Das Echo aller Furcht
ein altgedienter Unteroffizier, der nun schon zum dritten Mal in der einstmals geteilten Stadt stationiert war und sich gut auskannte. Er hatte eine günstige Stelle im Sinn und hoffte nur, daß die Russen sie nicht vor ihm erreichten: einen Bauplatz, an dem ein Mahnmal für die Opfer der Mauer entstand. Von hier aus waren die in Kürze aufzulösenden Lager der Russen und Amerikaner zu übersehen, und Planierraupen hatten einen hohen Erdwall aufgeschüttet, auf dem eine Plastik aufgestellt werden sollte. Die russischen Panzer kurvten ziellos auf dem eingenommenen Gebiet herum und warteten offenbar auf ihre Infanterie. Sie wurden von den Bradleys mit TOW belegt und schossen zurück in den Wald.
»Verdammt, die machen die Jungs in den Bradleys ein«, sagte der Kommandeur der Einheit, ein Captain, dessen Panzer der letzte seiner Kompanie war. »In Stellung gehen.« Das nahm eine weitere Minute in Anspruch. Die Panzer waren nun in Deckung, nur ihre Türme und Kanonen ragten noch über den Erdwall hinaus. »Feuer frei!«
Alle neun Panzer schossen gleichzeitig. Der Abstand betrug nur gut 2000 Meter, und nun kam die Überraschung von der anderen Seite. Fünf russische Panzer fielen der ersten Salve zum Opfer und Sekunden darauf, als die Abrams zum Schnellfeuer übergingen, sechs weitere.
Im Wald bei den Bradleys sah der stellvertretende Kommandeur der Brigade die Nordflanke der Russen zusammenbrechen. Eine bessere Bezeichnung fiel ihm nicht ein. Das nördlichste russische Bataillon versuchte, sich zu reorientieren, aber seine Gegner hatten alle Gefechtserfahrung und waren nun im Vorteil. Er fragte sich zwar, warum die Russen ihren Angriff nicht weiter vortrugen, hatte aber im Augenblick keine Zeit, solche Gedanken weiterzuverfolgen. Fest stand für ihn nur, daß sie Mist gebaut hatten, und das war gut für ihn und seine Männer.
»Sir, ich habe die 7. Armee.« Ein Sergeant reichte ihm ein Mikrofon. »Was ist bei Ihnen los?«
»General, hier spricht Lieutenant Colonel Long. Wir wurden gerade von dem uns gegenüberliegenden sowjetischen Regiment angegriffen. Sie kamen ohne Warnung in unsere Kaserne gestürmt wie General Stuart. Wir haben den Angriff zum Stillstand gebracht, aber fast alle unsere Panzer verloren. Nun brauchen wir Verstärkung, Sir.«
»Verluste?«
»Sir, ich habe über 40 Panzer, acht Bradleys und mindestens zweihundert Mann verloren.«
»Ihr Gegner?«
»Ein Panzerregiment. Mehr bisher nicht, aber die haben ja in der Gegend viele Freunde, Sir. Ich könnte auch ein paar brauchen.«
»Ich will sehen, was ich tun kann.«
General Kuropatkin schaute auf seine Statuskonsole. Alle Radarsysteme, die nicht gerade gewartet wurden, waren in Betrieb. Spähsatelliten hatten ihm verraten, daß zwei Stützpunkte strategischer Bombergeschwader leer waren. Das bedeutete, daß die Maschinen nun begleitet von ihren Tankern KC-135 in der Luft und im Anflug auf die Sowjetunion waren. Bei den landgestützten Interkontinentalraketen mußte ebenfalls die höchste Alarmstufe herrschen. Seine Adlersatelliten würden ihm Raketenstarts melden, was bedeutete, daß es sein Land noch genau 30 Minuten lang geben würde. 30 Minuten, dachte der General. 30 Minuten und die Geistesverfassung des amerikanischen Präsidenten entschieden über Leben und Tod seines Landes.
»Verstärkte Luftaktivität über Deutschland«, meldete ein Oberst. »Von Ramstein und Bitburg sind insgesamt acht amerikanische Kampfflugzeuge aufgestiegen und auf Ostkurs gegangen.«
»Was wissen wir über den amerikanischen Stealth-Bomber?«
»Eine Staffel von 18 Maschinen ist in Ramstein. Angeblich führen die Amerikaner sie ihren kaufinteressierten Nato-Verbündeten vor.«
»Diese Maschinen könnten jetzt alle in der Luft sein«, stellte Kuropatkin fest, »und zwar mit Kernwaffen an Bord.«
»Korrekt, der Typ kann leicht zwei B-61 tragen. Wenn sie in großer Höhe anfliegen, können sie über Moskau sein, ehe wir uns versehen...«
»Und mit ihrer Technologie bringen sie ihre Bomben exakt ins Ziel... zweieinhalb Stunden nach dem Start... mein Gott.« Wenn eine Bombe so eingestellt wurde, daß sie erst in den Boden eindrang und dann detonierte, konnte sie den Bunker des Präsidenten zerstören. Kuropatkin griff zum Telefon. »Ich muß den Präsidenten sprechen.«
»Ja, General, was gibt’s?« fragte Narmonow.
»Wir haben Hinweise auf amerikanische Aktivität im deutschen Luftraum.«
»Das ist noch nicht alles. Ein Garderegiment in Berlin meldet
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