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Das Echo dunkler Tage

Das Echo dunkler Tage

Titel: Das Echo dunkler Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dolores Redondo
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Genitalien hatte der Täter ein Stück süßen Kuchen gelegt.«
    »Einen Txantxangorri«, bestätigte Amaia, »ein typisches Gebäck aus der Gegend.«
    »Bei Carla Huarte wurde kein Kuchen gefunden, aber auf Ihren Hinweis hin haben wir ihre Kleidung näher untersucht und tatsächlich Spuren von Zucker und Mehl gefunden.«
    »Das Mädchen könnte auch was Süßes zum Nachtisch gegessen haben, und dabei könnten Krümel auf dem Kleid zurückgeblieben sein«, wandte Jonan Etxaide ein.
    »Möglich, aber zumindest bei ihr zu Hause gab es an diesem Abend keinen Nachtisch, das habe ich überprüft«, erwiderte Montes.
    »Das reicht nicht, um eine Verbindung zwischen beiden Fällen nachzuweisen«, sagte Amaia und warf ihren Kugelschreiber auf den Tisch.
    »Da ist noch was«, sagte San Martin und sah seinen Assistenten verschmitzt an.
    »Worauf warten Sie?«, drängte Amaia und stand auf.
    »Auf mich«, sagte der Comisario, der soeben den Raum betreten hatte. »Bleiben Sie ruhig sitzen. Dr. San Martín, erzählen Sie den anderen, was Sie mir gerade erzählt haben.«
    Der Assistent des Rechtsmediziners pinnte eine Grafik an die Tafel, auf der mehrere bunte Spalten mit Zahlenreihen zu sehen waren, offenbar eine Vergleichsstudie. San Martín erhob sich und sprach mit der Autorität eines Mannes, der entschlossenes Auftreten gewohnt war.
    »Unsere Analysen haben ergeben, dass bei beiden Verbrechen die gleiche Art von Schnur verwendet wurde, was noch nicht viel aussagt, weil diese Marke in jedem Baumarkt erhältlich ist und auf vielen Bauernhöfen und Baustellen zum Einsatz kommt.« Er legte eine theatralische Pause ein und grinste. »Wesentlich aussagekräftiger ist da schon«, fuhr er fort und sah erst den Comisario und dann Amaia an, »dass beide Stücke von derselben Rolle stammen, genauer gesagt, nacheinander von derselben Rolle abgeschnitten wurden.« Er zeigte zwei Fotos in hoher Auflösung, auf denen deutlich zu sehen war, dass die Schnittflächen zueinanderpassten.
    »Wir haben es also tatsächlich mit einem Serientäter zu tun«, flüsterte Amaia.
    Aufgeregtes Murmeln erfüllte den Raum, verstummte aber schlagartig, als der Comisario das Wort ergriff.
    »Inspectora Salazar, Sie sind doch aus Elizondo, nicht wahr?«
    »Ja, meine ganze Familie lebt dort.«
    »Aufgrund Ihrer Erfahrung und Ortskenntnisse scheint es mir angebracht, dass Sie die Ermittlungen leiten. Sowohl wir hier in Pamplona als auch die Kollegen in Elizondo werden Sie tatkräftig unterstützen.«
    Er verabschiedete sich und verließ den Raum.
    »Glückwunsch«, sagte Iriarte und schüttelte Amaia lächelnd die Hand.
    »Gratuliere, Inspectora Salazar«, schloss sich Dr. San Martín an.
    Amaia entging nicht, dass Montes sitzengeblieben war und sie missmutig ansah, während die anderen aufgestanden und zu ihr gekommen waren. Sie musste sich der vielen Hände, die ihr auf die Schulter klopften, geradezu erwehren.
    »Morgen fahren wir in aller Frühe nach Elizondo, wir müssen unbedingt beim Begräbnis dabei sein. Ich werde bei meiner Familie unterkommen. Ihr könnt hin- und herfahren, es sind ja nur fünfzig Kilometer, und die Straße ist gut ausgebaut.«
    Bevor sich die Versammlung endgültig auflöste, kam Montes zu ihr und sagte: »Eine Frage: Muss ich Sie jetzt Chefin nennen?«
    »Fermín, machen Sie sich nicht lächerlich, das ist doch nur vorübergehend und …«
    »Schon gut, Chefin, ich habe gehört, was der Comisario gesagt hat. Sie haben meine volle Unterstützung.«
    Er salutierte ironisch und verließ den Raum.

5
    I n Gedanken versunken schlenderte Amaia durch die Altstadt von Pamplona nach Hause. Sie wohnte in einem restaurierten Altbau in der Mercaderes-Straße, in dessen Untergeschoss in den Dreißigerjahren eine Regenschirmfabrik untergebracht gewesen war. Davon zeugte noch ein altes, aber gut lesbares Schild, das mit dem Slogan warb: Qualität und Eleganz in Ihrer Hand – Regenschirme von Izaguirre . James hatte das Haus gekauft, angeblich weil die Größe und Helligkeit der Werkstatt ideal waren, um dort sein Bildhaueratelier einzurichten. Aber Amaia wusste, dass der eigentliche Grund ein anderer war: die Festwoche von San Fermín mit ihrem traditionellen Stierlauf. Wie so viele Amerikaner liebte er dieses Spektakel, liebte er Hemingway, liebte er diese Stadt. Ihr war diese Liebe immer etwas kindisch vorgekommen, aber jedes Mal, wenn sich die Festwoche näherte, flammte sie neu in ihm auf. Zu ihrer Erleichterung nahm James nicht selbst am

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