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Das Echo der Traeume

Das Echo der Traeume

Titel: Das Echo der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Duenas
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zwangsläufigen Körperkontakts wechselten wir während der Fahrt kein Wort – außer dass ich ihm beschrieb, wo ich hinwollte.
    » Hier ist es«, sagte er, als wir ankamen.
    Ich erkannte die Fassade.
    » Fünfzig Escudos mehr, wenn Sie mich in zwei Stunden wieder abholen.«
    Ich wusste auch ohne eine Antwort, dass er es tun würde: die Geste, mit der er seine Hand an den Mützenschirm hob, erklärte den Handel für besiegelt.
    Das Portal war verschlossen, und so setzte ich mich auf eine steinerne Bank, um auf den Nachtwächter zu warten. Mit meinem tief sitzenden Hut und noch immer hochgeschlagenem Revers bekämpfte ich die Ungewissheit, indem ich Strohhalme und Federn, die an meinen Kleidern hafteten, Stück für Stück abzupfte. Zum Glück ließ er nicht allzu lange auf sich warten: Kaum eine Viertelstunde später erschien er, einen gewaltigen Schlüsselbund schwingend. Er schluckte die Geschichte von der vergessenen Tasche, die ich ihm stockend auftischte, und ließ mich hinein. Ich suchte auf den Klingelschildern die Namen, lief hastig zwei Treppen hinauf und klopfte mit einer Bronzefaust, die größer war als meine eigene Hand, an die Tür.
    Es dauerte nicht lange, bis jemand erwachte. Zuerst hörte ich, wie kraftlose Schritte heranschlurften. Das Guckloch wurde aufgezogen, und ein dunkles, verschlafenes Auge blickte mich verwundert an. Anschließend drang das Geräusch flinker Schritte zu mir hinaus. Und Stimmen, leise, hastige Stimmen. Eine davon erkannte ich, obwohl die schwere Holztür alle Laute dämpfte. Sie gehörte der Person, die ich suchte – das bestätigte sich, als nun ein anderes Auge, blau und lebendig, in dem Guckloch sichtbar wurde.
    » Rosalinda, ich bin es, Sira. Bitte mach mir auf.«
    Ein Riegel wurde beiseitegeschoben, dann noch einer.
    Unsere Wiedersehen war von Eile bestimmt, vermischt mit gedämpfter Freude und geflüsterten Satzfetzen.
    » Was für eine marvellous surprise! Aber was machst du hier mitten in der noite, my dear? Man hat mir berichtet, du würdest nach Lissabon kommen, aber ich dürfe dich nicht sehen. Wie läuft es in Madrid? Wie geht es …?«
    Auch ich war außer mir vor Freude, aber meine Angst ließ mich rasch wieder Vernunft annehmen.
    » Psssst …«, unterbrach ich sie, um sie zur Zurückhaltung aufzufordern. Sie kümmerte sich nicht darum, sondern fuhr mit ihrer begeisterten Begrüßung fort. Selbst wenn man sie im Morgengrauen aus dem Bett holte, wirkte sie strahlend wie immer. Der zarte Körper mit der durchscheinenden Haut war von einem bodenlangen Morgenrock aus marmorfarbener Seide verhüllt, ihr gewelltes, langes Haar war vielleicht eine Idee kürzer als damals, und aus ihrem Mund strömten wie früher sich überstürzende Worte in einer Mischung aus Englisch, Spanisch und Portugiesisch.
    Nun, da sie vor mir stand, schossen eine Million bisher verdrängter Fragen durch meinen Kopf. Was in all diesen Monaten seit ihrer überstürzten Flucht aus Spanien aus ihr geworden war, wie sie sich inzwischen durchgeschlagen und den Sturz Beigbeders aufgenommen hatte. Ihrer Wohnung nach zu schließen lebte sie im Luxus, und es ging ihr gut, doch ich wusste, wie prekär ihre finanzielle Lage war und dass sie sich aus eigenen Mitteln ein solches Domizil nicht leisten konnte. Ich zog es vor, nicht zu fragen. Welche Irrungen und Wirrungen ihr auch widerfahren sein mochten, Rosalinda Fox strahlte nach wie vor die gleiche Lebensfreude aus wie früher, jenen Optimismus, der Schranken niederzureißen, Klippen zu umschiffen und Tote wiederauferstehen zu lassen vermochte, wenn sie es sich in den Kopf gesetzt hatte.
    Arm in Arm gingen wir durch den langen, düsteren Flur und unterhielten uns dabei im Flüsterton. In ihrem Zimmer angekommen, schloss sie die Tür hinter uns, und plötzlich umwehte mich die Erinnerung an Tetuán wie ein Schwall afrikanischer Luft. Der Berberteppich, eine maurische Laterne, die Bilder. Ich erkannte ein Aquarell von Bertuchi: die gekalkten Mauern des maurischen Viertels, die Orangen verkaufenden Rifbewohnerinnen, ein beladener Esel, Haiks und Dschellabas und im Hintergrund das Minarett einer Moschee wie ein Scherenschnitt vor dem marokkanischen Himmel. Ich wandte den Blick ab. Es war nicht der richtige Moment für sehnsüchtige Erinnerungen.
    » Ich muss Marcus Logan treffen.«
    » Na, so ein Zufall. Vor ein paar Tagen war er hier und hat nach dir gefragt.«
    » Was hast du ihm gesagt?«, fragte ich bestürzt.
    » Nichts als die Wahrheit«, entgegnete

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