Das Echo aller Furcht
Adler leistete die Vorarbeit für seinen Minister und war bei wichtigen Verhandlungen immer an seiner Seite.
Am erstaunlichsten war natürlich, daß kein einziger Informant des Mossad wußte, was gespielt wurde. »Etwas Wichtiges, den Nahen Osten betreffend«, hatte man ihm gemeldet. »Nichts Genaues ... aber Ryan von der CIA hat etwas damit zu tun ...« Ende der Meldung.
Avi reagierte gelassen. Dies war ein Spiel, bei dem man nie alle Karten zu sehen bekam. Sein Bruder hatte als Kinderarzt ähnliche Probleme mit seinen kleinen Patienten; die konnten oder wollten auch nicht sagen, was ihnen fehlte. Doch sein Bruder bekam wenigstens die Chance, zu fragen, zu deuten, das Stethoskop anzusetzen ...
»Jack, irgend etwas muß ich meinen Vorgesetzten sagen«, bat General Ben Jakob.
»Ich bitte Sie, General.« Jack winkte nach einem zweiten Bier. »Was war eigentlich auf dem Tempelberg los?«
»Der Mann war – ist geistesgestört. Er ist im Krankenhaus und wird wegen Selbstmordgefahr rund um die Uhr bewacht. Seine Frau hatte ihn gerade verlassen, er geriet unter den Einfluß eines religiösen Fanatikers, und ...« Ben Jakob zuckte mit den Achseln. »Eine schlimme Sache.«
»Allerdings, Avi. Wissen Sie eigentlich, in welcher politischen Zwangslage Sie jetzt stecken?«
»Jack, mit solchen Problemen sind wir noch immer fertiggeworden.«
»Dacht’ich mir’s doch. Avi, Sie sind ein brillanter Mann, aber diesmal haben Sie sich verschätzt. Sie haben wirklich keine Ahnung, was vor sich geht.«
»Dann weihen Sie mich doch einmal ein.«
»General, dieser Vorfall vor zwei Tagen hat eine unwiderrufliche Veränderung bewirkt. Das muß Ihnen klar sein.«
»Was für eine Veränderung?«
»Die werden Sie abwarten müssen. Auch ich habe meine Anweisungen.«
»Will Ihr Land uns etwa drohen?«
»Nein, so weit wird es nie kommen, Avi.« Ryan merkte, daß er zuviel redete, und war nun vor seinem gewitzten Gegenüber auf der Hut.
»Sie können uns aber nicht unsere Politik diktieren.«
Jack verkniff sich die Antwort. »Sie sind sehr geschickt, General, aber das ändert meine Anweisungen nicht. Bedaure, Sie müssen abwarten. Schade, daß Ihre Leute in Washington Ihnen nicht helfen können. Ich kann jedenfalls nichts für Sie tun.«
Ben Jakob versuchte es anders. »Ich lade Sie sogar zum Essen ein, obwohl mein Land viel ärmer ist als Ihres.«
Jack mußte über seinen Ton lachen. »Das Bier schmeckt auch und wird vorerst mein letztes sein, wenn ich, wie Sie behaupten, diese Reise antrete.«
»Ihre Besatzung hat, wie ich höre, bereits den Flugplan angemeldet.«
»Da sieht man mal wieder, wie weit die Geheimhaltung reicht.« Jack nahm die zweite Flasche entgegen und lächelte dem Kellner zu. »Avi, lassen wir die Sache erst mal auf sich beruhen. Glauben Sie denn wirklich, wir könnten etwas tun, das die Sicherheit Ihres Landes gefährdet?«
Allerdings! dachte der General, konnte das aber natürlich nicht aussprechen und schwieg. Ryan nutzte die Pause, um das Thema zu wechseln.
»Wie ich höre, sind Sie Großvater geworden.«
»Stimmt, meine Tochter hat mir ein paar graue Haare mehr gemacht. Ihre Kleine heißt Leah.«
»Avi, Sie haben mein Wort: Leah wird in Sicherheit aufwachsen.«
»Und wer soll das garantieren?« fragte Ben Jakob.
»Die Kräfte, die das schon immer getan haben.« Ryan gratulierte sich zu dieser Antwort. Der arme Avi fischte verzweifelt nach Informationen; bedauerlich, daß er es so plump tun mußte. Selbst die hellsten Köpfe werden manchmal in die Ecke getrieben ...
Ben Jakob nahm sich vor, das Dossier über Ryan auf den neuesten Stand bringen zu lassen, um bei ihrer nächsten Begegnung besser informiert zu sein. Mit Niederlagen fand sich der General nur schwer ab.
Dr. Charles Alden sah sich in seinem Büro um. Natürlich trat er nicht sofort zurück; das würde Fowler schaden. Sein Rücktrittsgesuch lag unterschrieben auf der grünen Schreibunterlage und sollte zum Monatsende eingereicht werden. Aber das war eine reine Formsache: Ab heute hatte er keine Dienstpflichten mehr. Er würde zwar noch erscheinen, die Meldungen lesen und sich Notizen machen, aber Vortrag hielt von nun an Elizabeth Elliot. Der Präsident hatte auf seine übliche kühle Art sein Bedauern ausgedrückt. »Schade, daß wir Sie verlieren, Charlie, ganz besonders zu diesem Zeitpunkt, aber es gibt leider keine Alternative.« Alden hatte im Oval Office trotz seiner Verbitterung die Fassung gewahrt. Selbst Arnie van Damm
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