Das Echo der Vergangenheit
Kopf. »Seit zwei Jahren nicht mehr.«
Kluges Kind. Sag die Wahrheit, wenn es geht. Die Nachbarn würden bestätigen, dass sie nicht viel von einer Enkelin gesehen hatten.
»Warum jetzt?«
Carly schluckte. »Kann ich erst mit Sofie reden?«
Die Polizistin lehnte sich zurück. »Hast du gesehen, was passiert ist?«
Carly schüttelte den Kopf. »Ich habe es nur gehört.«
»Du musst mir erzählen, was du gehört hast.«
»Das tue ich ja auch, aber … ich muss erst mit Sofie reden.« Die Hand auf dem Tisch zitterte.
Streng genommen durfte die Beamtin kein Kind befragen, ohne dass ein Elternteil anwesend war. Er würde darauf hinweisen, wenn es sein musste, aber er vermutete, Peggy Mantero wusste, dass Kinder sensibel waren. Wenn sie erst einmal blockierten, war es schwer, sie wieder aus der Reserve zu locken.
»Ist gut.« Sie erhob sich. »Ich gebe euch ein paar Minuten und komme dann wieder.«
Carly sah aus, als wollte sie, dass er auch ging, aber Sofie sagte: »Matt arbeitet für den Kinderschutz. Er kümmert sich um Kinder, die in Schwierigkeiten sind, alle möglichen Schwierigkeiten. Deshalb ist er mitgekommen.«
Das stimmte eigentlich nicht, aber er widersprach ihr nicht.
»Ich bin nicht in Schwierigkeiten. Ich meine, ich habe nichts Böses getan. Das heißt, vielleicht schon. Ich hätte nicht hierherkommen dürfen. Und jetzt ist Grandma ...«
»Das ist nicht deine Schuld.« Voller Mitgefühl sah Sofie dem Mädchen in die Augen.
»Sie hat gesagt, jetzt seien wir beide in Schwierigkeiten. Aber ich wusste nicht, dass ihr was passieren würde.« Die Reue in ihrer Stimme versetzte ihm einen Stich.
Sofies Stimme blieb sanft und ruhig. »Warum wart ihr beide denn in Schwierigkeiten?«
»Ich bin einfach weggelaufen und sie hat Daddy erzählt, ich wäre nicht bei ihr.«
Sofie rieb sich die Schulter. »Dafür hattest du bestimmt einen guten Grund.«
Glaubte sie das und war gleichzeitig davon überzeugt, dass Eric harmlos war? Vielleicht. Brave Kinder liefen von guten Eltern weg. Selbst in intakten Familien wurden manche Dinge überbewertet. Sein Bauchgefühl sagte ihm, dass dieser Fall anders lag, aber es gab immer noch einen Unterschied zwischen Menschen, die Kinder misshandelten, und solchen, die Kontrollfreaks waren. Carly hatte vielleicht einfach nur die Nase voll gehabt, war aber nicht in Gefahr gewesen. Warum war sie dann nicht herausgekommen, als ihre Großmutter verletzt worden war? Und warum hatte Grandma gelogen?
Sofie beugte sich vor. »Kannst du mir sagen, warum du weggelaufen bist?«
Carly nahm eine schwarzgraue Schachtel von ihrem Schoß. »Ich habe zwei von denen gefunden. Die andere war voll mit Bildern von dir, Sofie. Aber ich glaube, du hast nicht gemerkt, wie sie gemacht wurden.«
Matt fragte leise: »Du meinst, so als ob jemand, der sie beobachtet hat, sie aus einem Auto heraus oder so fotografiert hat?«
Sie nickte. »Zuerst waren wir beide auf den Fotos, du und ich. Aber dann war ich nicht mehr drauf. Nur noch du, und du hast nie in die Kamera gelächelt. Die letzten Bilder hatten Daten drauf. Sie waren noch nicht alt.«
Er wollte das nicht hören. »Wie alt denn?«
Carly zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht mehr so genau. Zwei, drei Monate vielleicht.«
»Vor drei Monaten hat jemand Sofie fotografiert? Ohne dass sie es wusste?«
Wieder zuckte Carly mit den Schultern.
Sofie warf ihm einen warnenden Blick zu. »Das ist in Ordnung, Carly. Du brauchst dir keine Sorgen um mich zu machen.«
»Daddy hat gesagt … du hättest dich umgebracht.«
Sofie lehnte sich zurück und ihre ungeschützte Miene verriet, wie sehr sie getroffen war, während sie unwillkürlich ihre Ärmel herunterzog. Hatte der Mann seiner Tochter tatsächlich erzählt, dass Sofie sich das Leben genommen hatte?
»Ich habe ihm das nicht geglaubt. Aber warum hat er es dann behauptet?«
Sofie hatte sich wieder gefasst. »Du hast gesagt, dass da noch eine andere Schachtel war. Was ist denn in dieser hier?«
Carly hob langsam das Kinn und ihre Angst war deutlich zu sehen. »Andere Leute, die er beobachtet hat.« Tränen traten ihr in die Augen. »Leute, denen er wehgetan hat.«
Matt nahm ihr vorsichtig den Karton aus der Hand und hob den Deckel ab. Die ersten Schnappschüsse sahen aus wie Überwachungsfotos seiner Tochter. Konnte eine Zwangsstörung sein. Scheinbar musste er immer wissen, wo sie war, mit wem sie zusammen war und dass sie in Sicherheit war. Dann kam er zu den Bildern von Vandalismus und
Weitere Kostenlose Bücher