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Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling

Titel: Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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von mir bis heute stets exzentrische Dinge. Die Leute sind sogar beleidigt, wenn ich mich normal benehme.«
    »Prima! Dann fange ich gleich damit an!«, rief ich und tat, worauf ich schon lange Lust gehabt hatte: Ich nahm eine kleine warme Pirogge vom Teller, ohne das dafür vorgesehene Häkchen zu benutzen, das eher einer Zahnarztwaffe als einer Gabel glich.
    Sir Juffin grinste gönnerhaft. »Aus dir wird noch ein ausgezeichneter Barbar, Max. Da mach ich mir keine Sorgen!«
    »Ich mir auch nicht!«, antwortete ich mit vollem Mund. »Wissen Sie, Juffin - seit meiner Geburt bin ich davon überzeugt, dass ich am besten selbst auf mich aufpassen kann. Das Urteil anderer interessiert mich keinen Pfifferling! Ich liebe mich viel zu sehr, um mich mit Selbstrechtfertigungen zu quälen, wenn Sie wissen, was ich meine.
    »Du bist ein Philosoph«, meinte Sir Juffin Halli und schien ganz zufrieden mit mir zu sein.
    Doch zurück zu meinem Unterricht. Noch nie hatte sich meine Leidenschaft für das Gedruckte als so nützlich erwiesen wie in diesen ersten Tagen. Nachts verschlang ich Bücher aus Sir Juffins Bibliothek, lernte dadurch die neue Umgebung kennen, erforschte einige Besonderheiten der hiesigen Mentalität und büffelte eine ganze Reihe hübscher Wendungen und Ausdrücke. Chuf folgte mir auf Schritt und Tritt und übte mit mir ständig Stumme Rede. Am Abend, der inzwischen in der Mitte meines Tages lag, erschien Sir Juffin, und wir aßen zusammen. Unauffällig prüfte er dabei meine Fortschritte in allen Bereichen. Nachdem wir ein, zwei Stunden miteinander verbracht hatten, verschwand er gewöhnlich im Schlafzimmer, und ich ging wieder in die Bibliothek.
    Zwei Wochen nach meiner Ankunft stellte Sir Juffin eines Abends fest, dass ich schon beinahe einem Menschen ähneln und als solcher eine Belohnung verdienen würde.
    »Heute essen wir im Fressfass, Max! Auf diesen Tag habe ich lange gewartet!«
    »Wo essen wir?«
    »In Bunbas Fressfass, dem angesagtesten Wirtshaus von Echo: heiße Pasteten, die beste Kamra, die fantastische Madame Zizinda und um diese Zeit keine Gegnerfratzen.«
    »Also nur Freundesfratzen?«
    »Überhaupt keine Fratzen. Das Lokal ist übrigens hübscher als die meisten Bewohner von Echo.«
    »Wieso das denn?«
    »Das wirst du schon sehen. Na los, zieh dich an. Ich hab einen Bärenhunger.«
    Ich tauschte meine Hauspantoffeln gegen hohe Mokassins, die wie echte Stiefel aussahen. Dadurch wirkte ich so elegant, als wollte ich gleich die Führerscheinprüfung machen, die übrigens kein Grund zur Panik gewesen wäre, da das Führen von A-Mobilen kein Problem für mich war. Ich hatte nämlich einschlägige Erfahrungen, weil ich in der alten Welt die rote Rostmühle meines Cousins übernommen hatte, als der sich einen teuren Schlitten leisten konnte. Hier in Echo hatte Kimpa mir vor ein paar Tagen einige Tricks gezeigt, die sich allesamt mit einem Handgriff bewerkstelligen ließen. Anschließend hatte er sich fünf Minuten von mir chauffieren lassen und gemeint: »Du kannst es.« Danach hatte er mir zugewinkt und war weggegangen. Jetzt beurteilte auch Juffin meine Professionalität und sagte: »Junge, das Leben ist gar nicht so schwer!« Fünf Minuten später fügte er hinzu: »Schade, dass ich keinen Chauffeur brauche, sonst würde ich dich einstellen.« Fast wäre ich vor Freude geplatzt!
    Das A-Mobil ließ sich so leicht steuern, dass mich das Chauffieren nicht von der ersten Kontaktaufnahme mit der Stadt Echo ablenkte. Zuerst fuhren wir durch enge Gassen, die sich zwischen den städtischen Obstgärten am Linken Flussufer entlangschlängelten. Die hiesigen Grundstücke waren ganz nach dem Geschmack ihrer Besitzer beleuchtet. Also fuhren wir durch bunte Lichtquadrate, die mal gelb oder rosa, mal blau oder lila waren. Ich hatte mich schon früher für die Obstgärten am Linken Flussufer begeistert, die ich nachts von Juffins Haus aus hatte sehen können. Von einem blass beleuchteten Lichtsee in den anderen zu wechseln, hat etwas - das sage ich Ihnen!
    Plötzlich erreichten wir eine breite Allee oder doch etwas, das ich anfangs für eine Allee hielt. Links und rechts strahlten aus teils schon geschlossenen, teils noch geöffneten Geschäften zahlreiche Lichter in allen Farben. Ich merkte schnell, dass ich mich in der Stadtlandschaft noch nicht richtig auskannte. Wir waren hier am Kamm von Echo, an einer der Brücken also, die die Ufer des Flusses miteinander verbinden. Zwischen den Häusern glänzte manchmal

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