Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling
Handbewegung, und der halbtote Manische landete zwischen Daumen und Zeigefinger meiner Linken - dort also, wo einige Zeit zuvor schon Lonely-Lokley gesessen hatte. Tschemparkaroke fiel vor Staunen die Kinnlade runter. Er war in der Blütezeit der Epoche des Gesetzbuchs nach Echo gekommen und an solche kleinen Wunder nicht gewöhnt. Angewidert verzog ich das Gesicht, und wir gingen. Als Krönung des Ganzen musste ich mit meiner ekligen Hand auch noch unser A-Mobil steuern!
Im Saal der allgemeinen Arbeit befreite ich mich schnell von meiner leichten, aber unangenehmen Last, indem ich meinen Landsmann kurzerhand auf den Teppich warf. Dann ging ich mir die Hände waschen. Ich bin ein typischer Neurastheniker, und solche Ereignisse werfen mich immer aus der Bahn. Dieser manische Typ gefiel mir ganz und gar nicht. Das lag bestimmt auch daran, dass uns etwas verband - so unappetitlich er auch aussah. Seufzend kam ich zurück.
»Ob man ihn wiederbeleben sollte?«, überlegte Juffin gedankenverloren und sah sich unseren Fang mit Abscheu an. »Es ist viel passiert, aber ich möchte doch gern wissen, ob ...«
Ich konnte mir einigermaßen vorstellen, was mein Chef wissen wollte. Vielleicht aber auch nicht.
»Nimm das alles nicht so ernst, Max«, sagte Juffin heiter.
Normalerweise weiß er schneller als ich, was mit mir los ist. Diesmal aber kam sein Trost zu spät.
»Du solltest in dem, was hier passiert, keine Zerreißprobe für deine Nerven sehen, sondern zufrieden damit sein - schließlich haben wir jetzt die Chance, etwas völlig Neues zu erfahren. Kopf hoch, mein Junge!«
»Ich glaube nicht, dass diese Neuigkeiten meinen Zustand bessern werden«, murmelte ich.
Kofa und Melifaro sahen uns an, ohne zu begreifen, wovon wir sprachen.
»Das sind nur Kindereien«, sagte Juffin ihnen zur Erklärung. »Besser gesagt: familiäre Probleme. Ich werde mich jetzt ein wenig mit unserem frisch verhafteten Schönling beschäftigen.«
»Ich fürchte, ihm ist nicht mehr zu helfen«, meinte ich. »Immerhin wäre ich schon an einem Teller Rekreationssuppe fast gestorben - und er hat drei davon verputzt!«
»Ich habe nicht vor, ihm zu helfen, aber wer weiß - vielleicht beichtet er ja ein wenig«, meinte Juffin, hockte sich neben den Mann und begann, ihm erst die Ohren, dann den Hals zu massieren, doch seine rhythmischen Bewegungen verzauberten nur mich.
»Dreh dich lieber um«, hörte ich Juffins lautlosen Rat. »Es ist besser für dich, wenn du an dieser Sache nicht beteiligt bist.«
Mühsam wandte ich den Blick ab. Wie so oft tat Sir Juffin etwas, das ich von so einem soliden und respektheischenden älteren Gentleman nie erwartet hätte. Mit einem schrillen Schrei sprang er dem Unglücklichen auf den Magen, stieß sich von ihm wie von einem Sprungbrett ab und landete nach einem Salto wieder auf den Füßen.
»So prächtig hab ich mich schon lange nicht mehr amüsiert«, stellte Juffin fest. »Jetzt wird er sich bestimmt mit uns unterhalten.«
Mein Landsmann rührte sich tatsächlich ein wenig.
»Kela«, rief er. »Bist du das, Kela? Ich hab doch gewusst, dass wir uns irgendwann Wiedersehen.«
Wie in Trance näherte ich mich dem hässlichen Wesen.
»Wie heißt du?«, fragte ich.
Das war dumm von mir, ich weiß. Was ging mich sein Name schon an? Aber es war der erste Gedanke, der mir in den Sinn kam.
»Keine Ahnung. Hier nennt mich niemand beim Namen. Hast du vielleicht etwas Suppe für mich? Sie lindert tatsächlich alle Schmerzen.«
»Das würde ich nicht gerade sagen«, gab ich zurück und blieb hartnäckig bei meiner Meinung über dieses Gericht. »Außerdem kannst du daran sterben.«
»Quatsch! Ich bin doch schon tot, aber jemand hat mich erweckt. Wer mag das gewesen sein?«
»Ich bin das gewesen«, meldete sich Sir Juffin Halli. »Und du brauchst dich dafür nicht mal bei mir zu bedanken.«
»Kann mir jemand sagen, wo ich bin?«, fragte das unglückliche Wesen. »Der Mensch hat doch wohl das Recht zu wissen, wo er gestorben ist.«
»Du bist zu weit von zu Hause entfernt, als dass dir der Name unserer Stadt etwas sagen würde«, bemerkte ich.
»Egal - ich möchte es einfach nur wissen.«
»Du befindest dich in Echo.«
»Liegt das nicht in Japan? Aber hier gibt's gar keine Schlitzaugen ... Du machst dich über mich lustig, stimmt's? Das machen ja hier alle. Ich war sehr lange hierher unterwegs und weiß nicht mehr, warum. Die alten Schachteln haben mir auch nicht sagen wollen, wo ich bin. Sie waren bestimmt
Weitere Kostenlose Bücher