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Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling

Titel: Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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Alten unbedingt seine Lieblingspirogge kochen wollen. Dafür ist er sogar bereit, aufs Schafott zu steigen.«
    »Dieser geriebene Kerl weiß, dass Sir Juffin Halli die Hand niemals gegen einen Küchenzauberer heben wird. Na ja, auf alle Fälle hoffe ich, dass Sir Frachra glücklich stirbt. Wie gern wäre ich an seiner Stelle!«
    »Schutta hofft tatsächlich auf Ihre Loyalität, Sir. Und als Zeichen der Dankbarkeit hat er beschlossen, die Verantwortung für seine Tat mit Ihnen zu teilen.« Kofa zog eine Schachtel aus dem Lochimantel und übergab sie vorsichtig Sir Juffin.
    Der wiederum behandelte die Schachtel wie eine ungeheure Kostbarkeit. Ich hatte ihn wirklich noch nie so ehrfürchtig dreinblicken sehen. Kaum hatte er den Deckel geöffnet und dabei darauf geachtet, dass die Seitenwände nicht aufklappten, erblickten wir eine riesige Pirogge, die wie ein dreieckiger Bernstein aussah und von innen heraus in warmem Licht erstrahlte. Juffins Hände zitterten - Ehrenwort! Er seufzte, nahm ein Messer und schnitt ein kleines Stück ab.
    »Halt mal, Max. Du kannst dir nicht vorstellen, was für ein Glück du hast »... und welche Ehre dir gerade erwiesen wurde«, ergänzte Kofa lächelnd. »Hätte Juffin sein Leben für dich opfern wollen, hätte ich das noch verstanden. Aber dass er eine Tschakkatta-Pirogge mit dir teilt, ist wirklich unfassbar! Was ist bloß los mit Ihnen, Juffin?«
    »Das weiß ich selber nicht. Max ist einfach ein Glückskind«, seufzte mein Chef. »Mit dir, Kofa, teile ich nicht. Ich bin fest überzeugt, dass du deine Portion schon bekommen hast.«
    »Stimmt. Ihr Gewissen darf beruhigt sein.«
    »Und deine Pirogge war sicher ein Stück größer ...«
    »Neid lässt alles größer scheinen. Dabei war mein Teil nur halb so groß wie Ihres.«
    Wie verzaubert betrachtete ich mein kleines Stück Pirogge. Was für ein merkwürdiges Gebäck das doch war! Und warum mochte es die Hände von Sir Juffin zum Zittern gebracht haben? Vorsichtig biss ich hinein.
    Keine menschliche Sprache hat Worte, um zu beschreiben, was an diesem Morgen in meinem Mund geschah. Sollten Sie denken, Ihre Zunge habe alle nur möglichen kulinarischen Wonnen empfunden, dann bleiben Sie ruhig in diesem Zustand glücklicher Ignoranz. Ich verstumme, denn um auch nur einen Biss in eine Tschakkatta-Pirogge zu beschreiben, würden tausend Worte mir nicht reichen.
    Als das Festmahl zu Ende war, schwiegen wir einige Zeit bedeutungsschwer.
    »Ließe sich nicht wenigstens das Verschenken magisch hergestellter Gaumenfreuden legalisieren?«, fragte ich betrübt, weil mich die Ungerechtigkeit der Welt bedrückte. »Wenn das ein Gericht der alten Küche war, möchte ich unbedingt weitere Speisen von damals kennenlernen.«
    Meine Kollegen tauschten einen traurigen Blick und hatten die Miene von Menschen, die etwas sehr Wertvolles für immer verloren haben.
    »Tut mir leid, Max, aber es heißt, solche Geschenke könnten die Welt zum Einsturz bringen!«, seufzte Juffin. »Und dafür wurde das Chrember-Gesetzbuch schließlich nicht geschrieben.«
    »Seine Verfasser haben bestimmt tausend Jahre lang strengste Diät gehalten und deshalb die ganze Menschheit gehasst«, murmelte ich. »Gönnen sich nicht mal Seine Majestät und der Große Magister Nuflin zum Frühstück eine Tschakkatta-Pirogge? Das glaube ich einfach nicht!«
    »Deine Intuition ist ausgezeichnet. Was den König anlangt, habe ich meine Zweifel, aber dafür gibt es in der Stadt Gerüchte über eine Geheimküche, die sich in Jaffachs Keller befinden soll - in der Residenz des Ordens des Siebenzackigen Blattes also«, bemerkte Sir Kofa mit gezwungenem Gleichmut.
    »Kann es sein, dass man mich gar nicht in den Geheimdienst hätte aufnehmen sollen?«, fragte ich und warf Juffin einen vorwurfsvollen Blick zu. »Legen Sie doch für mich ein gutes Wort beim Orden des Siebenzackigen Blattes ein! Vielleicht bekomme ich dann wenigstens eine Stelle bei Hof.«
    Juffin nickte geistesabwesend, trank einen zweiten, inzwischen kalt gewordenen Becher Kamra und schenkte uns ein strahlendes Lächeln.
    »Das Leben geht weiter«, erklärte er. »Aber Pirogge beiseite, mein teurer Freund - ist in der Zwischenzeit sonst noch was passiert?«
    »Nur, was im Polizeibericht von General Bubuta steht«, sagte Kofa und machte dabei eine geringschätzige Handbewegung. »Nichts als Kleinigkeiten - davon allerdings jede Menge. Deshalb wohl haben Sie so schlecht geschlafen. Zum Beispiel haben die blöden Schmuggler versucht,

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