Das Echo aller Furcht
HAT. DER MELDUNG NACH SIND DIE VERLUSTE SCHWER. ICH BITTE UM EINE ERKLÄRUNG.
»Scheiße!« flüsterte Ryan, als er das Fax gelesen hatte.
»Ich bitte um Stellungnahme«, sagte Fowler über die Konferenzschaltung.
»Am besten sagen wir, daß wir von dem Vorfall nichts wissen«, riet Liz Elliot. »Geben wir die Sache zu, übernehmen wir einen Teil der Verantwortung.«
»Jetzt zu lügen wäre katastrophal«, erwiderte Ryan heftig und hatte dabei das Gefühl, es zu übertreiben. Wenn du zu brüllen anfängst, hören sie nicht mehr auf dich, dachte er. Also mit der Ruhe...
»Das können Sie Narmonow erzählen«, schoß Liz Elliot zurück. »Schließlich sind wir von ihnen angegriffen worden.«
»Den Meldungen nach schon, aber –«
»Ryan, bezichtigen Sie unsere Leute der Lüge?« grollte Borstein.
»Nein, General, aber Sie wissen genausogut wie ich, daß die Informationen in Krisen oft unzuverlässig sind.«
»Wenn wir alle Kenntnis abstreiten, brauchen wir keine Positionen einzunehmen, die wir später wieder räumen müßten«, beharrte die Sicherheitsberaterin. »Außerdem forderten wir die Gegenseite nicht heraus. Und warum bringen Sie das eigentlich jetzt zur Sprache?«
»Mr. President«, meinte Ryan, »als ehemaliger Staatsanwalt müssen Sie wissen, wie unzuverlässig Augenzeugen sein können. Es ist möglich, daß Narmonow die Frage in gutem Glauben gestellt hat. Ich rate, sie ehrlich zu beantworten.« Jack drehte sich zu Goodley um, der den Daumen hob.
»Robert, wir haben es hier nicht mit Zivilisten, sondern mit Berufssoldaten zu tun, und die müssen scharfe Beobachter sein«, konterte Liz Elliot. »Sowjetische Truppen fangen doch kein Gefecht an, ohne einen entsprechenden Befehl zu haben. Demnach muß er wissen, daß er eine falsche Anschuldigung erhebt. Wenn wir zugeben, über den Vorfall informiert zu sein, erwecken wir den Eindruck, als sei sein Vorwurf begründet. Ich weiß nun nicht, welches Spiel er - oder wer sonst am anderen Ende der Leitung sitzt – spielt, aber wenn wir einfach Unwissenheit vortäuschen, gewinnen wir Zeit.« »Dem muß ich heftig widersprechen«, sagte Jack so ruhig wie möglich.
PRÄSIDENT NARMONOW:
WIE SIE WISSEN, BEFASSE ICH MICH IM AUGENBLICK VORWIEGEND MIT DEN EREIGNISSEN INNERHALB UNSERER GRENZEN. AUS BERLIN LIEGEN MIR NOCH KEINE INFORMATIONEN VOR. ICH DANKE FÜR IHRE ANFRAGE UND HABE MEINE LEUTE ANGEWIESEN, DIE ANGELEGENHEIT ZU PRÜFEN.
»Stellungnahmen?«
»Der Kerl lügt uns die Hucke voll«, meinte der Verteidigungsminister. »Das amerikanische Kommunikationssystem ist zu gut.«
»Robert, Robert, warum lügst du so schamlos ...?« sagte Narmonow mit gesenktem Kopf. Der sowjetische Präsident war nun gezwungen, sich Fragen zu stellen. Die Beziehungen zu den USA hatten sich in den vergangenen Monaten leicht abgekühlt. Er hatte um zusätzliche Kredite gebeten und war vertröstet worden. Die Amerikaner bestanden auf der uneingeschränkten Erfüllung der Bedingungen des Abrüstungsvertrags, obwohl sie das Entsorgungsproblem kannten und obwohl er Fowler von Angesicht zu Angesicht versichert hatte, es würde alles ausgeführt. Was hatte sich verändert? Warum löste Fowler nun seine Versprechungen nicht ein? Was trieb er?
»Es steckt mehr als nur eine Lüge dahinter«, bemerkte der Verteidigungsminister nach kurzem Nachdenken.
»Was meinen Sie damit?«
»Er betont erneut, daß er sich vorwiegend mit der Rettungsaktion in Denver befaßt, aber wir wissen, daß er seine strategischen Kräfte in volle Alarmbereitschaft versetzt hat. Warum hat er uns darüber nicht informiert?«
»Weil er uns nicht provozieren will...?« spekulierte Narmonow. Diese Worte klangen selbst ihm hohl.
»Denkbar«, räumte der Verteidigungsminister ein. »Aber sie wissen nicht, mit welchem Erfolg wir ihren Chiffrenverkehr mitlesen. Vielleicht bilden sie sich ein, uns das verheimlicht zu haben.«
»Nein«, wandte Kuropatkin aus seiner Befehlszentrale ein. »Dem kann ich nicht zustimmen. Die Hinweise sind unübersehbar. Die Amerikaner müssen wissen, daß uns Aspekte ihres strategischen Alarms nicht verborgen geblieben sein können.«
»Gewisse Aspekte, aber nicht alle.« Der Verteidigungsminister wandte sich an Narmonow. »Wir müssen uns darauf einstellen, daß der amerikanische Präsident möglicherweise nicht mehr rational handelt.«
»Zum ersten Mal?« fragte Fowler.
Elizabeth Elliot, die nun recht blaß war, nickte. »Robert, es ist zwar allgemein nicht bekannt, stimmt
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