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Das Echo der Traeume

Das Echo der Traeume

Titel: Das Echo der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Duenas
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sie und hob dabei die rechte Hand wie zum Schwur. » Dass ich dich zuletzt vor einem Jahr in Tanger gesehen habe.«
    » Weißt du, wo ich ihn finden kann?«
    » Nein. Er hat nur gesagt, dass er wieder im El Galgo vorbeikommen wird.«
    » Was ist das? El Galgo?«
    » Mein Club«, erklärte sie augenzwinkernd, während sie sich auf dem Bett ausstreckte. » Ein toller Laden, den ich zusammen mit einem Freund eröffnet habe. Wir verdienen uns eine goldene Nase«, schloss sie lauthals lachend. » Doch das alles erzähle ich dir ein anderes Mal, konzentrieren wir uns jetzt auf die wichtigeren Dinge. Ich habe keine Ahnung, wo du Marcus finden kannst, darling. Weder weiß ich, wo er wohnt, noch habe ich seine Telefonnummer. Aber komm, setz dich zu mir und erzähl mir alles, vielleicht fällt uns ja etwas ein.«
    Es war so tröstlich, dass Rosalinda so ganz die Alte war. Extravagant und unberechenbar, aber auch tatkräftig, schnell und entschlussfreudig, selbst mitten in der Nacht. Kaum hatte sie die anfängliche Überraschung verdaut und begriffen, dass mich ein konkretes Anliegen herführte, verlor sie keine Zeit mit unnötigen Fragen. Weder wollte sie etwas über mein Leben in Madrid wissen noch über meine Arbeit im Auftrag jenes Geheimdienstes, zu dem sie selbst mich gebracht hatte. Sie verstand schlichtweg, dass es ein Problem gab, das dringend gelöst werden musste, und machte sich daran, mir zu helfen.
    Ich erzählte ihr in aller Kürze die Geschichte von da Silva und was Marcus damit zu tun hatte. Dabei saßen wir beide auf ihrem großen Bett im Schein einer einzigen Lampe mit einem Schirm aus plissierter Seide. In vollem Bewusstsein, dass ich Hillgarth’ ausdrücklichen Befehlen zuwiderhandelte, beunruhigte es mich doch in keiner Weise, sie in meine streng geheime Mission einzuweihen: Ich vertraute ihr blind, und sie war der einzige Mensch, an den ich mich wenden konnte. Außerdem hatten indirekt die Hillgarth’ selbst dafür gesorgt, dass ich schließlich Rosalinda aufsuchte: Sie hatten mich so schutzlos, ohne hilfreiche Beziehungen nach Portugal geschickt, dass mir keine andere Wahl blieb.
    » Ich sehe Marcus nur sehr selten. Manchmal schaut er im Club vorbei, hin und wieder haben wir uns zufällig im Restaurant des Hotel Aviz getroffen, und gelegentlich ist er mir, genau wie dir, im Casino von Estoril über den Weg gelaufen. Immer sehr zuvorkommend, aber ein wenig ausweichend, was seine Beschäftigung angeht: Er hat mir nie genau erzählt, womit er jetzt sein Geld verdient, aber ich habe natürlich größte Zweifel, dass er journalistisch tätig ist. Jedes Mal, wenn wir uns treffen, unterhalten wir uns ein paar Minuten und verabschieden uns herzlich mit dem Versprechen, uns künftig öfter zu sehen, doch das geschieht nie. Keine Ahnung, was er so macht, darling. Ich weiß nicht, ob seine Angelegenheiten sauber sind oder einer Wäsche bedürfen. Noch nicht einmal, ob er dauerhaft in Lissabon wohnt oder ob er zwischen hier und London oder einem anderen Ort pendelt. Aber wenn es ein paar Tage Zeit hat, kann ich versuchen, etwas herauszubekommen.«
    » Ich glaube, es hat keine Zeit. Da Silva hat bereits den Befehl erteilt, ihn aus dem Weg zu schaffen, um den Deutschen den Weg frei zu machen. Ich muss ihn benachrichtigen, so schnell es geht.«
    » Sei vorsichtig, Sira. Vielleicht ist er ja selbst in irgendeine finstere Sache verstrickt, von der du nichts weißt. Man hat dir nicht gesagt, was da Silva und er für Geschäfte getätigt haben, und seit Marokko ist eine Menge Zeit vergangen. Wir wissen nicht, wie sich sein Leben entwickelt hat, nachdem er weggegangen ist. Und auch damals wussten wir nicht wirklich viel.«
    » Aber er hat es geschafft, meine Mutter nach Tetuán zu holen …«
    » Er war nicht mehr als ein Vermittler, und außerdem hat er es im Austausch für etwas anderes getan. Es war kein uneigennütziger Gefallen, vergiss das nicht.«
    » Wir wussten aber, dass er Journalist war …«
    » Das haben wir angenommen, Tatsache hingegen ist, dass wir das berühmte Interview mit Juan Luis, dessentwegen er angeblich nach Tetuán gekommen war, nie gesehen haben.«
    » Vielleicht …«
    » Genauso wenig wie die Reportage über das spanische Marokko, derentwegen er all jene Wochen geblieben ist.«
    Es gab tausenderlei Gründe, die all das hätten rechtfertigen können und die sich bestimmt leicht herausfinden ließen, doch damit durfte ich mich nicht aufhalten. Afrika war die Vergangenheit, Portugal die

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