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Das Echo der Vergangenheit

Das Echo der Vergangenheit

Titel: Das Echo der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Heitzmann
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denn?«
    »Ich hoffe, ein Missverständnis.« Lance starrte auf den schlafenden Säugling. Weder der Ausbruch seiner Mutter noch das Knallen der Tür hatten seinen Schlaf gestört.
    »Was hat sie gesagt?«
    »Dass das Kind zuerst ja gar nicht geatmet hatte. Ich sei dafür verantwortlich, dass seine Atmung eingesetzt hätte, und darum sei es mein Baby.«
    »Wie bitte?« Rese starrte ihn mit offenem Mund an.
    »Sie meint wahrscheinlich etwas ganz anderes.« Er hielt den Wuschelkopf des Neugeborenen mit bedrückter Miene an seine Wange.
    Etwas Wunderbares war mit dem Baby geschehen. Es war allein Gottes Wirken, dass das Kind zu atmen begonnen hatte. Er hatte es doch nur auf den Arm genommen und Gott inständig angefleht. Das war Maria nicht entgangen.
    »Du kannst nicht einfach so ein Baby behalten.«
    Er öffnete die Augen. »Ich bin doch nicht blöd, Rese.«
    »Gestern hast du gesagt, dass du selber auch einmal Kinder willst.«
    »Unsere Kinder. Deine und meine.«
    Sie wurde rot. »Sieh dich doch mal an.« Sie deutete mit einer Handbewegung darauf, wie natürlich sein Umgang mit dem Säugling war.
    »Das bedeutet doch nicht, dass ich den Kleinen als mein Kind betrachte.«
    Rese drehte sich zur Tür um. »Wohin ist sie denn gegangen?«
    »Ich hoffe, nur so weit, dass sie sich wieder beruhigt. Aber ich sehe besser nach. Hier. Halt du ihn solange.«
    »Was?« Sie hatte noch nie ein Baby auf dem Arm gehabt. Die Tochter einer Verrückten wurde in der Regel nicht von den Nachbarn als Babysitter engagiert. Aber als Lance ihr vorsichtig das weiche, warme Bündel in die Arme legte, überkam sie ein unbeschreibliches Gefühl der Wärme. Das gleichmäßige Atmen des Kleinen faszinierte sie. Voller Zuneigung küsste sie die weiche Stirn des Babys und blickte dann zu Lance auf.
    »Ich liebe dich.« Er küsste sie und ließ seine Lippen gerade so lange auf ihren ruhen, dass ihr der Atem stockte. Dann verschwand er durch die Tür, die Maria zugeschlagen hatte.

    * * *

    Vier Stunden, nachdem Maria hinausgerauscht war, lief Sofie mit dem Baby auf dem Arm in dem langen Salon auf und ab. Sein Schreien schnürte ihr das Herz wie eine Faust zusammen. Sein kleiner Körper war ganz steif und seine Arme zitterten. Blut durchströmte die karamellfarbene Haut seines Gesichts und bildete bläuliche Verzweigungen auf seiner Stirn. Wo war nur Maria?
    »Lass m…ich«, sagte Nonna von ihrem Polstersessel aus. Monate nach ihrem Schlaganfall war das wenige, was sie an Kraft besaß, zurückgekehrt und Sofie legte ihr das Baby in den Schoß.
    Eilig kam Rese mit einem Fläschchen aus der Küche herbei. »Ich hoffe, das ist so richtig. Sie hatten tausend Sorten Milchpulver, Flaschen und Sauger und ich habe keine Ahnung, warum eins besser sein soll als das andere.«
    All das spielte keine Rolle mehr, wenn sie ihn nur so lange beruhigen mussten, bis Lance Maria gefunden hatte.
    »Habt ihr die T…emperatur gemessen?«
    »Äh …«
    »Tu einen Tropfen auf die Innenseite deines Handgelenks«, erklärte Sofie ihr.
    Rese gehorchte. »Lauwarm.«
    Nonna nahm die Flasche und versuchte, sie dem Kleinen zwischen die Lippen zu schieben. Wenn er den Sauger nicht akzeptierte, weil er bisher nur gestillt worden war, würde die Lage erst einmal eskalieren. Ein so kleines Baby, das bisher nur auf dem Arm seiner Mutter gewesen war, kannte nur den Trost, den es dort gefunden hatte. Sofie presste sich eine Hand auf die Brust, um den Schmerz zu lindern, aber das Neugeborene fing an zu saugen.
    Nonnas Gesicht verzog sich zu einem faltigen Lächeln. Rese atmete hörbar auf und Sofie schloss die Augen. Erleichterung durchströmte sie, als das schrille Schreien verstummte und nur noch ein rhythmisches Nuckeln zu hören war. Gab es etwas Dringlicheres, etwas Hilfloseres als ein schreiendes Baby?
    Sie sah zu, wie der Kleine in Nonnas Armen einschlief. Was dachte sich Maria nur? Wusste sie denn nicht, wie bald ihr Kind sie brauchen würde? Vielleicht nicht. Es gab so viel, was sie lernen musste.
    Jetzt, wo der Kleine sich beruhigt hatte, konnte Sofie vielleicht etwas arbeiten. Sie ließ sich am anderen Ende des Salons nieder, wo sie ihren Laptop, Nachschlagewerke und Fachbücher aufgebaut hatte. Aber die Erinnerungen kamen wieder hoch – gegen ihren Willen. Als Lance Stunden später unverrichteter Dinge zurückkam, hatte sie so gut wie nichts geschafft.
    Er trat in den Salon. »Ist sie wieder da?«
    Rese saß auf ihrem Platz am Fenster und schüttelte den Kopf.
    Er ließ die

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