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Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Beförderung. Er erwog erneut einen Funkspruch – doch was hatte er zu melden? Daß er versuchsweise ein namenloses Gesicht entdeckt hatte? Hatten ihn seine Augen getrogen? War der Mann vielleicht nur ein gewöhnlicher Krimineller?
    Spiros Papanikolaou verfluchte sein Pech und behielt das Fahrzeug im Auge. Sie kamen nun in ein altes Arbeiterviertel in Athen mit schmalen, fast leeren Straßen. Wer eine Stelle hatte, war auf der Arbeit. Die Hausfrauen kauften ein. Kinder spielten in den Anlagen. Viele Leute machten Urlaub auf den Inseln, und die Straßen lagen verlassener da als erwartet. Der Fiat bremste jäh ab und bog in eine der vielen anonymen Seitenstraßen.
    »Fertig?«
    »Ja.«
    Der Wagen hielt kurz an. Russell, der schon Jackett und Krawatte ausgezogen hatte, dachte noch immer an eine Falle, aber mit Gleichmut. Wenn das Schicksal es will ... Er ging auf der Straße zurück und ließ die Fingermuskeln spielen.
    Wachtmeister Spiros Papanikolaou fuhr rascher auf die Straßenecke zu. Wenn er in diesem Labyrinth enger Gassen in Sichtweite bleiben wollte, mußte er aufschließen. Und wenn die beiden ihn identifizieren sollten, konnte er einen Hilferuf funken. Ein Polizist mußte immer mit dem Unerwarteten rechnen. Als er die Ecke erreichte, sah er einen Mann am Straßenrand stehen und Zeitung lesen. Keine von den Personen, die er beschattete. Dieser Mann trug kein Jackett. Er hatte aber das Gesicht abgewandt, und seine Körperhaltung erinnerte Papanikolaou an einen Film. Der Wachtmeister lächelte ironisch, wurde dann aber plötzlich ernst.
    Papanikolaou war nun in der Seitenstraße und sah den Fiat nicht mehr als zwanzig Meter entfernt im Rückwärtsgang rasch auf sich zufahren. Der Beamte stieg auf die Bremse und überlegte, selbst zurückzustoßen, als vor seinen Augen ein Arm auftauchte. Er löste die Hände vom Steuer, um ihn zu packen, aber eine starke Hand ergriff sein Kinn, und eine andere schloß sich um seinen Nacken. Er versuchte, den Kopf zu wenden, aber da riß eine Hand sein Haupt nach links, und er sah gerade noch das Gesicht des Amerikaners, che seine Halswirbel vernehmlich brachen. Sekunden vor seinem Tod erkannte Papanikolaou, was er an dem Mann so sonderbar gefunden hatte. Seine Züge erinnerten ihn an Gestalten aus einem Western...
    Russell löste sich mit einem Sprung von dem Taxi und winkte. Der Fiat fuhr wieder an und rammte den Opel. Der Kopf des Taxifahrers fiel nach vorne und hing schlaff herunter. Sicherheitshalber tastete Russell nach dem Puls des Mannes und drehte seinen Kopf hin und her, um festzustellen, daß das Rückgrat auch gebrochen war. Dann ging er lächelnd zum Fiat zurück. Hm, die Sache war kinderleicht gewesen ...
    »Er ist tot. Hauen wir ab!«
    »Ganz bestimmt?«
    »Klar, der ist tot. Ich hab’ ihm den Hals umgedreht. War ja nur ein schmächtiges Kerlchen.«
    »So wie ich?« Der Fahrer wandte den Kopf und lächelte. Nun mußte er natürlich das Auto verschwinden lassen, aber im Augenblick überwog das Hochgefühl. Sie waren entkommen und hatten einen Feind getötet. Und er hatte einen guten Kameraden gefunden. »Wie heißt du?«
    »Marvin.«
    »Und ich bin der Ibrahim.«
     
    Die Rede des Präsidenten war ein Triumph. Der Mann weiß, wie man eine erstklassige Vorstellung hinlegt, sagte sich Ryan, als donnernder Applaus die Halle der UN-Vollversammlung in New York erfüllte. Fowler dankte den Vertretern von über hundertsechzig Staaten mit einem huldvollen, aber ziemlich kalten Lächeln. Die Kameras schwenkten auf die israelische Delegation, die im Gegensatz zu den Arabern nur der Form halber Beifall spendete – offenbar war sie nicht rechtzeitig informiert worden. Die Sowjets übertrafen sich selbst und waren wie viele andere aufgestanden. Jack griff nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus, ehe der ABC-Kommentator die Ausführungen des Präsidenten zusammenfassen konnte. Ryan hatte einen Entwurf der Rede auf dem Schreibtisch liegen und sich Notizen gemacht. Vor wenigen Augenblicken hatte der Vatikan per Telex Einladungen an die Außenministerien aller betroffenen Länder gesandt. Die Konferenz sollte in zehn Tagen in Rom beginnen; ein Vertragsentwurf lag bereits vor. Eine Handvoll Botschafter und Staatssekretäre hatten inzwischen rasch und diskret andere Regierungen über die Initiative informiert und durchweg positive Antworten erhalten. Das wußten die Israelis, denen über die entsprechenden Kanäle gezielte Indiskretionen zugespielt worden waren.

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