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Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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konnte er direkt vor dem Hotel erwischt oder in einen Hinterhalt außerhalb der Sichtweite der Passanten gelockt werden ... Für wahrscheinlicher hielt er die letztere Möglichkeit. Man würde sich doch nicht die Mühe machen, einen Treff zu vereinbaren, um dann hier die Tür einzutreten. Andererseits waren Polizisten unberechenbar. Er schlief also bekleidet in Jeans und Hemd und mit seinem umgeschnallten Geldgürtel; schließlich mußte er auch vor Dieben auf der Hut sein.
     
    Russell erwachte beim ersten rosa Schimmer der Morgendämmerung. Er hatte sich ganz bewußt ein Zimmer mit Ostfenster geben lassen, sprach nun ein Morgengebet zur Sonne und bereitete sich auf die Abreise vor. Das Frühstück ließ er sich aufs Zimmer bringen – auf die paar Drachmen extra kam es nun wirklich nicht an – und packte die wenigen Sachen, die er aus seinem Koffer genommen hatte, wieder ein. Um neun war er fertig. Er war sehr nervös. Wenn etwas passierte, konnte in dreißig Minuten alles vorbei sein. Vielleicht mußte er noch vor der Mittagszeit sterben – in einem fremden Land, fern den Geistern seines Volkes. Bringt man meine Leiche zurück ins Reservat? fragte er sich. Wohl kaum. Man läßt mich bestimmt einfach verschwinden. Er unterstellte der Polizei Methoden, die er selbst angewandt hätte. Russell ging im Zimmer auf und ab, schaute immer wieder aus dem Fenster auf den Verkehr und die Straßenverkäufer. Jeder, der dort unten Cola verkaufte oder Andenken an die Touristen verhökerte, konnte jemand von der Polizei sein. Vielleicht sogar alle. Bullen fehlte der Mumm zu einem fairen Kampf; sie schossen aus dem Hinterhalt und griffen in Rudeln an.
    9:15. Die Ziffern der Digitaluhr sprangen entweder rasch oder träge um – je nachdem, wie oft sich Russell nach ihnen umdrehte. Nun war es soweit. Er nahm sein Gepäck und verließ das Zimmer, ohne noch einmal zurückzuschauen. Ein kurzer Weg zum Aufzug, der so schnell kam, daß Russells Paranoia wieder geweckt wurde. Kurz darauf stand er in der Halle. Ein Page wollte ihm das Gepäck abnehmen, aber er lehnte das Angebot ab und ging an den Empfang. Hier war nur noch das Frühstück zu bezahlen; er beglich die Rechnung mit seinen restlichen Drachmen. Da er nun noch ein paar Minuten Zeit hatte, sah er am Kiosk nach, ob es dort Zeitungen in Englisch gab. Was geschieht auf der Welt? fragte er sich und stutzte: Die Welt, was ist das eigentlich? Für ihn, der von Gefahr, Bedrohung und Fluchtinstinkten eingeengt lebte, war die Welt das, was er jeweils gerade sehen konnte, eine Sphäre, die immer nur so weit war, wie seine Sinne reichten. In der Heimat konnte er ferne Horizonte und die riesige Himmelskuppel sehen. Hier wurde die Realität von Mauern eingegrenzt. Er bekam einen jähen Anfall von Angst, erkannte plötzlich, wie ein gehetztes Tier sich fühlen mußte, und kämpfte gegen die Panik an. Nun schaute er auf die Uhr: 9.28. Es war Zeit.
    Russell ging hinaus zum Taxistand, in gespannter Erwartung, was nun passieren würde. Er stellte sein Gepäck ab und sah sich in dem Bewußtsein, daß vielleicht schon Gewehrläufe auf seinen Kopf gerichtet waren, so lässig wie möglich um. Droht mir nun Johns Schicksal? Ein Schuß in den Kopf, ohne Warnung? Bei dem Gedanken wurde ihm übel. Russell ballte die Fäuste, um das Zittern zu stoppen, als ein Wagen sich näherte. Der Fahrer schaute zu ihm hinüber. Er nahm seine Koffer und ging auf das Auto zu.
    »Mr. Drake?« Das war der Name, unter dem Russell reiste. Der Fahrer war nicht der Mann, dem er am Vorabend begegnet war. Russell wußte nun, daß er es mit Profis zu tun hatte. Ein gutes Zeichen.
    »Der bin ich«, erwiderte Russell mit einem schiefen Lächeln.
    Der Fahrer stieg aus und öffnete den Kofferraum. Russell wuchtete die Koffer hinein, ging dann an die Beifahrerseite und stieg ein. Wenn das eine Falle war, konnte er wenigstens den Fahrer mit in den Tod nehmen.
    Fünfzig Meter weiter saß Wachtmeister Spiros Papanikolaou von der griechischen Staatspolizei in einem alten Opel-Taxi. Der Beamte, der einen mächtigen schwarzen Schnauzbart trug und gerade in ein belegtes Brötchen biß, sah ganz und gar nicht wie ein Polizist aus. Er hatte eine kleine Automatic im Handschuhfach liegen, mit der er jedoch nicht sehr gut umgehen konnte, wie viele seiner europäischen Kollegen. Seine eigentliche Waffe war die Nikon in der Federhalterung unterm Sitz. Papanikolaou observierte im Auftrag des Ministeriums für öffentliche Ordnung. Sein

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