Das Echo aller Furcht
auf einem anderen Planeten. Für die nächsten zwei Monate war die Welt dieser Männer auf den Raum im Stahlrumpf ihres Bootes beschränkt.
Wie immer sah Mancuso seinem Boot beim Auslaufen nach. Ein Jammer, dachte er, daß ich Ricks die Maine nicht abnehmen konnte. Aber so einfach ging das nicht. Bei einer Routinebesprechung der Gruppe in einigen Tagen wollte er seine Vorbehalte gegen Ricks äußern. Er konnte aber beim ersten Mal nicht zu weit gehen und wollte deshalb der Gruppe nur mitteilen, daß er an dem Kommandanten der Besatzung »Gold« zweifelte. Das quasipolitische Manöver ging ihm, der seine Bedenken lieber offen aussprach, wie es bei der Navy üblich war, auf die Nerven, aber gewisse Spielregeln mußten eingehalten werden. Solange kein triftiger Grund zum Handeln vorlag, konnte er lediglich Vorbehalte anmelden. Zudem war der Chef der Gruppe auch so ein Überflieger von Ingenieur, dem Harry wohl sympathisch war.
Mancuso versuchte erfolglos, seine Empfindungen in diesem Augenblick zu definieren. Die schiefergraue Silhouette verlor sich in der Ferne, glitt durch das ölglatte Wasser des Hafens und hinaus auf die fünfte Abschreckungspatrouille – so, wie es die Unterseeboote der US-Navy seit 30 Jahren getan hatten. Ganz normaler Betrieb trotz aller Veränderungen auf der Welt. Maine lief aus, um durch Drohung mit der unmenschlichsten aller Waffen den Frieden zu erhalten. Der Commodore schüttelte den Kopf. Verrückt. Allein aus diesem Grund hatte er Jagd-U-Boote vorgezogen. Aber die Strategie der Abschreckung hatte gewirkt und mußte wohl noch einige Jahre lang beibehalten werden. Nicht jeder Skipper eines strategischen Bootes war so ein As wie Mush Morton, aber sie brachten wenigstens alle ihre U-Kreuzer heil zurück. Er stieg in seinen marineblauen Dienstwagen und wies den Fahrer an, ihn zurück in die Zentrale zu bringen. Der Papierkram wartete.
Zum Glück merken die Kinder nichts, dachte Jack. Kinder lebten als Zuschauer in einer hochkomplizierten Welt, die sie erst nach jahrelanger Ausbildung verstehen lernten. So nahmen sie vorwiegend wahr, was sie verstanden, und dazu gehörten keinesfalls Eltern, die einfach nicht miteinander redeten. Vielleicht ließ sich die Sache bereinigen, bevor die Kinder etwas merkten. Bestimmt, dachte Jack.
Er hatte keine Ahnung, was nicht stimmte, und wußte auch nicht, wie der Knoten zu lösen war. Er könnte natürlich zu einer annehmbaren Zeit heimkommen und sie vielleicht zum Essen in ein nettes Restaurant ausführen und – aber das fiel natürlich flach, wenn man zwei Schulkinder hatte. Ein Babysitter war mitten in der Woche und so weit von der Stadt entfernt nur schwer aufzutreiben. Eine andere Möglichkeit wäre, einfach heimzukommen, sich mehr um Cathy zu kümmern und dann mit ihr...
Doch er konnte sich auf seine Potenz nicht verlassen, und ein weiterer Fehlschlag hätte alles noch verschlimmert.
Er schaute von seinem Schreibtisch hinüber zu den Kiefern jenseits der Umzäunung des CIA-Komplexes. Die Symmetrie war perfekt. Seine Arbeit ruinierte sein Familienleben, und nun begann das Familienleben negative Auswirkungen auf seine Arbeit zu nehmen. Inzwischen war er an einem Punkt angelangt, an dem er überhaupt nichts mehr recht machen konnte. Einfach toll. Ryan stand auf, ging aus seinem Zimmer, schlenderte zum nächsten Kiosk und kaufte dort die erste Packung Zigaretten seit..fünf oder sechs Jahren? Egal. Er riß die Packung auf und schüttelte ein Stäbchen heraus. Der Luxus eines eigenen Büros bedeutete, daß er ungehindert qualmen konnte. Wie bei allen anderen Regierungsbehörden konnte man bei der CIA inzwischen praktisch nur noch auf der Toilette rauchen. Er tat so, als nähme er Nancys mißbilligende Miene nicht wahr, ging in sein Zimmer und durchwühlte den Schreibtisch nach einem Aschenbecher.
Eine Minute später, als ihm ein bißchen schwummerig wurde, kam er zu dem Schluß, daß Nikotin und Alkohol zu den verläßlicheren Annehmlichkeiten des Lebens gehörten. Man führte sich diese Substanzen zu und wurde mit der entsprechenden Wirkung belohnt – damit war ihre Beliebtheit trotz der bekannten negativen Auswirkungen auf die Gesundheit erklärt. Alkohol und Nikotin machten das unerträgliche Leben erträglich und verkürzten es zugleich.
Super. Beinahe hätte Ryan über seine unglaubliche Dummheit laut gelacht. Was konnte er an sich sonst noch kaputtmachen? Und kam es überhaupt drauf an?
Wichtig war seine Arbeit, das stand fest. Sie
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