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Das Echo der Vergangenheit

Das Echo der Vergangenheit

Titel: Das Echo der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Heitzmann
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etwas dafür konnte, dass sie versucht hatte, ihre eigene Tochter zu töten, aber dieses Erlebnis prägte immer noch ihren Umgang miteinander. Vielleicht hatte sie deshalb Brads Angebot angenommen und die Tochterrolle an Star abgetreten, die nicht verwandt mit ihr war.
    Sie warf der Freundin, die sie schon seit Kindertagen kannte, einen Blick zu. Star war zwei Monate älter als sie, war ihr aber immer wie eine kleine Schwester vorgekommen, die zu ihr kam, damit sie die Dinge für sie regelte, den Schmerz linderte und ihr half weiterzuleben. Und auch wenn sie sich manchmal über Stars egoistischen Tunnelblick ärgerte, hatte es ihr gefallen, die Starke zu sein. Doch in den letzten Monaten hatten sie ein anderes Gleichgewicht gefunden.
    Bei Mom schien Star zum ersten Mal durch Verantwortung aufzublühen, die Bedürfnisse eines anderen Menschen wahrzunehmen, anstatt nur sich selbst. Sie redeten Unsinn, und Rese hörte sie auf dem Dachboden lachen wie die verrückten Schwestern. So jedenfalls hatten die grausamen Klassenkameraden von früher Star und Rese immer bezeichnet.
    Als Matt Hammond ihre Mutter befragte, schaltete Rese sich ein. »Sie hat wahrscheinlich alles gesagt, was sie weiß.«
    Er drehte sich um. »Hat noch jemand anders gesehen, wie jemand aus dem Garten weggeholt wurde?«
    Sie setzte an, um die Situation zu erklären, doch dann sah sie Moms Gesicht am Fenster. Warum sollte sie ihr den Augenblick nicht gönnen? Warum laut aussprechen, dass ihre Aussage wertlos war? Und war sie das wirklich?
    »Star?« Matt Hammond wandte sich ausgerechnet an die Person, die noch weniger berechenbar war als Elaine.
    »‚Es rede jeglich Auge für sich selbst.‘ Meins hat nichts gesehen.«
    »Mom sieht gerne aus dem Fenster, während Star malt.« Sie hatte die Worte ausgesprochen, bevor ihr bewusst wurde, dass sie damit der Aussage ihrer Mutter Gewicht verlieh. »Wahrscheinlich bemerkt sie mehr als wir anderen.«
    Matt Hammond hatte vermutlich das Gefühl, mitten in Einer flog übers Kuckucksnest geraten zu sein. Das Merkwürdige war, dass es ihr egal war. Die Verbindung, die sie zu Star und ihrer Mutter und Lance spürte und sogar zu Sofie und Antonia, bedeutete ihr plötzlich mehr als die Meinung anderer Leute. Sie waren ihre Familie und in der Bronx, mitten in dem Chaos und dem Lärm von Lance’ Verwandten, hatte sie gelernt, wie viel das bedeutete.
    Sie lächelte Mom leise zu und ihre Mutter erwiderte das Lächeln.

    * * *

    Matt sah in die Gesichter um sich herum. Er wusste nicht, was er von der angeblichen Heilung oder von Lance Michelli selbst halten sollte. Der Mann war vielleicht ein wenig extrem, obwohl er die Aufmerksamkeit von sich ablenken wollte. Er zeigte so gar nicht das soziopathische Verhalten eines Sektenführers. Bis sich Star zu Wort gemeldet hatte, war er eigentlich ziemlich normal erschienen – besorgt, aber normal.
    Matts Blick wanderte zu der Frau, die in einer besonderen Beziehung zu dem Mann stand: Rese Barrett. Ihr war das Gerede von Wundern offensichtlich unangenehm, aber sie hatte nicht widersprochen. Sie war augenscheinlich in Lance Michellie verliebt. Gegensätze, die sich anzogen? Sie hatte Loyalität und Beschützerinstinkt gezeigt. Was wäre sie bereit zu verbergen?
    Die Mutter wies neurodegenerative Gedanken- und Bewegungscharakteristika auf, aber er verwarf nicht automatisch, was sie gesagt hatte. Wenn Maria »weggeholt« worden war, hatten sie es nicht mit einer Kindesaussetzung zu tun, und auch wenn das keinen Einfluss darauf hatte, dass er das Sorgerecht für den Säugling dem Staat übergab und möglicherweise eine alternative Unterbringung veranlasste, könnte es später Auswirkungen haben.
    Stars Verrücktheit war merkwürdig, aber reizvoll. Selbst Sofie … Er hatte ihre Handgelenke erst bemerkt, als das Licht vom Fenster die blassen Narben beleuchtet hatte. Er hätte gerne mehr darüber gewusst, aber das gehörte zu seinem Job. Je mehr Einzelheiten er über sie alle in Erfahrung bringen konnte, desto besser konnte er entscheiden, ob er das Kind aus dem Haushalt, in dem es bisher versorgt wurde, entfernen und versuchen sollte, einen anderen Platz für den Kleinen zu finden.
    Hatten die Vorgänge in diesem Haus Maria so viel Angst gemacht, dass sie ohne das Baby geflohen war? Er wollte ihr nichts unterstellen, aber wenn sie illegal in diesem Land war, konnte es sein, dass jemand sie manipuliert hatte und ihr mit einer Anzeige und Abschiebung drohte. Sie wusste vielleicht gar

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