Das Echo aller Furcht
Sobald der Rest meines Geldes eingegangen ist, bezahle ich alles in bar. Allerdings möchte ich sofort einziehen. In Hotels habe ich lange genug gelebt. Meinen Sie, das ließe sich einrichten?«
Die Maklerin strahlte ihn an. »Das kann ich garantieren.«
»Bestens. Wie stehen die Broncos dieses Jahr da?«
»Acht Spiele gewonnen, acht verloren. Man baut gerade eine neue Mannschaft auf. Mein Mann und ich haben Plätze abonniert. Wollen Sie versuchen, eine Karte fürs Endspiel zu erwischen?«
»Aber klar!«
»Das wird nicht einfach sein«, warnte die Maklerin.
»Das werde ich schon deichseln.« Eine Stunde später nahm die Maklerin von ihrem Mann, dem Filialleiter, einen Bankscheck über 50 000 Dollar entgegen. Russell hatte sie den Weg zu einem Möbelhändler und einem Elektrogeschäft erklärt. Nachdem er dort eingekauft und beim Fordhändler am Ort einen weißen Transporter erstanden hatte, fuhr er zur Ranch, wo er das Fahrzeug in einen Schuppen stellte. Er beschloß, den Mietwagen noch eine Weile zu behalten, eine weitere Nacht im Motel zu verbringen und dann in sein neues Haus zu ziehen. Er hatte nicht das Gefühl, etwas vollbracht zu haben; dazu gab es noch viel zuviel zu tun.
Cathy Ryan las inzwischen aufmerksamer Zeitung. Die Stärke der Washington Post waren Berichte über Skandale und Indiskretionen, und Cathy achtete nun besonders auf Artikel, die mit »Robert Holtzman« gezeichnet waren. Leider waren die neueren Berichte über die Probleme bei der CIA allgemeiner gehalten und befaßten sich vorwiegend mit den Veränderungen in der Sowjetunion, die sie nur mit Mühe verstand. Sie interessierte sich nun mal nicht besonders für dieses Thema – so wie Jack Fortschritte in der Augenchirurgie längst nicht so aufregend fand wie seine Frau. Endlich erschien ein Artikel über die »finanziellen Unregelmäßigkeiten« eines »sehr hohen Beamten«. Darüber wurde nun zum zweiten Mal berichtet, und Cathy wurde klar, daß, sollte Jack gemeint sein, sie alle fraglichen Dokumente im Haus hatte. Es war Sonntag, und trotzdem war Jackzur Arbeit gefahren, hatte sie mit den Kindern wieder mal zu Hause gelassen. Die Kleinen verbrachten den kalten Morgen vor dem Fernseher. Cathy machte sich an die Finanzakten.
Sie waren eine Katastrophe. Auch für Geldangelegenheiten interessierte sich Dr. Caroline Ryan nicht besonders, so daß die Vermögensverwaltung Jack zufiel – so wie ihr das Kochen. Sie wußte noch nicht einmal, nach welchem System die Unterlagen geordnet waren, und bezweifelte, daß dieses Chaos für ihren Blick gedacht war. Zuerst erfuhr sie, daß die Anlageberater, die das Portefeuille der Ryans blind verwalteten, recht erfolgreich arbeiteten. Normalerweise bekam sie nur die Abrechnung am Jahresende zu sehen; Geld war ihr, wie gesagt, nicht wichtig. Das Haus war bezahlt, der Betrag für die Ausbildung der Kinder bereits auf den Konten. Im Grunde lebten die Ryans von ihren Gehältern und ließen ihre Investitionen wachsen. Das verkomplizierte ihre Steuererklärung, um die sich Jack mit Hilfe des Familienanwalts ebenfalls kümmerte. Die neueste Übersicht über das Gesamtvermögen der Familie war eine große Überraschung, und Cathy beschloß, den Anlageberatern eine Weihnachtskarte zu schicken. Aber das war es nicht, wonach Cathy suchte. Fündig wurde sie am Nachmittag um halb drei: »Zimmer« stand einfach auf der Akte, die sie natürlich in der untersten Schublade gefunden hatte.
Die Akte war mehrere Zentimeter dick. Cathy, die bedauerte, gegen die von überanstrengten Augen ausgelösten Kopfschmerzen keine Tylenol genommen zu haben, setzte sich im Schneidersitz damit auf den Boden und schlug sie auf. Das erste Dokument war ein Brief von Jack an einen Anwalt – nicht an den Juristen, der ihre Testamente aufbewahrte und sich um ihre Steuerangelegenheiten kümmerte -, in dem er ihn anwies, eine Stiftung für die Ausbildung von sieben Kindern einzurichten. Einige Monate später war die Zahl der Kinder auf acht geändert worden. In die Stiftung waren ursprünglich mehr als 500000 Dollar in Form von Aktien eingebracht worden, die Jacks Anlageberater verwaltete. Zu ihrer Überraschung sah Cathy, daß Jack hier anders als bei seinem eigenen Aktienpaket mit Empfehlungen eingriff. Er hatte sein Gespür für die Börse nicht verloren, denn das Zimmer-Portefeuille wies einen Ertrag von 23 Prozent auf. Weitere 100 000 Dollar waren in eine Firma investiert worden, ein Franchise-Unternehmen, dessen Lizenzgeber
Weitere Kostenlose Bücher