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Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling

Titel: Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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erklärte Juffin. »Alle Geheimnisse sind gelüftet, alle Piroggen gegessen. Was du jetzt brauchst, sind vierundzwanzig Stunden Schlaf ohne den leisesten Alptraum.«
    »Keine Einwände!«, lächelte ich. »Ich habe nur noch eine letzte Frage. Melifaro, was ich schon lange wissen wollte: Gibt es auf deinem Gut eigentlich Katzen?«
    »Natürlich. Warum?«
    »Ich hatte mir geschworen, mir ein Kätzchen anzuschaffen, wenn dieser Fall überstanden ist. Und weil wir nun nicht einen, sondern gleich zwei Fälle gelöst haben, brauche ich ein Paar.«
    »Ich kann dir sogar zwölf Kätzchen schenken. Aber was willst du damit machen? Willst du sie etwa essen? « »Wir Leute aus der Provinz essen alles«, erklärte ich, hatte dann aber Mitleid mit meinen schockierten Kollegen und meinte: »Ich werde sie streicheln, und sie werden schnurren - dem klassischen Verhältnis zwischen Mensch und Katze getreu.«
    Zu Hause war es sehr nett. Die Alpträume lagen hinter mir, und nach all den turbulenten Tagen war ich hundemüde. Also legte ich mich ins Bett, schloss die Augen und streckte mich so sehr, dass ich beinahe geschrien hätte. Dann döste ich ein und schlief nicht wie ein Mensch, sondern wie ein Stein. Und das sehr lange. Erst am Abend des nächsten Tages trieb mich der Hunger aus dem Bett. Anders als ein Stein verspürt der Mensch nämlich von Zeit zu Zeit großen Appetit.
    Nach einer Stunde klopfte es an der Tür. Draußen stand der junge Bote unserer Dienststelle.
    »Ich habe eine Sendung von Sir Melifaro für Sie«, meldete der Junge ehrerbietig und überreichte mir einen großen, enorm schweren Korb. Ich schloss die Tür hinter dem Boten und schlug die gemusterte Decke, die über dem Korb lag, zurück. Zwei haarige Wesen sahen mich mit hellen blauen Augen an. Ich nahm sie aus dem Korb. Jedes Kätzchen wog mehr als ein erwachsenes Exemplar in meiner Heimat! Ich musterte die beiden - einen schwarzen Kater und eine kaffeebraune Katze. Sie schienen ein enorm ruhiges Wesen zu haben, das schon an Faulheit grenzte und wohl darauf zurückzuführen war, dass sie allzu gut genährt waren. Meine Neuanschaffung ließ mich richtiggehend aus dem Häuschen geraten. So sehr, dass ich mich gleich bei Sir Melifaro meldete.
    »Vielen Dank, mein Freund! Die Tiere sind wahnsinnig schön! Mir fehlen die Worte«, teilte ich ihm mit.
    »Sündige Magister, Max! Dass du dich in Stummer Rede so lustig ausdrücken würdest, hätte ich nicht gedacht. Die Katzen sind doch nicht der Rede wert. Guten Appetit!«
    Was hätte ich von ihm sonst zu hören bekommen können?
    Den Kater nannte ich Armstrong, die Katze Ella. Diese Namen gab ich ihnen, als sie mich laut miauend daran erinnerten, gefüttert werden zu wollen. Meine Tiere hatten wirklich durchdringende Stimmen! Und als ich noch nicht Sir Max aus Echo war, habe ich abends gern alten Jazz gehört.

Zelle Nummer Fünf
    J eder großen Sache im Haus an der Brücke geht die Ruhe vor dem Sturm voraus. Wenn ich ein paar Nächte nacheinander ungestört in meinem Sessel dösen und die Füße auf den Schreibtisch legen kann, weiß ich: Demnächst bricht bestimmt das Chaos aus.
    Ansonsten kann ich nicht klagen. Meine Arbeit für den Geheimdienst ist nicht zur Routine geworden, und es ist auch kaum anzunehmen, dass sie je Routine wird.
    Wenn die Zahl der ungeklärten Fälle dramatisch zunimmt, beginnen alle zu rotieren. Dann ist es bei uns ungemein hektisch, und es geht zu wie in einem Taubenschlag. Auch mein Tagesablauf weicht dann vom normalen Gang der Dinge ab. In so einer Phase lässt sich innerhalb von vierundzwanzig Stunden mehr erleben als manchmal in einem Jahr.
    Das gefällt mir, und das wird mir bis ans Lebensende gefallen. Selbst die paar hundert Jahre, die fast jedem Bewohner Echos gegönnt sind, erscheinen mir inzwischen als relativ kurze Zeitspanne. Offen gestanden möchte ich ewig leben - vorausgesetzt, mir bleiben die Gebrechen des Alters erspart. Vor dem Älterwerden selbst jedenfalls habe ich keine Angst. Ich brauche nur Sir Juffin oder Sir Kofa anzuschauen, um zu begreifen, dass fortgeschrittenes Alter eher ein Vorteil als ein Problem ist.
    An diesem Morgen erschien Sir Kofa Joch genau zehn Sekunden vor Sir Juffin. In dieser kurzen Zeit schaffte er es, sich in den Sessel zu setzen, die dienstliche Miene zu verbannen - er hat eine flache Stirn, eine lange Knubbelnase und hohe Wangenknochen, sinnliche Lippen und ein Doppelkinn - und sich zu strecken, dass die Gelenke knackten.
    Sir Juffin gähnte

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