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Das Echo der Vergangenheit

Das Echo der Vergangenheit

Titel: Das Echo der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Heitzmann
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Was machst du da?«
    Ihre Gedanken überschlugen sich. »Ich habe mir dein Handy angesehen.«
    »Warum?«
    Denk nach. Denk nach . »Um zu sehen, ob du Spiele drauf hast.«
    Er streckte ihr die offene Hand entgegen. »Warum sollte ich Spiele auf meinem Handy haben? Ich spiele nie.«
    »Drew hat gesagt, dass auf jedem Handy Spiele sind.«
    »Warum hörst du nur auf eine picklige Bohnenstange wie ihn?«
    Sie hätte jemanden nennen sollen, der weniger auffällig war. Aber sein Name war ihr als Erstes eingefallen, weil er, na ja, er war eine picklige Bohnenstange mit schuppiger Haut und roten Haaren, die so dünn waren, dass man seine Kopfhaut sehen konnte. Die anderen Kinder mochten ihn nicht besonders, aber sie schon, und als Daddy gefragt hatte … Jetzt starrte er sie an und es fühlte sich an wie Nadelstiche auf der Haut. Das war die Angst einflößende Seite von Daddy. »Ich wollte nur nachsehen.«
    »Und hast du irgendwelche Spiele gefunden?« Er betätigte ein paar Tasten und betrachtete den Bildschirm.
    »Nein.«
    »Gibt es sonst noch etwas, das du mir erzählen möchtest?«
    »Nein.« Konnte er sehen, was sie in Wirklichkeit gemacht hatte? Zeigte das Telefon die Anrufe an, die man gemacht hatte? Daran hatte sie nicht gedacht.
    »Gab es sonst noch etwas Interessantes zu sehen?«
    Sie schüttelte den Kopf. Vielleicht gab es etwas, aber sie hatte nicht nachgesehen.
    Er sog die Luft durch die Nase ein, als wollte er seinen Worten, die folgten, besondere Bedeutung beimessen. »Du hast mich enttäuscht, Carly. Ist dir denn nicht klar, dass du meine Privatsphäre verletzt hast?«
    Sie schluckte. »Es tut mir leid.«
    Das Eis in seinem Blick senkte die Temperatur im Zimmer. Sie würde für diese Verletzung bezahlen.
    »Tut dein Bauch noch weh?«
    »Ein bisschen.«
    »Dann solltest du dich hinlegen, finde ich.«
    »Ist gut.« Ihr Bauch tat weh und sie hätte der Versuchung, Sofies Nummer zu wählen, nicht nachgeben dürfen. Eigentlich hatte sie sich danach besser fühlen wollen, aber jetzt ging es ihr stattdessen schlechter, viel schlechter. Sie nahm ein Buch über Turnierpferde von ihrem Schreibtisch und ließ sich aufs Bett fallen. Daddy wollte, dass sie bereute, was sie getan hatte, aber das Einzige, was sie wirklich bereute, war die Tatsache, dass sie nicht genug Zeit gehabt hatte, um Sofies Stimme zu hören.
    Diesmal hatte sie vorgehabt, etwas zu sagen. Vielleicht hätte sie wirklich mit dem einen Menschen gesprochen, der sie immer getröstet hatte. Die liebe, beruhigende Stimme. Weiche, zärtliche Hände. Sie konnte Sofies Herzschlag hören, wenn sie ihr Ohr an die Matratze presste und an die Brust dachte, an die sie sich geschmiegt hatte. Ach, Sofie .
    Sie war so ganz anders als die Frauen, die Daddy jetzt mit nach Hause brachte. Anders als alle – sogar Ms. Rodemeyer. Sofie hätte seine Lügen durchschaut. Sie hätte sich niemals abgewandt, wenn jemand sie so sehr brauchte. Sie kniff die Augen zusammen, um die Tränen zu unterdrücken. Warum hatte sie denn nicht gefragt, wo Sofie jetzt wohnte. Dann könnte sie versuchen, sie zu finden.
    Aber dann erinnerte sie sich an die Stimme des Mannes. Sofie würde nicht zu Daddy zurückwollen, wenn sie einen anderen hatte. Oder zu ihr, wenn sie inzwischen andere Kinder hatte. Ein langer, zitternder Seufzer erschütterte ihre Brust. Jetzt war sie ganz mutterseelenallein.

    * * *

    Sofie erwachte mit einem Ruck und griff in den Stubenwagen. In der Dunkelheit fanden ihre Finger den schlafenden Säugling. Das sanfte Auf und Ab seiner Brust verscheuchte ihre Angst. Sie rollte sich wieder zurück und lag auf dem Rücken.
    Er schrie nicht nach ihr; sein Weinen war ein unpersönliches Bedürfnis. Er wollte sich nicht lieber von Nonna oder Lance oder Rese trösten lassen, er flüsterte nicht im Schlaf ihren Namen. Er hatte noch gar keinen Namen. Sie waren füreinander namenlos. Er war nicht der Grund, warum sie hergekommen war. Warum war sie bloß hierhergekommen?
    In Belmont war sie durch ihre eigenen Straßen gezogen wie ein Geist, der zugleich versuchte, sich zu verstecken und gesehen zu werden. Der darauf wartete, gefunden zu werden. Seit fünf Jahren studierte sie jetzt schon die Geheimnisse der menschlichen Psyche, in der Hoffnung, die Macht zu verstehen, die ihr Leben verletzt hatte. Aber dadurch hatte sie nur diese Macht gestärkt, ihr noch mehr Einfluss gegeben.
    Sie verspürte einen Stich, als sie an ihn dachte. Goldenes Haar wie ein Heiligenschein, Augen wie der Himmel,

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