Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Echo der Traeume

Das Echo der Traeume

Titel: Das Echo der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Duenas
Vom Netzwerk:
sich ihr von dieser Seite nähern.
    » Ja, natürlich«, gab ich zurück und drückte dabei langsam meine Zigarette aus. » Was ist schon von jemandem zu erwarten, der von uns Frauen verlangt, dass wir zu Hause bleiben, Essen kochen und Kinder in die Welt setzen?«
    » Und dessen Gefängnisse voll sind und der den Besiegten gegenüber keinerlei Gnade kennt«, fügte sie schneidend hinzu.
    » So scheint es zu sein, ja.« Das Gespräch lief in eine ungeahnte Richtung, ich würde extrem behutsam vorgehen müssen, um ihr Vertrauen zu erlangen und sie auf meine Seite zu ziehen. » Kennen Sie Spanien, Beatriz?«
    Sie war sichtlich überrascht, dass ich ihren Namen wusste. Schließlich ließ sie sich dazu herab, ihren Bleistift niederzulegen und mich anzusehen.
    » Ich bin nie dort gewesen, aber ich bin darüber im Bilde, was da vor sich geht. Das weiß ich von Freunden. Allerdings haben Sie wahrscheinlich keine Ahnung, wovon ich spreche. Sie gehören einer anderen Welt an.«
    Ich erhob mich, trat näher und setzte mich frech auf die Schreibtischkante. Dann betrachtete ich sie genauer. Ich wollte wissen, was unter diesem Kleid aus billigem Stoff steckte, das ihr bestimmt vor Jahren irgendeine Nachbarin für ein paar Escudos genäht hatte. Hinter ihren Brillengläsern entdeckte ich intelligente Augen, und versteckt unter der wütenden Hingabe, mit der sie sich ihrer Arbeit widmete, erahnte ich einen Kämpfergeist, der mir irgendwie bekannt vorkam. Beatriz Oliveira und ich waren nicht so verschieden. Zwei fleißige Frauen aus ähnlich bescheidenen und anstrengenden Verhältnissen. Zwei Laufbahnen, die nicht weit voneinander ihren Anfang genommen und sich irgendwann gegabelt hatten. Die Zeit hatte aus ihr eine pedantische Angestellte gemacht, aus mir eine falsche Realität. Und trotzdem war das Gemeinsame wahrscheinlich viel realer als das, was uns trennte. Ich wohnte in einem Luxushotel, sie in einem Haus mit undichtem Dach in einem einfachen Viertel, aber wir wussten beide, was es bedeutete zu kämpfen, um zu verhindern, dass das Unglück uns in den Knöchel biss.
    » Ich kenne viele Leute, Beatriz, sehr unterschiedliche Leute«, sagte ich mit gesenkter Stimme. » Momentan pflege ich Beziehungen zu den Mächtigen, weil meine Arbeit es verlangt und weil einige unvorhergesehene Umstände mich mit ihnen in Kontakt gebracht haben. Aber ich weiß auch, wie es ist, im Winter zu frieren, jeden Tag Bohnen zu essen und vor Sonnenaufgang aus dem Haus zu gehen, um sich einen jämmerlichen Lohn zu verdienen. Und, falls es Sie interessiert, mir gefällt das Spanien, das man gerade errichtet, genauso wenig wie Ihnen. Nehmen Sie jetzt eine Zigarette von mir?«
    Sie streckte, ohne zu antworten, die Hand aus und nahm sich eine. Ich hielt ihr das Feuerzeug hin und zündete mir dann auch noch eine an.
    » Wie ist die Situation in Portugal?«, erkundigte ich mich dann.
    » Schlimm«, antwortete sie, nachdem sie den Rauch ausgestoßen hatte. » Zwar ist Salazars Estado Novo vielleicht nicht ganz so repressiv wie Francos Spanien, aber doch ähnlich autoritär, und die Freiheit lässt auch hier zu wünschen übrig.«
    » Immerhin sieht es so aus, als würde sich Portugal aus dem europäischen Krieg heraushalten«, entgegnete ich, um ein Stückchen weiter in die gewünschte Richtung zu gelangen. » In Spanien weiß man das nicht so recht.«
    » Salazar hat Verträge mit den Engländern und mit den Deutschen, ein seltsamer Balanceakt. Die Briten sind dem portugiesischen Volk stets wohlgesonnen gewesen, darum ist es überraschend, dass er den Deutschen gegenüber so großzügig ist und ihnen Exportgenehmigungen und andere Vergünstigungen gewährt.«
    » Tja, heutzutage wundert einen nichts mehr, oder? Heikle Angelegenheiten in turbulenten Zeiten. Ehrlich gesagt verstehe ich nicht viel von der internationalen Politik, aber ich nehme an, es geht immer um Interessen.« Ich versuchte meine Stimme unbefangen klingen zu lassen, so als beschäftigte mich all das nicht weiter. Jetzt galt es, die Grenze vom Öffentlichen zum Privaten zu überschreiten: Da musste ich auf der Hut sein. » Im geschäftlichen Bereich ist es wahrscheinlich genauso«, fügte ich hinzu. » Neulich zum Beispiel, während ich bei Señor da Silva im Büro war, haben Sie den Besuch eines Deutschen angekündigt.«
    » Ja, schon, aber das ist etwas anderes.« Ihr Gesichtsausdruck verriet Missfallen, und ich hatte nicht den Eindruck, sie würde sehr viel weiter gehen.
    » Vor ein paar

Weitere Kostenlose Bücher