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Das Echo der Vergangenheit

Das Echo der Vergangenheit

Titel: Das Echo der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Heitzmann
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zusammenpackte und Lance ein letztes Mal die Umgebung absuchte.
    Beim Bücherregal drehte sie um und ging auf das Fenster zu. Würde die Person, die den Schutz von Kindern zu ihrem Beruf gemacht hatte, dieses spezielle Versagen in einem anderen Menschen erkennen? Würde es sich zeigen wie ein Makel oder Fleck? Ihre Gedanken spielten verrückt. Vor ihrem inneren Auge sah sie Bilder von Schleifchen und Mützen, Spitzensöckchen und kleinen rosafarbenen Schuhen. Sie erinnerte sich an das zappelnde Gewicht auf ihrem Schoß und die kleinen Patschehändchen auf ihren Wangen.
    » Hör mal, Sofie .«
    » Ich höre zu, Liebes .«
    Sie erschrak, als das Klopfen ertönte. Ihr Puls flatterte und sie zwang sich dazu, zur Tür zu gehen und zu öffnen. Was für einen Sozialarbeiter sie erwartet hatte, das wusste sie nicht; jedenfalls nicht den großgewachsenen Mann mit hochgekrempelten Hemdsärmeln, der jetzt vor ihr stand. Sie registrierte sein braunes Haar und das kräftige Kinn, aber es war vor allem die Wärme in seinen tiefen braunen Augen, die sie fesselte.
    Er reichte ihr die Hand in einem festen, alles umschließenden Griff. »Matt Hammond. Jugendamt.«

    * * *

    Die Frau, die ihm aufmachte, hatte eine instinktive Wirkung auf ihn, die ihn überraschte; ihr schlanker Hals, das honigblonde Haar und ihre Augen, die so dunkel wie Kupfermünzen waren, mit einem grünen Rand um die Pupillen. Ihre Züge waren klar, ihre Figur umwerfend und ihre Miene aufgeweckt und intelligent, aber gleichzeitig verschleiert. Ohne es zu merken, hatte er ihre Hand mit beiden Händen umschlossen. Jetzt erst ließ er sie los. »Die Polizei hat mich informiert, dass es hier einen Säugling gibt?«
    Sie nickte. »Kommen Sie rein. Rese kommt jeden Augenblick. Setzen Sie sich doch.«
    »Gerne. Und Sie sind …«
    »Sofie. Sofie Michelli.«
    Der Name passte so gut zu ihr, dass er sich ganz sicher war, er würde ihn nie wieder vergessen. Der lange Raum, der in mehrere Sitzecken unterteilt war, wirkte eher wie eine gemütliche Pension als wie ein privates Wohnhaus. Er setzte sich auf einen cremefarbenen Sessel am Fenster.
    »Möchten Sie einen Kaffee?«
    »Nein, danke. Ich gewöhne ihn mir gerade ab – diese Woche jedenfalls.« Er lächelte.
    »Kann ich Ihnen etwas anderes anbieten?«
    »Danke, nein. Ist das hier eine Pension? Ich habe kein Schild gesehen.«
    »Es sollte eine werden, aber Rese hat die Pläne geändert.«
    Er vermutete, dass er mit Rese über die Sache sprechen würde, wegen der er hier war. Aber das Gespräch mit Sofie erinnerte ihn daran, dass er einmal ein Mädchen zum Abschlussball eingeladen hatte und dabei entdeckte, dass er sich viel besser mit der jüngeren Schwester von ihr verstand. Sie hatten so gelacht, dass sie den großen Auftritt der älteren Schwester nicht bemerkt hatten, und das hatte ihm das Mädchen den ganzen Abend über nicht verziehen.
    »Ich war schon länger nicht mehr in dieser Gegend, aber war dieses Gebäude nicht abgebrannt?«
    Sofie nickte. »Zum Teil. Rese hat es inzwischen renoviert.«
    »Da hat er aber gute Arbeit geleistet.«
    Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. »Da kommt sie schon.«
    Aha. Er stand auf und stellte sich der Frau mit dem kurzen dunklen Haar und dem kantigen Gesicht vor, die sich zu ihnen gesellt hatte.
    Sie sagte: »Ich hatte gehofft, Lance würde rechtzeitig zurück sein.«
    Während er sich fragte, ob irgendjemand ihm erzählen würde, was er wissen wollte, ging die Hintertür auf und ein Mann von mittlerer Statur und etwas hagerem Aussehen kam näher. Matt reichte ihm die Hand.
    Der Mann erwiderte mit einem festen Händedruck. »Lance Michelli.«
    »Michelli. Sie sind also Sofies …«
    »Sofie ist meine Schwester.« Er sah sich um. »Wo sind Nonna und der Kleine?«
    »In meinem Zimmer.« Rese verschränkte die Arme vor sich.
    Nachdenklich zog Lance seine Jacke aus und fuhr sich mit den Fingern durch das vom Wind zerzauste Haar. »Also, was machen wir jetzt?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Mr. Hammond ist gerade erst eingetroffen.«
    »Bitte, nennen Sie mich Matt.« Er mochte es nicht so förmlich. Wenn Menschen entspannt waren, konnte er sie besser einschätzen, und ihm ging es um Lösungen und nicht um Kontrolle.
    »Dies ist eine erste Unterhaltung, bei der ich so viel wie möglich über das Baby in Erfahrung bringen möchte.« Da die Frauen die ganze Sache Lance zu überlassen schienen, wandte er sich dem anderen Mann zu. »Sie haben der Polizei erzählt, dass die Mutter seit

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