage später in den Staaten eintreffen. Kati hatte erwogen, ein Flugzeug für den Transport der Bombe zu chartern, diesen Weg aber als zu riskant verworfen. Elf Tage also. So blieb noch Zeit für einen Arztbesuch; anschließend wollte er nach Amerika fliegen und alle Vorkehrungen überprüfen. Dockarbeiter zurrten die Kiste fest. Ihre Position in der Mitte des Schiffes und achtern war sicher, und andere Kisten wurden darauf gestapelt und schützten sie vor der direkten Einwirkung der Winterstürme. Die beiden Männer zogen sich in ein Cafe zurück und warteten, bis die Carmen Vita ausgelaufen war. Dann flogen sie nach Damaskus und fuhren zu ihrem Hauptquartier. Die Bombenwerkstatt war bereits aufgelöst beziehungsweise eingemottet worden. Man hatte die Stromleitungen gekappt und die Eingänge zugeschüttet. Wer mit einem schweren Lkw über das getarnte Dach fuhr, würde eine böse Überraschung erleben. Aber das war unwahrscheinlich. Möglich hingegen war, daß man die Einrichtung noch einmal benutzte, und statt die Maschinen mühsam an einer anderen Stelle zu vergraben, hatte man die Werkstatt einfach zugedeckt.
Russell flog nach Chicago, um sich die erste Runde der Ausscheidungsspiele anzusehen. Er hatte eine teure Nikon F4 mitgebracht und verschoß beim Fotografieren der Ü-Wagen des TV-Netzes ABC zwei Filme. Das Team der Sportsendung Monday Night Football übertrug die Begegnung. Russell fuhr mit dem Taxi zurück zum Flughafen und war so rechtzeitig wieder in Denver, daß er auf der Fahrt vom Stapleton-Flughafen zu seinem neuen Haus einen Teil der Übertragung des Spiels im Radio hören konnte. Die Bears gewannen in der Verlängerung 23:20, womit Chicago die Ehre haben würde, am kommenden Wochenende im Metrodome gegen die Vikings verlieren zu dürfen. In einem weiteren Spiel der Punktbesten setzte sich Minnesota durch. Tony Wills’ Leistenzerrung war ausgeheilt, wie der Kommentator erklärte, und dieser junge Spieler hatte bereits in seiner ersten Saison in der Profiliga knapp 2000 Yard stürmend zurückgelegt und noch einmal 800 als Receiver. Dieses Spiel bekam Russell fast ganz mit, weil es an der Westküste ausgetragen wurde.
USS Maine lief ohne Zwischenfälle aus dem Dock. Schlepper drehten das U-Boot herum, bis sein Bug auf die Fahrrinne wies, und hielten sich für weitere Unterstützung bereit. Captain Ricks stand auf der Kommandobrücke des Turms und stützte sich auf die Reling. Lieutenant Commander Claggett hatte Wache in der Zentrale. Die eigentliche Arbeit tat der Navigator, der durchs Periskop Positionen fixierte, die ein Steuermannsmaat dann auf der Seekarte markierte. So stellte man sicher, daß das Unterseeboot in der Mitte der Fahrrinne und in die rechte Richtung fuhr. Die Fahrt zum offenen Meer zog sich hin. Überall im Boot verstauten die Männer Gerät und Proviant. Wer keinen Dienst hatte, lag in der Koje und machte ein Nickerchen. Die Seeleute waren bemüht, sich nach dem Landurlaub wieder auf das Leben in See umzustellen. Familien und Freundinnen waren nun so weit entfernt, als lebten sie
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