Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling
bin.
»Tja, was soll ich dazu sagen?«, meinte er, als ich fertig war. »Das alles ist ziemlich schrecklich, aber ich habe dir ein tolles Angebot zu machen. Es gibt in dieser Stadt, die dir so gut gefällt, einen interessanten und gut dotierten Job für dich. Obendrein handelt es sich um Nachtarbeit, und die hast du dir ja immer gewünscht.«
Ich dachte nicht mal über sein Angebot nach, denn ich hatte noch nicht begriffen, dass die Entscheidung, die ich im Traum träfe, Auswirkungen auf meine Realität haben würde. Doch aus reiner Neugier wollte ich alle Einzelheiten erfahren. »Gut, nehmen wir mal an, Sie hätten mich angeworben. Wollen Sie mir weismachen, es gäbe in der ganzen Stadt außer mir keinen Menschen, der nachts nicht schlafen kann?«
»Ach, Leute, die an Schlaflosigkeit leiden, gibt es übergenug. Ich heiße übrigens Juffin, Sir Juffin Halli, stehe zu Diensten! Du brauchst dich nicht zu bemühen. Ich weiß, dass du Max heißt, und dein Nachname interessiert mich nicht. Du wirst staunen, aber ich weiß von dir so einiges. Zum Beispiel, dass du ein rares Talent hast, das sehr gut zu der Behörde passt, die ich leite. Bisher hattest du leider keine Gelegenheit, das Vorhandensein dieses Talents überhaupt zu bemerken.«
»Was für ein Talent haben Sie denn bei mir ausgemacht? Ich hoffe, nichts Kriminelles!«, rief ich und kicherte blöd.
»Na siehst du - du hast es selbst erraten! Bravo!«
»Meinen Sie das ernst? Sind Sie etwa ein Mafioso?«
»Ich weiß zwar nicht, was das ist, doch ich bin garantiert viel schlimmer.«
»Ein Mafioso ist der Kopf einer kriminellen Organisation. Ein Bandit reinsten Wassers. Und was sind Sie?«
»Ach, ganz das Gegenteil! Ich bin Leiter des Kleinen Geheimen Suchtrupps der Stadt Echo. Streng genommen bin ich also auch ein Bandit reinsten Wassers, aber alles geschieht im Namen des Gesetzes. Und meine Behörde interessiert sich besonders für Verbrechen, bei denen Magie im Spiel ist.«
»Für welche Verbrechen interessieren Sie sich?«, fragte ich so ungläubig wie misstrauisch.
»Das hast du doch gehört - für Verbrechen, bei denen Magie im Spiel ist. Da brauchst du gar nicht die Stirn zu runzeln. Ich halte dich nicht zum Narren! Dazu bin ich jetzt ohnehin nicht aufgelegt. Pass auf: Wenn wir gut miteinander auskommen, wirst du auf all deine Fragen eine Antwort bekommen - und sogar mehr als das.«
»Gut auskommen tun wir ja schon lange miteinander.«
»Und das ist auch gut so. Ich dachte schon, ich müsste dich überreden, und hatte mir sogar Argumente zurechtgelegt.«
»Sagen Sie mir besser, was ich tun soll, wenn ich meinen Dienst bei Ihnen antrete.«
»Du sollst das Nachtantlitz des Leiters des Kleinen Geheimen Suchtrupps sein. Diese Truppe schläft allerdings bei Nacht, und darum, Max, bist du - grob gesagt - dein eigener Chef.«
»Kein schlechter Posten für einen Gastarbeiter!«
»Stimmt. Sag mal: Wenn ich jetzt ein - wie du es genannt hast - Mafioso wäre, wärst du dann auch einverstanden, bei mir anzufangen?«
»Natürlich«, antwortete ich ehrlich. »Ich kenne Ihre Lebensumstände nicht und sehe darum keinen Unterschied zwischen Verbrechern und denen, die sie jagen.«
»Das hast du sehr gut erfasst, Max. Weiter so! Die Wahrheit ist nicht so wichtig, als dass man sie verbergen müsste.«
Dieser Sir Juffin mit seinem Raubvogelgesicht und den kühlen Augen eines klugen Killers hatte ein erstaunlich weiches Lächeln. Ich war lange nicht mehr so verzaubert gewesen - weder im Traum noch in der Wirklichkeit. Ich hatte große Lust, bei diesem seltsamen Menschen zu bleiben - egal was er tatsächlich tat und welche Rolle er für mich im Sinn hatte. Vielleicht nahm ich unser Gespräch deshalb so ernst, als würde es nicht im Traum, sondern in der Realität stattfinden. Ich wollte ihm einfach glauben! Schon lange hatte ich nichts mehr so sehr gewollt.
»Wir müssen noch ein paar technische Details besprechen«, seufzte Sir Juffin.
»Nämlich?«
»Nämlich, wie du hierher gerätst.«
»Bin ich denn noch nicht bei Ihnen? Ach so!«
»Genau das ist das Problem! Du glaubst, du befindest dich in der Wirklichkeit - dieses Hirngespinst ist völlig normal ... na ja, beinahe normal. Die Leute hier stören sich nicht an dir, bemerken aber schon mit bloßem Auge den Unterschied. Deshalb wirst du Probleme mit deinem Körper haben, der sich gerade unter der Bettdecke wälzt. Wenn dein Körper stirbt, ist das Leben für dich zu Ende. Deshalb musst du nicht nur im
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