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Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling

Titel: Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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ich eine Vorahnung: Mir war irgendwie klar, dass ich nicht einkaufen gehen sollte, und das hab ich dann auch nicht getan, weil ich meiner Intuition stets vertraue. Dann aber hat sich meine Freundin Lady Chedli per Stummer Rede gemeldet und wollte sich unbedingt mit mir treffen. Das hab ich nicht ablehnen können. Also haben wir uns im Rosa Buriwuch verabredet. Ich bin nicht mit dem A-Mobil gefahren, sondern zu Fuß gegangen, weil ich in der Straße der Hohen Wände lebe, also
    »... ist es bis zum Rosa Buriwuch nur ein Sprung«, ergänzte Melifaro nickend. Lady Tschedsi sah ihn zärtlich, aber alles andere als mütterlich an.
    »Stimmt, Sir! Sie kennen sich ja prima aus! Wohnen Sie etwa in der Nähe?«
    »Nein, aber ich habe vor, dorthin umzuziehen«, sagte Melifaro verbindlich. »Aber fahren Sie doch bitte fort, wunderbare Lady.«
    Die Frau wurde ganz rot, so entzückt war sie über Melifaros Schmeichelei. Ich dagegen konnte mir nur mühsam ein Lachen verkneifen. Hätte ich mich nicht beherrscht, hätte sie ihre Aussage sicher so lange verweigert, bis ich verschwunden gewesen wäre.
    »Ich verließ das Haus, ohne weiter auf meine Vorahnung zu achten, doch sie hatte mich nicht getrogen. Kaum hatte ich mein Viertel verlassen, kam ein furchtbarer Barbar auf mich zugestürzt. Er hatte einen widerlich schmutzigen Lochimantel und eine hässliche Hose an und taumelte entsetzlich. So einen besoffenen Kerl hab ich noch nie gesehen. Na ja, einmal hat sich mein Cousin Dschamis betrunken, aber das war noch vor der Epoche des Gesetzbuchs. Damals hat man den armen Dschamis ja noch verstehen und ihm verzeihen können ... Jedenfalls hat dieser ekelhafte betrunkene Widerling versucht, mit dem Messer auf mich einzustechen. Er hat sogar meinen neuen Lochimantel, den ich erst gestern in Dirolans Boutique gekauft habe, aufgeschlitzt. Können Sie sich vorstellen, wie viel ich für den Mantel bezahlt habe? Ich finde solche Männer unmöglich. Deshalb hab ich ihm gleich eine Ohrfeige verpasst, mich dann aber sehr erschrocken. Und er hat mir etwas Merkwürdiges zugeflüstert, ich glaube »Schachtel« oder »alte Schachtel«. Das muss irgendein Barbarenschimpfwort sein. Danach ist er weggelaufen. Ich bin wieder nach Hause gegangen, um mich umzuziehen, und hab mich bei meiner Freundin gemeldet, damit sie sich nicht über meine Verspätung ärgert. Als ich ihr die ganze Geschichte erzählte, meinte sie, ich sei womöglich dem Serienmörder begegnet, von dem sie im Trubel von Echo gelesen hat. Diese Vorstellung hat mich erst wirklich erschrecken lassen. Und Chedli hat mir geraten, zu Ihnen zu kommen - natürlich nicht zu Ihnen persönlich, sondern ins Haus an der Brücke. Also hab ich mein A-Mobil genommen und bin hergefahren. Das ist die ganze Geschichte. Denken Sie, dass ich wirklich dem Mörder begegnet bin? Er war so schwach! Ich hab keine Ahnung, warum seine Opfer ihn nicht fertiggemacht haben. Eine Ohrfeige hätte dafür doch vollauf gereicht!«
    »Ich danke Ihnen sehr, Lady Tschedsi«, erklärte Juffin feierlich. »Ich glaube, Ihr Mut hat nicht nur Sie, sondern auch das Leben anderer gerettet. Und jetzt gehen Sie bitte nach Hause. Ich bereue es sehr, dass wir uns nur so flüchtig kennengelernt haben, aber wir müssen so schnell wie möglich den Mann finden, der Sie belästigt hat.«
    »Den finden Sie bestimmt - da bin ich mir sicher.«
    Die Lady verschwand, wackelte dabei graziös mit den Hüften und warf uns allen einen so heißen wie affektierten Blick über die hochgezogene Schulter zu. Und der glückliche Melifaro bekam zum Abschied noch ein so strahlendes Lächeln geschenkt, dass er beinahe darunter zusammengebrochen wäre. Als die Lady das Büro endlich verlassen hatte, sah der Arme zur Decke und sagte: »Sündige Magister! Womit hab ich das verdient?! Ich bin doch noch nicht mal rothaarig.«
    »Dafür kannst du dich um den Chefposten von Dirolans Boutique bewerben, falls hier was schiefgehen sollte«, meinte Juffin lächelnd und wandte sich dann an mich. »Na, Max, weißt du schon, wodurch du dich von normalen Leuten - um einen Begriff unseres heißblütigen Melifaro zu verwenden - unterscheidest?«
    Schweigend zuckte ich die Achseln und trank meine kalte Kamra aus. Von normalen Leuten unterschied mich vieles - besonders jetzt. Ich hatte mir überlegen sollen, wodurch sich meine alten Landsleute von den Bewohnern von Echo unterscheiden. Die lustige Episode mit General Bubuta Boch und die ehrliche Beichte von Lady Tschedsi

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