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Das Echo der Vergangenheit

Das Echo der Vergangenheit

Titel: Das Echo der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Heitzmann
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viel erreicht. Vielleicht können wir ja auch Annie helfen.«
    Er nahm sie in seine Arme. »Ja, vielleicht können wir das alle zusammen.«

Kapitel 27
    Carly hob den Kopf über der Toilettenschüssel und wischte sich den Mund ab. »Ich kann nicht in die Schule, Daddy.«
    Er rieb ihren Nacken und sah sie besorgt und frustriert zugleich an. »Ich kann dich hier doch nicht allein lassen und ich kenne hier noch niemanden, dem ich dich anvertrauen kann.«
    Sie stieß sich vom Boden ab und hielt sich den Bauch. »Ich bleibe im Bett und schlafe. Ich könnte drei Tage lang schlafen. Du kannst mich ja jede Stunde anrufen.« Sie sah ihn mit der traurigsten Miene an, die sie zustande brachte. »Bitte, Daddy. Wenn ich mich in der Schule übergeben muss, sterbe ich.«
    Er gab nach. »Ich mache mir Sorgen um dich. Diese Bauchschmerzen – ich sollte mit dir zum Arzt gehen.«
    »Du musst doch arbeiten. Vielleicht morgen. Sogar Oma hat gesagt, dass ich einen schwachen Magen habe.«
    Seine Augen verengten sich. »Oma hat doch keine Ahnung.«
    Falsche Taktik. »Ich will nur im Bett bleiben.«
    »Du würdest mich doch nicht anlügen, Carly, oder?«
    Sie legte ihre ganze Enttäuschung und Kränkung in ihren Blick. »Daddy.«
    Dann nahm er sie in seine Arme. »Natürlich würdest du das nicht.« Er strich ihr übers Haar. »Du würdest mich nie anlügen. Du weißt, wie unrecht das wäre.«
    Ihr Magen zog sich noch mehr zusammen. Es war keine Lüge. Jedenfalls keine richtige. Er musste ihr glauben. Er musste einfach.
    Er seufzte. »Ich finde eine Lösung. Jetzt geh erst einmal wieder ins Bett. Was kann ich dir zu essen machen?«
    »Nichts. Vielleicht ein paar Kräcker.«
    »Tierkräcker?«
    Dafür war sie zu alt, aber Daddy kaufte sie immer noch, weil sie nicht wusste, wie sie es ihm beibringen sollte. »Ist gut.« Sie kletterte ins Bett und zog die Decke bis ans Kinn hoch. »Ich liebe dich, Daddy.« Und das tat sie wirklich. Deshalb tat es ja so weh. Ihr Magen wand sich. Vielleicht war sie ja wirklich krank. Vielleicht war sie aber auch völlig verkorkst.
    Ihr war jedes Mal nach Weinen zumute, wenn ihr bewusst wurde, dass sie sich nicht daran erinnern konnte, wie Sofie aussah. Sie wollte sich erinnern. Unbedingt. Sie konnte die Schachtel nicht zurückstellen, ohne jedes Bild betrachtet zu haben, ohne Sofies Gesicht dort zu verankern, wo das ungenaue Gefühl geblieben war.
    Ihr Vater küsste sie auf den Kopf. »Ich komme in der Mittagspause wieder. Vielleicht geht es dir ja bis dahin schon besser.«
    »Ist gut. Danke.« Sie schloss die Augen, öffnete sie eine ganze Minute später und sah, dass er sie immer noch ansah. »Kann ich bitte ein Glas Wasser haben?«
    »Natürlich.« Er ging in die Küche, füllte ein Glas und brachte es ihr zusammen mit den Tierkräckern. »Und du bist sicher, dass du alleine klarkommst?«
    Sie nickte. »Ich will nur schlafen.« Sie war so müde – und sie war es so leid, immer auf der Hut zu sein. Sie war so einsam. »Bis später, Daddy.«
    Er ging und kam fünf Minuten später wieder herein. Sie hatte sich nicht von der Stelle gerührt, so klug war sie schon. Er ging wieder. Sie wartete. Fünf, zehn Minuten. Selbst dann bewegte sie sich noch nicht. Sie war sich nicht sicher, ob sie sich überwinden konnte, die Schachtel herauszuholen.
    Er konnte schließlich jeden Augenblick hereinkommen und sagen, dass er es sich anders überlegt hatte und sie doch nicht allein lassen würde. Er hatte sie noch nie allein gelassen. Nicht ein einziges Mal. Nicht ohne jemand, den er extra ausgesucht hatte, jemand, von dem er wusste, dass er nie widersprechen würde, jemand, der völlig verrückt nach ihm war, sodass sie sich die ganze Zeit anhören musste, wie toll ihr Dad war, wie gut er aussah, wie cool er war. Und das war er, aber warum konnte er sie nicht auch mal bei einer Familie lassen?
    Wahrscheinlich wollte er nicht, dass sie sah, wie das war. Er suchte alleinerziehende Mütter oder Frauen aus, die sich ihm zu Füßen warfen, wenn er es verlangte. Manchmal waren sie hübsch und nett; manchmal waren sie gestresst und gemein zu ihren eigenen Kindern, aber nie zu ihr, denn sie wollten ja, dass er wiederkam. Das war ein schlimmeres Gefühl, als wenn sie gemein zu ihr gewesen wären. Sie hasste es, wie die anderen Kinder sie anfunkelten, weil sie wusste, was sie dachten. Es war nicht fair.
    Niemand schrie sie jemals an; niemand schlug sie. Was war sie nur für ein Kind, dass sie meinte, Probleme zu haben? Mein Dad liebt

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