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Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling

Titel: Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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allerdings hatten mich abgelenkt.
    »Hier bin ich«, rief Sir Kofa Joch und schenkte uns allen das ruhige Lächeln eines satten Menschen. »Ich bitte, meine Verspätung zu entschuldigen, aber mir ist etwas Lustiges passiert. Juffin, Sie haben mich an der Schwelle des Alten Dorn erreicht ... «
    Erschrocken sprang ich auf, der Stuhl fiel um, und meine glücklicherweise schon geleerte Tasse zerbrach klirrend am Boden. »Was bin ich doch für ein Idiot!«, rief ich. »Wie konnte ich das bloß vergessen! Die Suppe, Melifaro! Die Rekreationssuppe! Juffin, wissen Sie noch, was damals mit mir los war? Natürlich hat er geschwankt! Und wie! Schließlich ist er mein Landsmann! Er hat die Suppe probiert. Daher die Morde!«
    »So einfach ist das also!«, seufzte Juffin erleichtert. »Damit ist unsere Qual beendet. Wir dürfen aber nicht stolz auf uns sein, denn wir haben einfach nur Glück gehabt. Theoretisch hätte der Mörder noch jahrelang in Echo herumirren und sich von anderen Dingen ernähren können.«
    »Was hat es eigentlich mit dir und dieser Suppe auf sich?«, fragte Melifaro verlegen. »Irgendwas begreife ich hier nicht, meine Herrschaften.«
    »Max darf die Rekreationssuppe nicht essen«, erklärte Juffin. »Aber macht darüber bloß keine Witze. Sie ist Gift für ihn. Ein Teller schon hat ihn drei Tage außer Gefecht gesetzt. Ich war ganz ratlos.«
    »Du Armer!«, sagte Melifaro mitfühlend. »Du bist in letzter Zeit recht gereizt. Als ob dir Lonely-Lokley im Nacken säße. Aber ohne diese Suppe zu leben, ist ein herber Verzicht!«
    »Schön wär's, wenn das der schlimmste Verzicht in meinem Leben wäre«, meinte ich und zuckte die Achseln. »Mir geht's auch ohne diese Suppe ganz gut.«
    »Jetzt ist mir alles klar«, meldete sich Sir Kofa unerwartet zu Wort. »Sie können Lonely-Lokley zum Alten Dorn schicken. Dort sitzt der Mörder gerade. Seinetwegen hab ich mich dort so lange aufgehalten.«
    »Ich geh allein dorthin«, rief Melifaro und landete mit nur einem Sprung an der Türschwelle. »So ein Naturwunder darf man auf keinen Fall töten. Unser Schnitter des Lebensfadens kann in der Zwischenzeit ja meine Papiere ordnen - dieses Vergnügen sollte man ihm nicht länger vorenthalten.«
    »Wir fahren zusammen«, sagte Juffin und erhob sich. »Ich bin nämlich auch neugierig. Max begleitet uns natürlich, um seinen Landsmann zu begrüßen. Und Sir Kofa hat auch ein Recht darauf, einen Teil der Lorbeeren zu bekommen.«
    Ehrlich gesagt war ich von dieser Idee ganz und gar nicht begeistert. Ich würde gleich den Menschen sehen, der die gleiche Reise wie ich unternommen und - um mich der Redewendung von Sir Juffin zu bedienen - meine Tür zwischen den Welten benutzt hatte. Wäre es nach mir gegangen, hätte ich das Treffen abgelehnt, aber mich hatte ja niemand gefragt.
    Ich durfte mich ans Steuer des A-Mobils setzen, weil es ohnehin nicht weit war.
    Unterwegs berichtete uns Sir Kofa kurz seine Eindrücke: »Heute Mittag um kurz nach zwölf ist im Alten Dorn ein seltsamer Typ aufgetaucht. Wie ihr alle wisst, vergöttert der Wirt Tschemparkaroke seltsame Vögel. Tschemparkaroke ist noch immer so neugierig wie an dem Tag, da er von der Insel Murimach nach Echo gekommen ist. Allerdings sagte ihm der Besucher schon an der Tür, alle Frauen seien ... Oje, jetzt hab ich's vergessen! Jedenfalls war es ein merkwürdiges Wort.«
    »Schachteln«, half ich ihm flüsternd weiter. »Er hat bestimmt gesagt, alle Frauen seien Schachteln.«
    »Stimmt, Max! Bist du etwa ein Hellseher?«
    »Nein, aber manische Typen wie dieser Mann hängen meist an einem Wort und wiederholen es immer wieder. Er hat der rothaarigen Lady das gleiche Wort gesagt: alte Schachtel. Daher weiß ich es.«
    »Und was bedeutet das?«, fragte Melifaro interessiert.
    »Nichts Besonderes. Ein schrulliges, ziemlich unangenehmes Weib, könnte man vielleicht sagen.«
    Als Melifaro diese Erläuterung hörte, wurde er beinahe übermütig. Ich hingegen zog es vor, mit meinen Erklärungen fortzufahren.
    »Manische Männer verübeln Frauen oft etwas. Ihr Zorn kann sich auf das ganze Geschlecht richten oder nur auf Blondinen oder Pummelige oder so.«
    »Lass doch die Kleinigkeiten«, murmelte Juffin. »Sir Kofa soll weitererzählen.«
    »Tschemparkaroke war begeistert, ein ihm unverständliches Wort gehört zu haben, und nickte dem Fremden freundlich zu. Der fragte den Wirt, ob er ein Schmerzmittel für ihn habe, und Tschemparkaroke entschied, die beste Arznei sei ein Teller

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