Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling
ich kann mir kaum vorstellen, dass Sie sich in eine solche Situation bringen möchten. Sie sollten sich wirklich nicht über Melifaro ärgern. Sie kennen ihn doch. Sein Problem ist, dass seine Mutter und seine älteren Brüder ihn verzogen haben, während sein Vater, Sir Manga Melifaro also
»Jaja, ich weiß. Sir Manga hat sich in der Welt herumgetrieben und seine berühmte Enzyklopädie geschrieben. Große Entdecker sollten keine Familie haben und sich nicht mit Nachkommen belasten, damit ihre Leidenschaft fürs Abenteuer sich nicht auf die Kinder überträgt. Na schön - ich geh jetzt ins Fressfass und verpass ihm ein Veilchen. Melifaro erwartet mich bestimmt schon. Können Sie sich noch an die erschrockenen Mienen der Polizisten erinnern, Schürf?«
»Natürlich.«
»Kümmern Sie sich bitte darum, dass keiner dieser Ordnungshüter aufs Weiße Blättchen kommt. Schließlich war kein einziges intelligentes Gesicht darunter. Und sie haben tatsächlich geglaubt, ich wollte Melifaro umbringen! Diese Musterschüler von General Bubuta!«
Nachdem ich meinen Zorn an unschuldigen Menschen ausgelassen hatte, fühlte ich mich wesentlich besser und ging ins Fressfass, um mich mit Melifaro zu versöhnen. Dafür hatte ich genug Zeit. Schließlich war ich viel zu früh zur Arbeit gekommen, um der häuslichen Langeweile zu entgehen.
Nachdem Melifaro meine Stimmung zuerst ruiniert hatte, tat er nun alles Erdenkliche, um mich aufzuheitern. Daher stellte ich bei Antritt meiner Nachtschicht keine Gefahr mehr für meine Umgebung dar.
Sir Juffin saß im Sessel und sah nachdenklich in ein Buch. Diese Idylle ließ vermuten, dass in Echo Ruhe herrschte.
»Grüß dich, du Verräter!«, rief er mir zu. »Du hast mit Melifaro im Fressfass gesessen, statt mich müden Alten vom Bürodienst zu erlösen, stimmt's?«
»Erstens bin ich eine Stunde zu früh zur Arbeit gekommen, zweitens musste Melifaro seinen Auftritt wiedergutmachen ...« »Das weiß ich schon. Und drittens?«
»Drittens bin ich bereit, alles mit Ihnen zu wiederholen!«
»Was alles?«
»Den Besuch im Fressfass«
»Hast du keine Angst vor dem Bankrott, Max?«
»Wollen Sie mich beleidigen?«
»Nein, nein. Aber ich bin zu faul, um auszugehen. Vielleicht lassen wir uns besser etwas bringen. Setz dich - ich möchte ein wenig mit dir plaudern.«
»Für Sie, Sir, bin ich sogar dazu bereit.«
»Na so was - er ist selbst dieser Schandtat fähig! Aber ich habe interessante Neuigkeiten für dich. Weißt du, was Lady Melamori angestellt hat? Ich hab es heute erst erfahren. Wann hast du sie zum letzten Mal gesehen?«
»Vorgestern. Melifaro und ich sind bei ihr zu Besuch gewesen. Was das angeht, Juffin, kann ich Sie beruhigen: Alles ist sehr anständig verlaufen. Für meinen Geschmack zu anständig.«
»Verstehe. Den Ablauf eures Besuchs kann ich mir auch ohne Hellseherei gut vorstellen. Darum geht es mir nicht. Habt ihr euch danach nicht mehr gesehen?«
»Nein. Aber Lady Melamori hat sich bei mir mehrmals per Stummer Rede gemeldet und gefragt, wie ich mich fühle und in welcher Stimmung ich bin. Das war sehr nett von ihr und hat mich gerührt.«
»Und wie hast du dich in den letzten zwei Tagen gefühlt?«
»Seit meinem Aufenthalt in Zelle Nummer Fünf? Jedenfalls habe ich kein Gift gespuckt. Ist es das, was Sie wissen wollen?«
»Wenn mich etwas näher interessiert, sage ich Bescheid. Aber jetzt erzähl mir genau, wie es dir seit vorgestern gegangen ist.«
»Da gibt's nicht viel zu erzählen. Ich hab mich großartig gefühlt und war stets gut gelaunt. Manchmal hab ich sogar plötzlich gelacht, als hätte mich etwas gekitzelt. Ich bin durchs Haus gegangen und hab in mich hineingekichert.«
»Und das war's?«
»Ist Ihnen das zu wenig?«
»Es ist deine Schuld, Max, dass ich mich über dich viel öfter wundere als über andere«, sagte Juffin vorwurfsvoll, und ich wusste nicht, ob das ein Lob war oder ob er sich über mich lustig machte.
»Was ist denn passiert? Schluss mit der Geheimniskrämerei! Inzwischen bin ich so aufgeregt, dass ich keinen Bissen mehr herunterbringe.«
»Wie schön!«, rief Juffin und schnitt sich genüsslich ein großes Stück von der leckeren Pirogge ab, die gerade aus dem Fressfass gekommen war. Zugleich aber bebte er vor Ungeduld und fing deshalb mit vollem Mund an zu reden.
»Es geht um die erste und letzte Lady im Geheimen Suchtrupp. Sie hat überprüfen wollen, ob du ihrer Aufmerksamkeit wert bist.«
»Ich kenne eine gute Methode, sie
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