Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling
ihre Fracht vor dem Zoll zu verstecken, und dafür Schwarze Magie fünfzehnten Grades angewandt. Können Sie sich das vorstellen?«
»Natürlich«, meinte Juffin und nickte traurig. »Man kann sogar einen alten Skabamantel stehlen und danach das ganze Rechte Flussufer sprengen, damit niemand den Täter ermittelt.«
»Dazu kommt die Herstellung falscher Juwelen, bei der Schwarze Magie sechsten Grades eingesetzt wurde. Außerdem hat es einen misslungenen Versuch gegeben, auf eigene Faust Schlafmittel herzustellen. Das war übrigens der größte Quatsch. Aber Sie haben vermutlich auf etwas Schwerwiegenderes gehofft. Bela Grou - ein ehemaliger Novize des Ordens des Geheimen Krauts - hat sich entschieden, Taschendieb zu werden. Ich muss gestehen, dass er in diesem Metier ein echter Experte geworden ist. Auch heute Nacht hat man ihn nicht verhaften können. Aber schauen Sie sich das besser selber an.«
Sir Kofa Joch gab Sir Juffin einige sich selbst beschriftende Tafeln. Diese Tafeln sind - unter uns gesagt - eine ungemein praktische Erfindung! Man kann denken, was man will: Gleich schreiben sie es einem auf. Dabei hat sich zwar gezeigt, dass die Gedanken mancher Leute grammatisch fehlerhaft sind, aber dagegen lässt sich ohnehin nichts machen.
Juffin inspizierte die Tafeln wohlwollend. »Ich wüsste gern, womit Bubuta Boch sich während der Arbeitszeit beschäftigt. Und womit er sich Gedanken macht, wenn das mal nötig sein sollte. Etwa mit dem Hintern?
Der ist immerhin riesig - da könnte er doch wohl mal auf einen klugen Gedanken kommen! Na ja, überlassen wir ihm den Piroggenbäcker und die Schmuggler, und heben wir uns den Juwelenfälscher und den Taschendieb für später auf.«
Sir Kofa nickte verständnisvoll. »Wenn Sie erlauben, möchte ich mich jetzt verabschieden. Unterwegs will ich noch was im Rosa Buriwuch trinken. Zwar gibt es dort keine vernünftige Kamra, aber dafür versammeln sich da die geschwätzigsten Marktweiber von Echo. Zumal an einem Markttag wie heute. Ich glaube eigentlich nicht, dass ... Obwohl... <> Sir Kofa war plötzlich ins Stocken geraten und fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht, das sich im selben Moment zu verwandeln begann. Er rieb seine sichtlich wachsende Nase und machte sich auf den Weg, die restlichen Ermittlungen zu beenden.
»Juffin«, begann ich verlegen. »Sagen Sie mir doch, warum Sie nicht gleich alle Fälle an General Bubuta Boch übergeben haben. Er mag ein Bock sein, doch Verbrecher frei herumlaufen zu lassen, ist meiner Meinung nach nicht richtig. Oder habe ich da wieder etwas missverstanden?«
»Missverstanden? Gar nichts hast du verstanden! Ein Verbrecher in Freiheit ist eine kleine Unannehmlichkeit; ein Bubuta aber, der im Haus an der Brücke herumläuft, ist eine Katastrophe. Darum habe ich keine Lust, mich an seine Anwesenheit zu gewöhnen. Denn das hieße, dass er die Situation kontrollieren würde. Dabei sollten wir die Lage kontrollieren, damit Bubuta uns verpflichtet ist. Nur dann lässt sich ein konstruktiver Dialog mit ihm führen. Wir brauchen immer ein paar Dinge, von denen er nichts weiß, um ihm mitunter ein Geschenk machen oder ihn erschrecken zu können. Seine Dankbarkeit ist lautstark und ungestüm wie die Blähungen, die er in seinem Kielwasser hinterlässt. Und genauso kurzlebig wie deren Aroma.«
»Das ist ja ganz schön kompliziert!«, klagte ich.
»Kompliziert?! Das ist Basiswissen, mein Junge. Was bedeutet >Bock< eigentlich?«
»Bock? Das ist Bubuta Boch. Und Sie sind ein echter Jesuit!«
»Du kannst ganz schön schimpfen«, kicherte Juffin begeistert.
»Ich bitte um Verzeihung!«, rief der Unbekannte, in den Sir Kofa sich gerade verwandelt hatte, durch die offene Tür in Juffins Büro hinein. »Wegen der sündigen Pirogge hab ich das Wichtigste vergessen: Die ganze Nacht hat es in der Stadt Gerüchte gegeben, Burada Isofs sei im Cholomi-Gefängnis gestorben. Ich hab das überprüfen lassen, und es stimmt tatsächlich. Er war in Zelle Nummer Fünf inhaftiert. Dem sollten Sie nachgehen, Juffin. Oder was meinen Sie?«
»Das sollte ich auf jeden Fall im Auge behalten«, meinte unser Leiter. »Aber wie haben nächtliche Spaziergänger davon erfahren? Zumal das Ganze hinter Gefängnismauern passierte?«
»Sie haben doch selbst gesagt, dass es in Echo jede Menge preiswerte Hellseher gibt«, mischte ich mich ins Gespräch.
»Na so was. Vielen Dank, Kofa. Du hast mir wirklich eine Freude gemacht. Wie viele Leute sind eigentlich in den
Weitere Kostenlose Bücher