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Das Echo der Vergangenheit

Das Echo der Vergangenheit

Titel: Das Echo der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Heitzmann
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strahlend blau. Und erst sein Lächeln. Seine leidenschaftlichen Worte, die sie in den Himmel hoben und dann wieder fallen ließen. Keine Gewalt, nur ihr Verstand war stillschweigend zerrissen worden. Und selbst jetzt spürte sie noch die Leere, die er hinterlassen hatte.
    Sie berührte den Schmerz, holte ihn hervor wie ein Souvenir, betrachtete und streichelte ihn. Sie vermisste Eric. Und in diesem Schmerz fand sie Hass, nicht ihm, sondern sich selbst gegenüber. Wegen des Schadens, den sie angerichtet hatte. Nicht absichtlich, noch nicht einmal bewusst. Und doch unwiderruflich.
    Ihr Stöhnen formte sich zu einem Namen. »Carly.« Sie hatte nicht gewusst, wie sie ihr Herz schützen sollte. Obwohl die Menschen, die sie liebten, sie zur Vorsicht gemahnt hatten, war ihr Herz blind weitergestolpert. Armes mutterloses Baby; armer einsamer Mann. Wozu braucht man einen Bund, wenn das Bedürfnis selbst verbindet? Ein trauernder Mann; ein hilfloses Kind. Wie unschuldig sie in den stählernen Biss getreten war, der ihr Herz noch immer mit erbarmungslosen Zähnen durchbohrte.
    Sie ballte die Hände zu Fäusten. Irgendwo da draußen schlief Carly, träumte … fürchtete sich. Wessen Hände würden sie streicheln und trösten, wessen Stimme ihr Hoffnung und Mut zuflüstern?
    Erics. Seine Liebe zu seinem Kind war unerschütterlich. Seine Hingabe ließ niemals nach. Aber seine Liebe erdrückte, verschlang den anderen. Sofie konnte den Wunsch nicht zurückhalten, Erics Liebe zu seinem Kind erneut abzumildern, seine allumfassende, besitzergreifende Liebe zu ertragen.
    Die Dämmerung berührte das Fenster und sie erhob sich. Bald würde das Baby aufwachen. Seine Bedürfnisse waren elementar und leicht zu stillen. Es war noch zu klein, um zu verstehen, was es verloren hatte. Der Kleine akzeptierte, was ihm blieb. Entschlossen stand sie auf und duschte sich, um den Albtraumschweiß und den Duft der Erinnerung loszuwerden.

    * * *

    Matt klingelte und Sofie öffnete ihm die Tür, den Säugling wie eine kuschelige Raupe in seinem gelben Schlafsack an ihrer Schulter.
    »Hi.« Er hatte für das Baby einen Termin beim Kinderarzt gemacht, obwohl er es normalerweise ihnen überlassen hätte, das zu tun. Bei den Merkwürdigkeiten dieses Falls wollte er Antworten aus erster Hand. »Ist er fertig?«
    Sie nickte und strich sanft über den Rücken des Kindes, das leise aufstieß. »Wir haben ihm gerade sein Fläschchen gegeben.«
    Matt fasste mit dem Daumen nach den ausgestreckten Fingern des Babys und legte den Kopf schief, um den wandernden Blick des Kleinen zu erwidern. »Ich habe eine Babyschale im Auto.«
    »Ich sage nur kurz Lance Bescheid. Hier.« Sie reichte ihm das Baby.
    Zärtlich hielt er den kleinen Körper in beiden Armen. »Hallo, kleiner Kerl. Du siehst nicht so aus, als würde dir etwas fehlen.«
    Das Baby zog eine Grimasse und gab ein kleines Meckern von sich. Matt legte den Kleinen über seine Schulter und er machte noch ein Bäuerchen, wobei ein dünner, milchiger Speichelfaden auf sein Hemd floss. Er tätschelte den zarten Rücken, wiegte ihn hin und her und murmelte dabei: »‚Wynken, Blynken und Nod segelten des Nachts in einem hölzernen Schuh. Sie fuhren auf einem Fluss aus Kristall in einen See aus Tau.‘«
    Er drehte sich um und merkte, dass Sofie ihn beobachtete. Sie hatte eine rote Wolljacke angezogen und trug die Wickeltasche über der Schulter. Er zog die Augenbrauen hoch. »Können wir?«
    Sie ging vor ihm hinaus. Etwas an der Art, wie sie ging, fesselte ihn und er fragte sie aus einem plötzlichen Instinkt heraus: »Sind Sie Tänzerin?«
    Bei dem Wagen blieb sie stehen und sah sich um. »Warum fragen Sie?«
    »Sie sehen so aus.« Er schnallte das Baby in dem Maxi-Cosi auf dem Rücksitz fest.
    »Mama wäre stolz. Nach den Windeln kamen bei mir Tutus, dann Jazztanzschuhe und dann hohe Absätze. Als ich sechzehn war, habe ich mit ihr zusammen unterrichtet und dann bei einigen Aufführungen getanzt, eine davon sogar am Broadway.«
    »Beeindruckend.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Nichts Weltbewegendes.«
    Hmm . Die gleiche Bescheidenheit wie bei ihrem Bruder. Er hielt ihr die Tür auf, während sie hinten neben dem Baby Platz nahm, dann stieg er ein und ließ den Motor an. »Tanzen Sie immer noch?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe beschlossen, noch mal die Schulbank zu drücken.«
    »In welchem Bereich?«
    »Psychologie. Verhaltensstörungen. Ich schreibe an meiner Dissertation.«
    »Tatsächlich?« Er

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