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Das Echo der Vergangenheit

Das Echo der Vergangenheit

Titel: Das Echo der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Heitzmann
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mich zu sehr. Klar, sie würden bestimmt Mitleid mit ihr haben, wenn sie das hörten. Sie drückte das Gesicht ins Kissen. Es war nicht so, dass er sie anfasste. Warum fühlte es sich dann so verkehrt an?
    Carly schlüpfte aus dem Bett. Sie war tatsächlich eingenickt und mit einem Ruck aufgewacht, weil sie dachte, sie hätte den ganzen Tag verschlafen und nicht in die Schachtel gesehen. Es waren nur vierzig Minuten gewesen, seit Dad endlich gegangen war.
    Konzentriert lauschte sie, als sie den Karton unter dem Bett hervorzog. Sie würde sein Auto hören, oder nicht? Vorsichtig drückte sie die Schachtel an ihre Brust und kroch wieder unter die Bettdecke. Sie bot ihr zwar keine Sicherheit, aber es fühlte sich so an. Verschwanden Ungeheuer nicht unter der Decke?
    Sie schluckte und hob den Deckel von der Pappschachtel. Dann stellte sie sie so, dass sie die Bilder herausnehmen konnte. Sie ging mit der Hand hinein und holte den ganzen Stapel heraus. Dann drehte sie ihn um, damit die ältesten Bilder obenauf lagen; nun nahm sie sich eine Fotografie nach der anderen und betrachtete sie, während sich die Wärme in ihrem Inneren ausbreitete. Es gab noch andere Bilder, auf denen Sofie mit ihr zusammen zu sehen war. Auf jedem Bild war sie ein bisschen älter und Sofie blieb genauso schön, genauso wundervoll, wie sie es sich vorgestellt hatte.
    Sie betrachtete alle Bilder ganz genau, bis sie zu dem Foto kam, auf dem Sofie allein zu sehen war. Dann noch eins und noch eins. Diese waren aus größerer Entfernung aufgenommen. Sie runzelte die Stirn und sah die Fotos weiter durch, um herauszufinden, was sie plötzlich vermutete. Ihr Herz zog sich zusammen. Auf keinem der weiteren Bilder war sie mehr mit Sofie abgelichtet.
    Das musste gewesen sein, als Sofie weggegangen war, aber warum hatte Daddy dann noch Bilder von ihr? Sie gingen immer weiter, beinahe alle in derselben Straße aufgenommen oder vor einer Kirche mit zwei Türmen. Sofie blickte nicht in die Kamera und manche Fotos waren so unscharf, dass man schwer sagen konnte, was darauf abgebildet war.
    Dann kamen einige Bilder, die so aussahen wie die, die Dad jetzt mit seiner neuen Digitalkamera machte, und sie hatten automatisch ein Datum darauf. Es gab einige von Sofie in einem überfüllten Raum und das Datum war vom letzten Jahr. Letztes Jahr? Sie schüttelte den Kopf. Dann konnte es nicht Sofie sein. Es war unmöglich. Aber das nächste Bild war nur zwei Monate alt.
    Und dann erinnerte sie sich daran, dass er Sofie gesucht hatte, nachdem Carly sie angerufen hatte. Daddy hatte gewusst, wo sie war. Die ganze Zeit war er hingegangen und hatte Fotos gemacht. Ihre Kehle brannte vor Tränen. Traf er sich ohne sie mit Sofie?
    Sie kaute auf ihrer Unterlippe. Nein. Sofie sah nie so aus, als wüsste sie, dass ein Bild von ihr gemacht wurde. Oft war nur ihr Hinterkopf zu sehen. Das alles ergab keinen Sinn. Sie ging schnell den restlichen Stapel durch, steckte die beiden, die sie von ihrem ursprünglichen Platz entfernt hatte, irgendwo in die Mitte hinein und schloss den Deckel wieder.
    Wellen der Wut erschütterten sie, als sie aus dem Bett stieg und in die Küche ging. Sie kletterte auf die Küchenzeile und schob den Karton wieder ganz hinten auf das Regalbord. Aber dann berührte ihre Hand noch etwas. Noch eine Schachtel. Noch mehr Bilder?
    Bevor sie danach greifen konnte, ertönte ein Geräusch, von dem ihr ganz schlecht wurde. Ein Schlüssel drehte sich in der Wohnungstür. Daddy . Sie schloss die Schranktür und ließ ein Bein über die Kante der Arbeitsplatte hängen. Dann rutschte sie auf den Boden und suchte krampfhaft nach einem Grund hier zu sein. Sie griff sich ein Glas und eilte zur Spüle, während sie betete, dass er sie mit seinem kalten Blick nicht durchschauen würde.
    Sie war gerade bis zur Spüle gekommen, als eine dünne, nervöse Frau, die sie noch nie gesehen hatte, vor der Küche stehen blieb.
    »Carly?«
    Sie drehte sich um. »Wer sind Sie denn?«
    »Paula.« Die Frau warf ihr ein ängstliches Lächeln zu. »Ich arbeite mit deinem Vater zusammen.«
    Ach ja. Die ganze Woche, die er diese Arbeit jetzt hatte.
    »Er hat mich gebeten, dir Gesellschaft zu leisten.«
    Und das hatte sie getan. Zweifellos musste sie ihm Bericht erstatten, aber solche Sorgen machte er sich eben. Sie hielt das Glas hoch. »Ich brauche etwas zu trinken.«
    Paula streifte eine Leinentasche von ihrer Schulter. »Wasser könnte deinen Magen reizen. Ich habe Limonade mitgebracht. Und

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