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Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling

Titel: Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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ansteckend von der Türschwelle zu seinem Kollegen hinüber, streckte sich dann, ging zum eigenen Schreibtisch und gähnte erneut und diesmal stärker. Sogar ich fing an zu gähnen und mich zu strecken, obwohl ich in der Nacht ganz gut an meinem Schreibtisch geschlafen hatte. Auch im Sitzen kann ich nämlich prima pennen.
    Normalerweise hätte ich jetzt nach Hause gehen können, doch ich entschied mich, noch eine Tasse Kamra mit meinen älteren Kollegen zu trinken. Ich weiß ja, wie sie sind: Kaum bin ich gegangen, unterhalten sie sich über die interessantesten Dinge. Das kann ich nicht hinnehmen! Darum bin ich zu Beginn der Tagschicht nur mit Gewalt aus dem Büro zu kriegen.
    »So schlecht, wie ich heute Nacht geschlafen habe, könnten wir die gesamte Bevölkerung von Echo wegen Anwendung unerlaubter Magie verhaften«, verkündete Juffin und trank seine Tasse Kamra schlürfend auf einen Zug halb leer. »Aber wo sollten wir all die Leute gefangen setzen? Im Cholomi-Gefängnis gibt es nicht genug Zellen.«
    »Ist es so schlimm?«, fragte Sir Kofa misstrauisch und kniff die Augen zusammen.
    »Noch schlimmer. Kaum war ich eingeschlafen, weckte mich schon das Signal, das den Einsatz unerlaubter Magie anzeigt, und ließ mich beinahe an die Decke gehen. Ich habe nun mal das Pech, von Natur aus sehr empfindlich zu sein. Was ist heute bloß los, Kofa? Hast du eine Ahnung? Gibt es ein Festival Komm, lass uns zaubern, zu dem die Vertreter aller wichtigen alten Orden gekommen sind?«, fragte unser Ehrwürdiger Leiter, trank seine Kamra mit einem weiteren Zug leer und fuhr launig fort: »Oder hab ich etwa einen Staatsstreich verschlafen?«
    Aus seinem tiefen Sessel heraus betrachtete Kofa Sir Juffins müdes Gesicht mit väterlicher Sorge. Als es endlich still war, erlaubte er sich eine Erklärung.
    »Leider, Juffin, ist die Lage längst nicht so aufregend, sondern eher traurig.«
    »Auch das noch! Na, spann mich nicht länger auf die Folter!«
    »Nichts liegt mir ferner als das! Sie wissen doch, dass es dem alten Sir Frachra schlecht geht. Die Kurpfuscher sind ratlos. Er ist mindestens tausend Jahre alt. Nicht jeder Zauberer lebt so lange. Frachra ist mal Novize eines längst vergessenen Ordens gewesen. Irgendwann haben sie ihn rausgeworfen, und er hat eine Stelle bei Hof bekommen. Damit ist seine Geschichte schon beinahe erzählt.«
    »Das weiß ich doch alles. Vielleicht wollte der Alte einfach sein Leben verlängern. Doch das klingt recht merkwürdig, denn an sich pflegen alte Männer die Grenzen ihrer Möglichkeiten sehr gut zu kennen.«
    »Sir Frachra ist zweifelsohne ein kluger Mann. Klug genug jedenfalls, um zu wissen, wovon man in dieser Welt Abschied nehmen soll. Seine Hausangestellten und Diener vergöttern ihn, unter anderem sein Koch.«
    Juffins Gesicht hellte sich auf: »Den kenn ich. Das ist doch dieser Schutta Bach, der jüngere Sohn von Bagatta Bach, dem Chefkoch am Hofe von König Gurig VII., der nach Verabschiedung des Chrember-Gesetzbuchs in den Ruhestand gegangen ist.«
    »Und das war schlau von ihm, denn die alte Kochkunst bleibt unerreicht. Was hat ein Virtuose wie Bagatta Bach in einer Küche ohne Magie zwanzigsten oder dreißigsten Grades schon verloren? Soll er etwa Küchenhilfen herumkommandieren?«
    »Soweit ich weiß, hat Schutta von seinem Vater einiges gelernt«, fügte Juffin gedankenverloren hinzu.
    »Selbstverständlich. Wie Sie wissen, wäre Schutta Bach für seinen alten Herrn durchs Feuer gegangen. Und ein wenig gegen die Gesetze zu verstoßen, um den alten, todkranken Sir Frachra mit seinem Leibgericht zu verwöhnen, war das Geringste, was er tun konnte. Kurz gesagt: Letzte Nacht wurde die Pirogge Tschakkatta gemacht. Alle nächtlichen Spaziergänger in Echo haben bis in die frühen Morgenstunden ihre Nase in den Wind gehalten, ohne zu wissen, warum.«
    »Ich verzeihe es Schutta, dass er mich so schlecht hat schlafen lassen«, seufzte Juffin. »Bestimmt hat er sich an uns gewandt und uns gebeten, ein gutes Wort für seine sündige Seele einzulegen, oder?«
    »Schutta Bach hat sich tatsächlich an mich gewandt und mir mitgeteilt, er werde gegen das Gesetz verstoßen«, sagte Kofa. »Eine solche Mitteilung ist seine Pflicht dem König gegenüber und eine Frage der Ehrlichkeit, nicht der Gesinnung. Der Junge wollte uns vor Scherereien bewahren und hat gesagt, wenn wir ihn ins Gefängnis stecken wollen, sei das kein Problem. Er hat nur gebeten, damit bis heute Morgen zu warten, denn er hat dem

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