Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling
zuerst übernachte ich bei dir. Sicher ist sicher.«
»Mein Haus steht zu Ihrer Verfügung. Aber ich habe nur drei Bäder - schreckt Sie das nicht ab?«
»Was tut man nicht alles für die Sicherheit des Vereinigten Königreichs! Und für die eigene. Ich wusste doch, dass ich dir hätte verbieten sollen, dieses Loch zu mieten.«
»Nicht so schlimm. Wenn ich erst erwachsen bin und gelernt habe, Schmiergelder zu nehmen, baue ich mir einen Palast am Linken Flussufer. Haben Sie vielleicht irgendwelche Neuigkeiten? Sie wollten doch die Buriwuche nach den ehemaligen Bewohnern meines Nachbarhauses fragen.«
»Das hat mich einen halben Tag gekostet. Dafür habe ich jetzt wirklich spannende Nachrichten. Schade, dass ich mich mit der ganzen Sache nicht schon vor ein paar Jahren beschäftigt habe. Aber ohne deine Träume wäre ich nie auf die Idee gekommen, einige Umstände miteinander zu verbinden, die für sich betrachtet ganz unauffällig sind. Und jetzt ab ins Büro, damit die Buriwuche dir ihre Neuigkeiten zwitschern können.«
»Lukfi, ich möchte noch mal die Informationen hören, die wir im Laufe des Tages zusammengetragen haben.«
»Alles klar, Sir Juffin. Guten Tag, Sir Max. Sie sind heute aber früh dran. Dabei ist es in letzter Zeit doch so ruhig!«
Ich zuckte die Achseln. Tatsächlich war nicht viel passiert, nur ein paar Wohnungseinbrüche. Und im neuen Haus schlief ich schlecht. Das war's schon.
Lukfi ging zu einem Buriwuch.
»Tatun, erzähl uns doch bitte noch mal von den Bewohnern der Straße der alten Münzen.«
Der Vogel schien die Achseln darüber zu zucken, dass jemand so olle Kamellen hören wollte, begann dann aber zu erzählen, denn das war sein Beruf.
»Auskunft über Immobilienbesitz, erstattet am 208. Tag des Jahres 115. Objekt: Straße der alten Münzen, Hausnummer 1. Eigentümerin: Charista Aag. Bis jetzt durch nichts verdächtig und von niemandem verdächtigt. Lebt außerhalb der Stadt. Im Jahre 109 wurde das Haus an die Familie Poedr vermietet, die den Mietzins für sechsunddreißig Jahre im Voraus entrichtete. Herr Poedr verlor seinen Funken und starb im Jahre 112. Seine Frau Pita Poedr und ihre Tochter Zita leben noch immer dort. Die Tochter ist seit der Kindheit krank, nimmt aber keine Hilfeleistungen in Anspruch und verlässt das Haus nicht. Mutter und Tochter leben allein, bekommen keinen Besuch und sind völlig unauffällig.
Hausnummer 2. Eigentümer: Kunk Stifan. Er bewohnt das Haus mit seinen beiden minderjährigen Söhnen. Seine Frau Trita Stifan starb im Jahre 107. Im Jahre 110 wurde Kunk des Mordes an dem Dienstmädchen Pama Lorras verdächtigt. Er wurde aber freigesprochen und erhielt Schadenersatz, weil ein Heiler nachwies, das Dienstmädchen sei infolge eines Herzfehlers im Schlaf gestorben. Kunk beschäftigt einen Diener, der allerdings nicht bei ihm wohnt, und hat für seine Söhne vier Lehrer engagiert. Keiner seiner Hausangestellten hat es lange bei ihm ausgehalten. Anfang des Jahres hat er seinen Posten in der Finanzverwaltung krankheitsbedingt aufgeben müssen und lebt nun in Rente.
Hausnummer 3. Eigentümer: Rogro Zill, Chefredakteur von Königliche Stimme und Mitinhaber des Trubel von Echo. Seine Akten sind an entsprechender Stelle aufbewahrt. Er wohnt in der Neustadt, in der Straße der Ingwerträume. Das Haus in der Straße der alten Münzen wurde weder verkauft noch vermietet, weil der Besitzer keine weiteren Einnahmen benötigt.«
»Seine Akten sind ein Gedicht«, flüsterte Juffin mir zu. »Aber im Moment interessieren sie uns nicht. Du solltest sie dir aber bei Gelegenheit mal anschauen - sehr empfehlenswert!«
Auch Tatuns Ausführungen zum vierten, fünften und sechsten Haus waren sehr ähnlich. Die Bewohner der Straße der alten Münzen schienen die unglücklichsten Menschen von Echo zu sein, denn sie waren krank, hatten oft all ihre Verwandten verloren und würden ganz allein sterben müssen. Verbrechen, Selbstmorde oder mysteriöse Vorfälle gab es hingegen keine. Wie konnte es aber sein, dass in dieser Straße so viele kranke und einsame Menschen wohnten? Zumal in Echo, wo die Heiler selbst Tote auf erstehen lassen können?
»Hausnummer 7«, fuhr der Buriwuch fort.
»Pass auf, Max, das ist das Haus deines Nachbarn!«, rief Juffin und stieß mich in die Seite.
»Hausnummer 7«, wiederholte der Vogel geduldig. »Eigentümer: Tolakan En, verheiratet mit Feni En, keine Kinder. Tolakan En hat das Haus im Jahre 54 von seinem Vater geerbt, dem General En,
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