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Das Echo der Traeume

Das Echo der Traeume

Titel: Das Echo der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Duenas
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Zwanzigerschein.
    » Fahren wir.«
    Ich hatte versucht zu schlafen – vergeblich: So viele Gefühle und Empfindungen stürmten in wildem Durcheinander auf mich ein, dass für sie nicht genügend Platz in meinem Schädel war. Befriedigung darüber, dass die Mission endlich ins Rollen kam, Angst vor dem, was mich erwartete, Unbehagen angesichts der traurigen Gewissheit meiner bisherigen Erkenntnisse. Und zu alledem kam nun auch noch Furcht, weil ich inzwischen wusste, dass Marcus Logan auf einer schwarzen Liste stand und er vermutlich keine Ahnung davon hatte. Und die Frustration darüber, es ihn nicht wissen lassen zu können. Wie sollte ich ihn hier finden, war ich ihm doch bisher nur an zwei Orten begegnet, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Einzig im Büro von da Silva hätte ich vielleicht Aussicht auf irgendeine Auskunft gehabt, aber ich konnte unmöglich nochmals Beatriz Oliveira ansprechen – jetzt, da ihr Chef wieder da war, erst recht nicht.
    Ein Uhr morgens, halb zwei. Drei viertel zwei. Mal war mir heiß, mal war mir kalt. Zwei Uhr, zehn nach zwei. Ich stand mehrmals auf, öffnete und schloss die Balkontür, trank ein Glas Wasser, schaltete das Licht ein, knipste es wieder aus. Zehn vor drei, drei, Viertel nach drei. Und dann glaubte ich plötzlich die Lösung zu haben. Oder jedenfalls etwas in der Art.
    Ich schlüpfte in die dunkelsten Kleidungsstücke, die ich im Schrank finden konnte: ein Kostüm aus schwarzem Mohairgarn, eine bleigraue Jacke und einen breitkrempigen Hut, der knapp über den Augenbrauen saß. Zuletzt schnappte ich mir den Zimmerschlüssel und eine Handvoll Geldscheine. Mehr brauchte ich nicht, nur noch Glück.
    Auf Zehenspitzen schlich ich die Personaltreppe hinunter. Es herrschte Stille und fast vollkommene Dunkelheit. Ich bewegte mich vorwärts, ohne genau zu wissen, wo ich war, und ließ mich dabei von meiner Intuition leiten. Die Küchenräume, die Vorratskammern, die Waschräume, die Heizungsräume. Durch eine Hintertür im Keller gelangte ich auf die Straße. Nicht die beste Option, wie ich feststellen musste: Durch diese Tür wurde der Abfall abtransportiert. Na, immerhin war es der Müll von Reichen.
    Es war stockfinstere Nacht, die Beleuchtung des Casinos strahlte mehrere Hundert Meter weit, und hin und wieder war einer der letzten Nachtschwärmer zu hören: ein Abschiedsgruß, ein gedämpftes Lachen, ein Automotor. Und dann Stille. Ich setzte mich mit hochgeschlagenem Kragen, die Hände in den Taschen, im Schutz eines Stapels Sodawasserkästen auf den Bordstein und wartete. Aus einem Arbeiterviertel stammend, wusste ich, dass die Stadt schon bald wieder erwachen würde. Es gab viele Menschen, die früh aufstehen mussten, damit sich andere den Luxus erlauben konnten, bis weit in den Morgen hinein zu schlafen. Vor vier Uhr morgens gingen im Erdgeschoss des Hotels die ersten Lichter an, wenig später kamen zwei Angestellte heraus. Sie blieben an der Tür stehen, um sich, die Flamme mit der hohlen Hand schützend, eine Zigarette anzuzünden, und entfernten sich dann ohne Hast. Das erste Fahrzeug, das ich sah, war eine Art Kleinlaster. Er spuckte mehr als ein Dutzend junger Frauen aus und fuhr dann weiter. Die Frauen, vermutlich die Zimmermädchen der neuen Schicht, betraten noch schläfrig das Hotel. Das zweite Motorengeräusch gehörte zu einem dreirädrigen Lieferwagen. Ihm entstieg ein mageres, schlecht rasiertes Individuum, das im Laderaum nach irgendeiner Ware zu wühlen begann. Später sah ich ihn die Küchenräume betreten, und zwar mit einem großen Weidenkorb, der etwas enthielt, das nicht viel Gewicht hatte und das ich der Entfernung und der Dunkelheit wegen nicht erkennen konnte. Anschließend ging er wieder zu dem kleinen Gefährt, und da sprach ich ihn an.
    Mit einem Taschentuch versuchte ich den strohbedeckten Sitz zu reinigen, aber erfolglos. Es roch nach Hühnermist, und alles war voller Federn, zerbrochener Eierschalen und Exkrementen. Den Gästen wurden die Frühstückseier sorgfältig gebraten oder als Rührei serviert, auf Porzellantellern mit Goldrand. Das Gefährt, in dem sie von den Legehennen in die Hotelküche transportiert wurden, war sehr viel weniger elegant. Ich versuchte, nicht an die weichen Ledersitze in Joãos Bentley zu denken, während wir, im klappernden Rhythmus des Gefährts, schwankend dahinfuhren. Ich saß zur Rechten des Eierlieferanten, ganz dicht neben ihm, denn die vordere Sitzbank war kaum einen halben Meter breit. Trotz des

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