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Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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auch mal ein bißchen mehr um seine Frau kümmern können.«
    Ben Jakob grinste. »Ich vergesse immer wieder, wie stockkatholisch Sie sind.«
    »Daran liegt es nicht, Avi. Wer will schon mehr als eine Frau in seinem Leben haben?« fragte Ryan mit unbeweglicher Miene.
    »Nach Einschätzung unserer Botschaft muß er gehen.« Die naheliegende Frage nach dem Nachfolger stellte Ben Jakob nicht.
    »Gut möglich, aber ich bin nicht nach meiner Meinung gefragt worden. Ich schätze den Mann sehr. Er ist dem Präsidenten ein guter Berater. Er hört auf uns und widerspricht uns im allgemeinen nur, wenn er einen guten Grund hat. Vor sechs Monaten kam er mit einer Analyse sogar mir zuvor. Ein brillanter Kopf, aber ein unverbesserlicher Casanova ... nun, wir haben alle unsere Schwächen. Ein Jammer, daß er wegen einer solchen Dummheit gehen muß.« Jack fand den Zeitpunkt denkbar ungünstig.
    »Leute wie er haben im Staatsdienst nichts verloren, weil sie zu leicht unter Druck zu setzen sind.«
    »Die Russen setzen inzwischen keine Sexköder mehr ein ... und die junge Frau ist Jüdin, nicht wahr? Arbeitet sie vielleicht für Sie?«
    »Ich bitte Sie, Dr. Ryan! Trauen Sie mir so etwas zu?« Avi Ben Jakob brach in ein bäriges Gelächter aus.
    »Stimmt, Ihre Operation kann das nicht gewesen sein, denn es wurde kein Erpressungsversuch unternommen.« Damit war Jack fast zu weit gegangen. Der General machte schmale Augen.
    »Selbstverständlich war das nicht unsere Operation. Halten Sie uns denn für wahnsinnig? Dr. Elliot wird Aldens Nachfolgerin.«
    Ryan schaute von seinem Bier auf. An diese Möglichkeit hatte er überhaupt nicht gedacht. Ach du Scheiße ...
    »Sie ist Ihnen ebenso freundlich gesinnt wie uns«, merkte Avi an.
    »Mit wie vielen Ministern hatten Sie im Lauf der vergangenen zwanzig Jahre Differenzen, Avi?«
    »Mit keinem natürlich.«
    Ryan schnaubte und trank seine Flasche aus. »Hatten Sie nicht gerade einen Plausch unter Profis vorgeschlagen?«
    »Nun, wir haben dieselbe Funktion, Sie und ich. Manchmal, wenn wir viel Glück haben, hört man auf uns.«
    »Es soll aber auch vorkommen, daß wir schiefliegen ...«
    Ben Jakobs entspannter Dauerblick flackerte nicht, als Ryan das sagte. Er nahm diese Erklärung als Hinweis auf Ryans zunehmende Reife. Ryan war ihm als Mensch und Fachmann tief sympathisch, aber für persönliche Vorlieben und Abneigungen ist im Geheimdienstgeschäft kein Platz. Etwas fundamental Bedeutendes bahnte sich an. Scott Adler war in Moskau gewesen und hatte anschließend zusammen mit Ryan den Vatikan besucht. Nach dem ursprünglichen Plan sollte Ryan parallel zu Aldens Aufenthalt in Riad beim israelischen Außenministerium sondieren, aber das lag dank Aldens peinlichem Ausrutscher nun nicht mehr an.
    Avi Ben Jakob war ein selbst für Geheimdienstbegriffe außerordentlich gut informierter Mann. Ryan schwafelte über die Bedeutung Israels als zuverlässigstem Verbündeten der USA im Nahen Osten. Nun, von einem Historiker ist das zu erwarten, fand Avi. Die meisten Amerikaner waren dieser Ansicht, ganz gleich, wie Ryan selbst empfinden mochte, und Israel erhielt in der Folge mehr Insider-Tips aus der US-Regierung als jedes andere Land – mehr sogar noch als die Briten, die offizielle Beziehungen zur amerikanischen Geheimdienstszene unterhielten.
    Aus solchen Quellen hatten Ben Jakobs Aufklärungsleute erfahren, daß Ryan hinter dieser Sache steckte. Ihm kam das höchst unwahrscheinlich vor. Ryan war zwar fast so intelligent wie Alden, sah sich aber eher als Diener, der Politik umsetzte, denn als Initiator. Zudem hatte der US-Präsident vor seinen engsten Vertrauten keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen Ryan gemacht. Und Elizabeth Elliot haßte den Mann, weil sie, dem Vernehmen nach, vor der Wahl aneinandergerasselt waren. Nun, Regierungsmitglieder sind eben notorische Primadonnen, dachte General Jakob, ganz anders als Ryan und ich. Wir haben beide dem Tod mehr als einmal ins Auge gesehen und brauchen nicht immer einer Meinung zu sein. Wir haben Achtung voreinander.
    Moskau, Rom, Tel Aviv, Riad. Was ließ sich daraus ableiten?
    Scott Adler, ein sehr geschickter Karrierediplomat, war die erste Wahl von Außenminister Talbot gewesen. Talbot selbst war ebenfalls ein kluger Mann. Man mochte von Fowler halten, was man wollte, aber eines mußte man ihm lassen: Er hatte sehr kompetente Leute in sein Kabinett und seinen Beraterstab geholt. Abgesehen von Elizabeth Elliot, korrigierte sich Ben Avi. Scott

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