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Das Echo der Traeume

Das Echo der Traeume

Titel: Das Echo der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Duenas
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ablaufen. Vielleicht war es gewagt von mir gewesen, mich so überstürzt zu exponieren, doch das Verhalten der Sekretärin gab mir das Gefühl, als wüsste sie etwas: etwas, das sie mir eher aus Unsicherheit denn aus Loyalität ihrem Vorgesetzten gegenüber verschwieg. Da Silva und seine Sekretärin passten nicht zusammen, und ich hatte die Gewissheit, dass sie ihm niemals sagen würde, worüber bei diesem seltsamen Besuch gesprochen worden war. Während er auf zwei Hochzeiten gleichzeitig tanzte, hatte sich nicht nur eine falsche Marokkanerin an seine Fersen geheftet, um in seinen Angelegenheiten herumzuschnüffeln, sondern er beschäftigte in seinem Büro auch noch eine subversive Linke. Irgendwie musste ich es hinkriegen, sie allein zu treffen. Wie, wo und wann – ich hatte nicht die geringste Ahnung.

57
    Am Dienstag regnete es, und ich machte wie in den letzten Tagen weiter und spielte die interessierte Käuferin. João fuhr mich an meinen Bestimmungsort, diesmal war es eine Weberei am Stadtrand. Drei Stunden später holte mein Chauffeur mich wieder ab.
    » João, fahr mich bitte in die Unterstadt.«
    » Wenn Sie zu Don Manuel wollen, der ist noch nicht wieder zurück.«
    Perfekt, dachte ich. Ich wollte auch gar nicht zu Manuel da Silva, sondern einen weiteren Versuch bei Beatriz Oliveira starten.
    » Das macht nichts. Bestimmt können mir die Sekretärinnen weiterhelfen. Ich bräuchte ihren Rat wegen meiner Bestellung.«
    Ich vertraute darauf, dass die ältere Kollegin auch heute wieder zu Tisch und ihre genügsame Kollegin bei der Arbeit wäre. Es war aber genau umgekehrt: so, als würde sich jemand die Mühe machen, meine Wünsche zu boykottieren. Die altgediente Sekretärin saß an ihrem Platz und verglich, die Brille auf der Nasenspitze, verschiedene Dokumente, von der jungen war keine Spur.
    » Boa tarde, Señora Somoza. Sie sind ja ganz allein heute.«
    » Don Manuel ist noch geschäftlich verreist, und Señorita Oliviera ist heute nicht zur Arbeit erschienen. Was kann ich für Sie tun, Señorita Agoriuq?«
    Ich war verärgert, allerdings auch ein wenig beunruhigt, ließ mir aber nichts anmerken.
    » Ich hoffe, es geht ihr gut«, sagte ich, ohne auf ihre Frage einzugehen.
    » Ja, es ist nichts Schlimmes. Heute Morgen kam ihr Bruder, um mir zu sagen, dass sie sich nicht wohlfühlt. Sie hat ein bisschen Fieber, ist aber bestimmt morgen wieder da.«
    Ich zögerte. Schnell, Sira, überleg. Mach was, frag, wo sie wohnt, befahl ich mir.
    » Vielleicht können Sie mir ihre Adresse geben, dann kann ich ihr ein paar Blumen schicken. Sie hat freundlicherweise alle meine Termine mit den Lieferanten arrangiert.«
    Trotz ihrer sonst diskreten Art konnte die Sekretärin sich ein herablassendes Lächeln nicht verkneifen.
    » Machen Sie sich keine Sorgen, Señorita. Ich glaube, ehrlich gesagt, nicht, dass das nötig ist. Wir sind nicht daran gewöhnt, Blumen zu bekommen, nur weil wir einen Tag im Büro fehlen. Sie wird eine Erkältung oder etwas anderes in der Richtung haben. Kann ich Ihnen weiterhelfen?«
    » Ich habe ein Paar Handschuhe verloren«, improvisierte ich. » Vielleicht habe ich sie gestern hier liegen lassen.«
    » Ich habe heute Morgen nichts gesehen, aber vielleicht haben die Putzfrauen sie gefunden. Ich werde sie fragen.«
    Die Abwesenheit von Beatriz Oliveira trübte meine Stimmung, die nun so war wie das mittägliche Wetter in Lissabon: wolkig, windig und verhangen. Noch dazu verdarb das Ganze mir den Appetit, sodass ich nur eine Tasse Tee und ein Stück Kuchen im nahe gelegenen Café Nicola zu mir nahm, bevor ich weitermachte. Für den Nachmittag hatte die effiziente Sekretärin mir einen Termin mit einem Importeur exotischer Produkte aus Brasilien gemacht. Sie hatte die gute Idee, dass vielleicht die Federn tropischer Vögel für meine Kreationen interessant sein könnten. Sie hatte recht. Ich hätte mir gewünscht, sie würde die gleiche Energie für andere Aufgaben aufbringen.
    Das Wetter wurde im Laufe des Nachmittags nicht besser, meine Laune auch nicht. Auf dem Rückweg nach Estoril zog ich Bilanz. Was hatte ich seit meiner Ankunft erreicht? Das Endergebnis war katastrophal. Joãos Kommentare stellten sich im Nachhinein als nutzlos heraus und erwiesen sich als die ständig wiederholten Verallgemeinerungen eines gelangweilten Alten, der schon seit Langem nichts mehr mit dem tatsächlichen Alltagsgeschäft seines Arbeitgebers zu tun hatte. Von irgendeinem privaten Treffen mit Deutschen, wie es

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