Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling
Ordens des Siebenzackigen Blattes - das Vereinigte Königreich verlassen. Berichte über die Tätigkeiten eines jeden dieser zwölf Magister befinden sich im Archiv und werden im Laufe der Ermittlungen bearbeitet. Das Eigentum des friedlichen Mener Gjusot - also auch sein Haus in der Straße der alten Münzen - wurde vom König beschlagnahmt. Auf seinen Befehl hin wurde das Haus im achten Jahr der Epoche des Gesetzbuchs an General En verkauft, den Hoflieferanten des Königs. Zwei Jahre später starb General En, und das Haus ging in den Besitz von Sir Tolakan En über, dem Hauptberater der Verpflegungskanzlei und einzigen Sohn des Verstorbenen. Die Immobilie stand leer, bis Familie En im Jahre 54 der Epoche des Gesetzbuchs vom Land in die Stadt zog. Ein Jahr darauf beendete Sir Tolakan En seinen Dienst in der Kanzlei, lebt seither ganz zurückgezogen und lässt nicht einmal seine Diener bei sich wohnen. Sein Verhalten wird allgemein mit extremem Geiz erklärt, der bei reichen Leuten ja häufig ist ... Gib mir noch Nüsse!«
Kaum hatte Kurusch diese Forderung ausgesprochen, verfiel er in Schweigen.
»Eine gute Geschichte, Max«, lächelte Juffin zufrieden und fischte aus den zahlreichen Schubladen seines Schreibtischs ein paar Nüsse hervor. »Der Vater kauft ein Haus und stirbt bald darauf. Alles läuft gut, solange das Haus leersteht. Im Jahre 54 wird es von seinem Nachfolger bezogen. Nicht einmal ein Jahr später hat sich der neue Hausherr schon in einen anderen Mensehen verwandelt. Ohne äußeren Anlass verzichtet er auf Hausangestellte und wird zu einem der unauffälligsten Bewohner von Echo. Lady Fern - seine Frau und die wichtigste Salonlöwin der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts - hat keine Erklärung für Tolakans merkwürdiges Verhalten - genauso wenig wie seine engsten Freunde. Da kann man nichts machen: Das Leben eines jeden - und sei er auch der reichste Mensch der Hauptstadt - ist seine Privatsache. Die Leute staunen erst über Tolakans Lebenswandel und vergessen ihn dann. Das Leben geht weiter.«
»Hat er sich wirklich niemandem gezeigt?«
»Jein. Ab und an hat man schon irgendwo eine Nasenspitze zu sehen bekommen. Aber nur die Nasenspitze von Lady Feni. Sie verlässt das Haus nur alle zwölf Tage und ist noch immer so distanziert wie damals, als ihre Schönheit eine der Hauptsensationen am Königshof war. Aber die beiden bekommen keinen Besuch. Lady Feni geht einkaufen und packt ihre Taschen jedes Mal so voll mit Nahrungsmitteln, dass die beiden sie niemals aufbrauchen können. Es scheint, als hätte sie eine neue Aufgabe gefunden - die nämlich, in kürzester Zeit die größte Sammlung diversester Nahrungsmittel zusammenzutragen. Im Übrigen ist so etwas für eine derart reiche Frau in ihrer Position völlig normal.«
»Da haben Sie ja viel erfahren, Juffin!«
»Ach, Max - ich fürchte, das ist viel zu wenig. Aber mehr konnte ich in der kurzen Zeit nicht ausfindig machen. Na schön - sei froh, dass du dich damit nicht hast quälen müssen. Sammle deine Kräfte und genieße das Leben. Ich gehe derweil nach Hause und versuche, in meinem Mauseloch ein wenig Schlaf zu finden. Ich dachte schon, die Zeit meiner asketischen Heldentaten sei für immer vorbei.«
Sir Juffin verschwand, und ich blieb allein im Haus an der Brücke zurück. Die ganze Nacht versuchte ich, seinem Befehl zu entsprechen, mich zu erholen und das Leben zu genießen. Das fiel mir nicht leicht, doch ich tat, was ich konnte.
Wie üblich begann der nächste Tag mit einem Treffen mit Sir Kofa. Er wirkte ein wenig zerstreut. Übrigens stand ihm dieser Gesichtsausdruck besser als seine übliche Grimasse stockfinsterer Langeweile.
»Die Diebstähle greifen immer mehr um sich«, teilte er mir mit. »Weißt du, allmählich gefällt mir das nicht mehr. Darum spitze ich die Ohren. Alles deutet darauf hin, dass es immer die gleichen Leute sind, die sie begehen. Aber wie schafft es diese flinke Truppe, zugleich in weit voneinander entfernten Häusern in Echo zuzuschlagen? Und wenn es verschiedene Leute sind - welches Genie schafft es dann, sie so perfekt zu koordinieren? Und vor allem: wofür? Damit General Bubuta endlich erfährt, dass in dieser Stadt nur eine Mannschaft wirklich regiert? Na schön, mein Junge, sag Juffin, er soll sich mit mir treffen, wenn ihm langweilig wird. Die ganze Sache ist natürlich ziemlich dumm und für unsere Behörde alles andere als geeignet, doch in der Nacht erscheint sogar eine dünne Frau als
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