Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Echo der Traeume

Das Echo der Traeume

Titel: Das Echo der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Duenas
Vom Netzwerk:
jede Menge Kurzwaren.«
    » Deine Kundinnen werden zufrieden sein.«
    » Vor allem die deutschen Frauen.«
    Schon war der erste Stein geworfen. Ich musste ihn zu einer Reaktion provozieren. Das war meine letzte Gelegenheit, zu ihm eingeladen zu werden. Schaffte ich es nicht, war die Mission gescheitert. Er hob mit arroganter Miene die Augenbrauen.
    » Die deutschen Kundinnen sind die anspruchsvollsten, diejenigen, die Qualität am meisten zu schätzen wissen«, erklärte ich. » Den Spanierinnen ist es wichtig, wie das Stück am Ende aussieht, bei den Deutschen hingegen muss jedes kleinste Detail perfekt sein, sie sind äußerst heikel. Zum Glück komme ich sehr gut mit ihnen aus, und wir verstehen uns ohne Probleme. Ich glaube sogar, ich habe ein besonderes Talent, sie zufriedenzustellen«, sagte ich und krönte den Satz mit einem maliziösen Zwinkern.
    Ich hob das Glas an die Lippen und musste mich beherrschen, um es nicht auf einen Schluck auszutrinken. Na komm schon, Manuel, na los, dachte ich. Reagier schon, lade mich ein! Ich kann dir nützlich sein, ich kann für die Unterhaltung der Begleiterinnen deiner Gäste sorgen, während ihr über den Wolfsschaum verhandelt und euch darauf einigt, wie ihr die Briten loswerdet.
    » In Madrid sind viele Deutsche, nicht wahr?«, fragte er dann.
    Das war keine unschuldige Frage nach dem gesellschaftlichen Leben im Nachbarland, nein, er wollte ernsthaft wissen, mit wem ich Kontakt hatte und welcher Art diese Beziehungen waren. Ein Schritt in die richtige Richtung. Ich wusste, was ich sagen musste und wie. Am besten erwähnte ich ein paar wichtige Namen und Posten, heuchelte Distanziertheit.
    » Sehr viele«, fuhr ich in sachlichem Ton fort. Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück und ließ dabei mit vermeintlicher Unlust die Hand sinken, schlug die Beine wieder übereinander, trank einen weiteren Schluck. » Die Baronin Stohrer, die Gattin des Botschafters, meinte bei ihrem letzten Besuch in meinem Atelier, Madrid sei zu einer idealen deutschen Kolonie geworden. Einige von ihnen machen uns, ehrlich gesagt, ziemlich viel Arbeit. Elsa Bruckmann zum Beispiel, angeblich eine persönliche Freundin Hitlers, kommt zwei oder drei Mal pro Woche. Und beim letzten Fest in der Residenz von Hans Lazar, dem Presse- und Propagandachef …«
    Ich erwähnte ein paar anzügliche Anekdoten und ließ noch ein paar Namen fallen. Dem Augenschein nach desinteressiert, so, als mäße ich dem keine Bedeutung bei. Und je gleichgültiger ich mich gab, desto mehr konzentrierte sich da Silva auf meine Worte. Die Welt um ihn her schien zum Stillstand gekommen. Er nahm die Begrüßungen, die ihm von hier oder dort zugeworfen wurden, kaum zur Kenntnis, griff kein einziges Mal zum Glas, und seine Zigarette brannte zwischen seinen Fingern herunter. Bis ich irgendwann beschloss, den Bogen nicht zu überspannen.
    » Entschuldige, Manuel, das alles muss dich schrecklich langweilen: Feste, Kleider und die Eitelkeiten unbeschäftigter Frauen. Erzähl, wie war deine Reise?«
    Wir unterhielten uns noch eine weitere halbe Stunde, ohne dass wir noch einmal auf die Deutschen zu sprechen gekommen wären. Trotzdem hing das Thema irgendwie in der Luft.
    » Bald ist Essenszeit«, meinte er mit einem Blick auf die Uhr. » Hast du Lust …?«
    » Ich bin erschöpft. Können wir das vielleicht auf morgen verschieben?«
    » Morgen geht es nicht.« Ich merkte, wie er einen Augenblick zögerte, und hielt den Atem an, dann fuhr er fort: » Ich habe eine Verabredung.«
    Na los, na los, na los. Jetzt fehlte nur noch ein kleiner Schubs.
    » Wie schade, das wäre unser letzter Abend.« Meine Enttäuschung wirkte echt, fast so echt wie das Verlangen, er möge aussprechen, worauf ich seit so vielen Tagen wartete. » Am Freitag muss ich nach Madrid zurück, kommende Woche wartet sehr viel Arbeit auf mich. Die Baronin Petrino, die Gattin von Lazar, gibt nächsten Donnerstag einen Empfang, und ein halbes Dutzend deutsche Kundinnen brauchen dafür noch …«
    » Vielleicht möchtest du auch kommen?«
    Mir war, als bliebe mir das Herz stehen.
    » Es ist bloß ein kleines Treffen unter Freunden. Deutsche und Portugiesen. Bei mir zu Hause.«

59
    » Wie viel nehmen Sie für die Fahrt nach Lissabon?«
    Der Mann blickte sich verstohlen um, ob uns auch niemand beobachtete. Dann nahm er die Mütze ab und kratzte sich heftig am Kopf.
    » Zehn Escudos«, sagte er, ohne dabei den Zigarettenstummel aus dem Mund zu nehmen.
    Ich reichte ihm einen

Weitere Kostenlose Bücher