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Das Echo dunkler Tage

Das Echo dunkler Tage

Titel: Das Echo dunkler Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dolores Redondo
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dunklen Teint hatte, wirkte er blass, nur die Haut unter den Augen und um den Mund war leicht gerötet. In der Hand hielt er schlaff ein Papiertaschentuch, das er offenbar nicht zu benutzen gedachte, obwohl ihm Tränen und Rotz bis zum Kinn liefen und von dort auf die dunkle Tischplatte tropften. Neben ihm saß eine Pflichtanwältin, die Amaia auf knapp dreißig schätzte. Sie ordnete gerade einige Ausdrucke und lauschte mit abwesendem Gesicht den Anweisungen, die ihr jemand übers Telefon gab. Ab und zu sah sie angewidert zu ihrem Klienten.
    Padua näherte sich von hinten.
    »Seit ihn die Kollegen von der SEPRONA verhaftet haben, heult und jammert er. Als er die Beamten sah, hat er sofort gestanden. Und auch auf dem Weg hierher hat er ständig wiederholt, er sei es gewesen, er habe sie umgebracht. Der Kerl muss vor lauter Heulen fix und fertig sein.«
    Sie setzten sich an den Tisch. Ein Beamter schaltete ein Aufnahmegerät ein, alle Anwesenden stellten sich vor, Datum und Uhrzeit wurden genannt. Sofort ergriff die Anwältin das Wort.
    »Zunächst muss ich Sie darauf hinweisen, dass Sie ohne meine Anwesenheit keine Aussage hätten aufnehmen dürfen«, beschwerte sie sich.
    »Ihr Klient hat sein Geständnis geradezu hinausposaunt, als er verhaftet wurde. Und kaum war er hier zur Tür reingekommen, wollte er seine Aussage machen.«
    »Trotzdem könnte ich sie anfechten.«
    »Wir haben ihn doch noch gar nicht offiziell verhört. Wollen Sie nicht erst mal abwarten, was er zu sagen hat?«
    Die Anwältin kniff die Lippen zusammen und rückte den Stuhl ein Stück vom Tisch weg.
    »Jasón Medina«, begann Padua. Allein die Erwähnung seines Namens weckte den Mann aus seiner Trance. Er richtete sich auf und starrte die Blätter an, die Padua in der Hand hielt. »Sie haben angegeben, dass Sie am Mittwoch mit Ihrer Stieftochter Johana Márquez zur Waschstraße fahren wollten. Sie fuhren aber nicht zur Waschstraße, sondern in die Berge. Irgendwo hielten Sie an und forderten Ihre Stieftochter auf, Sie zu küssen. Als sie sich weigerte, wurden Sie wütend und gaben ihr eine Ohrfeige. Johana drohte damit, es ihrer Mutter zu erzählen oder sogar der Polizei. Das machte Sie noch wütender, Sie schlugen erneut zu, diesmal so stark, dass das Mädchen ohnmächtig wurde. Ist das bis hierher richtig?«
    Jasón nickte.
    »Sie fuhren wieder los, aber als Sie sie da neben sich liegen sahen, dachten Sie, Sie könnten Verkehr mit ihr haben, ohne dass Ihre Stieftochter Widerstand leistet. Sie suchten sich eine abgelegene Stelle, hielten an, klappten die Lehne des Beifahrersitzes nach hinten und legten sich auf sie. Doch Johana wachte plötzlich auf und begann zu schreien. Bis hierhin alles korrekt?«
    Jasón Medina nickte wieder, wiegte sich sogar, während ihm weiter Tränen und Rotz von der Nase tropften.
    »Sie schlugen mehrmals auf sie ein. Aber je mehr Johana schrie, desto erregter wurden Sie und umso mehr schlugen Sie zu, am Ende mit voller Wucht. Sie packten sie am Hals und würgten sie, bis sie sich nicht mehr regte. Als Sie sahen, dass sie tot war, wurde Ihnen bewusst, dass Sie die Leiche loswerden mussten. Die Berghütte kannten Sie aus Ihrer Zeit als Schäfer. Sie fuhren hin, trugen die Leiche den Waldweg entlang bis zur Hütte und legten sie dort ab. In dem Moment fiel Ihnen ein, was Sie in der Presse über den Basajaun gelesen hatten. Um den Verdacht auf ihn zu lenken, schnitten Sie Johanas Kleider auf, aber das hat Sie so sehr erregt, dass Sie sich an der Leiche vergangen haben.«
    Jasón Medina schloss die Augen. Amaia dachte zuerst, es wäre aus Scham, aber dann wurde ihr klar, dass der Mann diesen Augenblick noch einmal durchlebte. Nervös rutschte sie auf ihrem Stuhl hin und her und suchte Augenkontakt zu der Anwältin, die ihrerseits angeekelt zurückwich, als sie den sich ausbeulenden Schritt der Hose sah.
    »Das ist doch nicht zu fassen!«, rief sie.
    Teniente Padua las weiter, als hätte er nichts bemerkt.
    »Weil Sie die Leiche so inszenieren wollten, wie Sie es gelesen hatten, fuhren Sie zurück, bevor Ihre Frau nach Hause kam, um ein Stück Schnur zu besorgen, das beim Zusammenbauen des Wäscheständers übriggeblieben war. Sie duschten rasch, kehrten zur Hütte zurück und legten Ihrer Stieftochter diese Schnur um den Hals. Dann fuhren Sie wieder nach Hause. Weil Ihre Frau darauf bestand, eine Vermisstenanzeige aufzugeben, haben Sie einige Tage später einige Kleidung und persönliche Gegenstände Ihrer Stieftochter

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