Das Echo der Vergangenheit
Rettungswagen und toten Haustieren.
Das war eindeutig zu viel. Sofie musste das erkennen. Die Namen auf der Rückseite einiger Fotos korrespondierten mit den Taten, die in den jeweils folgenden Bildern festgehalten waren. Für jemanden, der nie seine Stimme erhob, ließ Eric seiner Wut ausgesprochen freien Lauf. Unfälle wie vereiste Treppenstufen hatten offenbar Verletzungen zur Folge gehabt. Und sie hatten noch nicht gehört, was hier geschehen war.
»Einer von den Hunden gehörte meinem Freund Drew. Ich glaube, zwei von den anderen waren Grandmas.« Sie vergrub das Gesicht in den Händen und fing an zu weinen, als er die Bilder wieder in die Schachtel legte.
Sofie zog Carlys Kopf an ihre Schulter. »Es war sehr mutig von dir anzurufen, Carly. Du hast dich ganz richtig verhalten.«
»Ich habe meinen Dad lieb.« Carlys flehende Stimme schmerzte.
»Das weiß ich doch.« Sofie strich über Carlys goldenes Haar und er hörte die unausgesprochenen Worte: Ich auch .
Was hatte dieser Kerl nur an sich, dass ihm die Menschen völlig ergeben waren und er sie zu seinen Opfern machte? Strömten Männer wie er einen Duft aus, irgendetwas, das mit der Chemie im Gehirn einer Frau reagierte und sie zu den gefährlichsten Exemplaren ihrer Spezies hinzog? Matt runzelte die Stirn. Warum glaubte er noch, er könnte diese Verbindung lösen?
Er trat vom Tisch zurück, als die Polizeibeamtin zurückkehrte. Carly löste sich nur widerwillig aus Sofies Umarmung, als die Polizistin sich setzte und ein digitales Aufnahmegerät aus der Tasche holte. Sie schaltete es ein und klopfte darauf, dann spielte sie das Klopfen ab.
»Dieses Gerät nimmt auf, was du mir erzählst, in Ordnung? Über das, was hier passiert ist.«
Carly nickte niedergeschlagen.
»Dann kannst du jetzt anfangen.«
»Wir hatten gerade das Geschirr vom Abendessen abgewaschen, als es an der Tür klingelte. Grandma wollte wissen, ob ich mit meinem Dad sprechen wollte, aber ich sagte, ich könnte nicht. Noch nicht. Also hat sie gesagt, ich soll mich nicht blicken lassen, und ist gegangen, um die Tür aufzumachen.«
Matt bemerkte den einigermaßen direkten Blick zwischen Haustür und Küche. »Ihr wusstet, dass es dein Dad war?«
»Wir haben es vermutet.«
»Wie kommt es, dass er dich hier nicht gesehen hat?«
»Ich bin in den Wandschrank gekrochen.«
»Du dachtest, es ist dein Dad, und du hast dich im Schrank versteckt?«
Carly errötete und nickte.
»Und was dann?«
»Daddy hat Grandma gefragt, ob ich da bin, und sie hat gesagt: ‚Sieh doch selbst.‘ Er ging nach oben und sie auch, glaube ich.«
»Du bist im Schrank geblieben?«
Carly blickte zu Boden. »Ich hätte rauskommen sollen.«
Sofie legte eine Hand auf ihren Arm. »Das hat niemand gesagt. Die Beamtin will nur sicher sein, dass sie weiß, was passiert ist.«
»Das stimmt, Carly. Wenn du herausgekommen wärest, hättest du vielleicht etwas gesehen. Aber wenn du die ganze Zeit da drin warst, hast du wahrscheinlich nur etwas gehört.«
Carly schluckte die aufsteigenden Tränen hinunter. »Ich habe sie sprechen gehört.«
»Sprechen? Wie denn? Haben sie geschrien? Oder sich gestritten?«
»Nein … Daddy schreit nie.«
Matt fing einen Blick von Sofie auf, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder auf Carly richtete.
»Hat deine Grandma geschrien? So etwas wie: ‚Verschwinde‘ oder so?«
Carly schüttelte den Kopf. »Sie haben sich ganz leise unterhalten. Ich konnte nicht verstehen, was sie gesagt haben.«
»Leiser als wir jetzt? Vielleicht in einem drohenden Ton?«
Carly sah Sofie an und dann wieder die Polizistin. »Manchmal macht Daddy einem Angst, ohne – ich weiß nicht, wie ich es erklären soll. Er benimmt sich nicht so, als wenn er böse wäre, aber ich weiß, dass etwas Schlimmes passieren wird.«
»Tut er dir auch weh?«
Sie schüttelte den Kopf.
Peggys Miene war skeptisch. »Er tut dir nie weh, aber du hast dich in einem Schrank versteckt?«
Matt teilte ihre Skepsis. Umso erstaunter war er, als Carly ihm einen flehenden Blick zuwarf. Als könnte er so etwas erklären. Er sagte: »Es gibt andere Arten, jemandem wehzutun. Manche hört man gar nicht.«
Carly nickte mit Tränen in den Augen.
»Wie hat er dir wehgetan?«
»Er macht, dass die Leute mich hassen.«
»Warum sollte er das tun?«
»Damit er mich nicht mit anderen teilen muss.«
Sie saßen alle da und ließen diese Antwort auf sich wirken. Peggy Mantero sagte: »Er wollte dich nicht mit deiner Großmutter teilen? Ist
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