Das Echo aller Furcht
dieser Straße kaum etwas ausrichten können, und nun war es so kalt geworden, daß selbst gestreute Abschnitte vereisten. Schlimmer noch, die wenigen Washingtoner Automobilisten, die unterwegs waren, stellten ihre üblichen Fahrkünste unter Beweis. Selbst jene, die Fahrzeuge mit Vierradantrieb besaßen, verhielten sich so, als machten die zusätzlichen Kräfte sie gegen die Gesetze der Physik immun. Wilkes war gerade über die Brücke gefahren, die die South Capital Street überspannt, und hielt nun auf abschüssiger Strecke auf die Ausfahrt Main Avenue zu. Ein Irrermit einem Toyota überholte ihn und schnitt ihn dann, um die Ausfahrt zum Zentrum noch zu erwischen. Auf einer vereisten Stelle, wo auch der Frontantrieb nichts half, stellte er sich quer. Wilkes konnte nicht mehr ausweichen und fuhr ihm mit 25 Stundenkilometern in die Seite.
»Scheiß drauf«, sagte er laut. »Für so was hab’ ich jetzt keine Zeit.« Der General stieß ein Stück zurück und begann das querstehende Auto zu umfahren, noch ehe dessen Fahrer ausgestiegen war. Allerdings schaute er nicht in den Rückspiegel. Beim Spurwechsel fuhr ein Sattelschlepper mit 40 Stundenkilometern auf ihn auf. Der Aufprall war so heftig, daß der Wagen des Generals über die Leitplanke und in die Bahn eines entgegenkommenden Fahrzeugs geschleudert wurde. Wilkes war sofort tot.
39
Echos
Elizabeth Elliot starrte ausdruckslos die Wand gegenüber an und trank Kaffee. Das ist die einzige Erklärung, dachte sie. Alle Warnungen waren ignoriert worden. Nun paßte alles zusammen. Das sowjetische Militär hatte einen Machtkampf begonnen und dabei Bob Fowler zum Ziel gewählt. Eigentlich hätten wir beim Spiel sein sollen, dachte sie. Bob wollte hin, und jeder rechnete mit seinem Erscheinen, weil Dennis Bunker eine Mannschaft gehörte. Auch ich wäre dort gewesen. Und wäre jetzt tot. Wenn sie Bob umbringen wollten, hatten sie auch die Absicht, mich zu töten ...
PRÄSIDENT NARMONOW:
ICH STELLE MIT BEFRIEDIGUNG FEST, DASS WIR UNS ÜBER DIE NOTWENDIGKEIT VON VORSICHT UND VERNUNFT EINIG SIND. ICH WERDE NUN ZUSAMMEN MIT MEINEN BERATERN VERSUCHEN, DEN GRUND FÜR DIESEN ENTSETZLICHEN VORFALL FESTZUSTELLEN, UND WERDE SIE WEITER INFORMIERT HALTEN.
Die Antwort ging fast augenblicklich ein.
PRÄSIDENT FOWLER:
WIR BLEIBEN AN DER LEITUNG.
»Das war recht einfach«, meinte Fowler und blickte auf den Bildschirm.
»Wirklich?« fragte Liz Elliot.
»Was meinen Sie?«
»Robert, es fand eine nukleare Explosion an einem Ort statt, an dem Sie sich eigentlich aufhalten sollten. Das wäre Nummer eins. Nummer zwei: Es gingen Berichte über verschwundene sowjetische Kernwaffen ein. Nummer drei: Können wir denn sicher sein, daß es wirklich Narmonow ist, der da am anderen Ende sitzt?«
»Wie bitte?«
»Unsere besten Informationen weisen auf die Möglichkeit eines Putschs in Rußland hin. Wir verhalten uns aber so, als hätten wir diese Hinweise nie erhalten – Obwohl hier bei uns eine Bombe explodiert ist, die gut eine taktische Kernwaffe genau des Typs gewesen sein mag, der unseren Vermutungen nach verschwunden ist. Wir haben es bislang versäumt, alle politischen Dimensionen zu berücksichtigen.« Dr. Elliot sprach ins Mikrofon: »General Borstein, wie leicht ist es, eine Atombombe in die USA einzuschmuggeln?«
»Angesichts unserer Grenzkontrollen wäre das ein Kinderspiel«, kam die Antwort von NORAD. »Was wollen Sie damit sagen, Dr. Elliot?«
»Ich will damit sagen, daß wir nun schon seit einiger Zeit deutliche Hinweise auf Narmonows politische Schwierigkeiten bekommen – sein Militär macht Ärger, hieß es, und es gäbe eine nukleare Dimension. Was, wenn es putscht, am günstigsten in der Nacht von Sonntag auf Montag, wenn alles schläft? Wir gingen bisher immer von der Annahme aus, daß der nukleare Aspekt ein innenpolitisches Druckmittel ist – aber was, wenn die Operation sehr viel heimtückischer ist? Wenn man versuchte, unsere Regierung zu enthaupten, um uns an Maßnahmen gegen den Putsch zu hindern? Gut, die Bombe geht hoch, Durling ist wie jetzt gerade im NEACP, und sie nehmen Kontakt mit ihm auf. Da sie seine Reaktion voraussagen können, verfassen sie ihre Erklärungen über den heißen Draht im voraus. Wir gehen automatisch auf eine höhere Alarmstufe, sie auch – verstehen Sie jetzt? Wir sind nicht mehr in der Lage, uns in den Putsch einzumischen.«
»Mr. President, Sie sollten erst den Rat der Nachrichtendienste einholen, ehe Sie diese
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