Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling
überhaupt passieren?«
»Das ist dein Schicksal, Junge. Wenn du mit Magie höheren Grades in Berührung kommst, wirkt sie auf dich etwas anders als - sagen wir - auf normale Leute«, meinte Juffin und äugte vielsagend zu Lonely-Lokley rüber.
Schürf war verschwiegen wie ein Fels im Safe einer Schweizer Bank, doch ihm gegenüber zu erwähnen, dass ich aus einer anderen Welt stammte, wäre nicht nötig gewesen. Immerhin war mir nun klar, welches Schicksal mir bevorstand.
»Manchmal ist es besser, nicht im Voraus zu wissen, was wie auf einen wirken wird«, ergänzte Juffin. »Kannst du dich noch erinnern, was damals im Haus meines Nachbarn passiert ist?«
»Ich hatte eine Zeit lang blutsaugerische Gelüste«, erwiderte ich traurig. »Nach ein paar Stunden war aber wieder alles im Lot.«
»Richtig. Damals war die Wirkungsdauer meines Zauberspruchs nur kurz bemessen. Das Gespenst in der Gefängniszelle hingegen hat dich töten wollen und dich mit seiner Formel für alle Zeit gezeichnet.«
»Sehr tröstlich - vielen Dank!«
»Finde dich damit ab, Max. Und glaub nicht, dass dieses Ereignis eines der letzten in deinem Leben gewesen ist. Alles wird sich zum Besseren wenden. Im Haus von Sir Makluk-Olli bist du klüger geworden. Und jetzt hat sich herausgestellt, dass du auch ganz gut kämpfen kannst. Wer weiß, was als Nächstes kommt!«
»Genau!«
Einige Sekunden versuchte ich intensiv, mich zu bedauern, gab dann aber klein bei und kicherte erneut. »Vielleicht sollte man mich zum Arzt bringen? Dem könnt ich dann sagen: -Herr Doktor, meine Spucke ist giftig. Was soll ich tun?«, und er könnte antworten: »Kein Problem. Sie müssen strenge Diät halten und jeden Tag vor dem Schlafengehen einen Spaziergang machen und eine Aspirin schlucken. In fünfhundert Jahren ist dann alles wie weggeblasen.««
»Aspirin? Was ist das?«, fragte Sir Schürf interessiert.
»Oh, ein echtes Zaubermittel. Es wird aus Pferdemist gewonnen und hilft wirklich gegen alles!«
»Na so was! Dabei schreiben die Wissenschaftler doch, die Medizin in den Grenzgebieten sei noch sehr unterentwickelt. Tja, die Wahrheit fällt oft Vorurteilen zum Opfer
Sir Juffin Halli fasste sich mit beiden Händen an den Kopf. »Stopp, meine Herrschaften. Ich kann nicht lachen, weil ich mir das Jochbein verrenkt habe. Aber ich habe noch einen letzten Ratschlag für dich, Max. Du hattest wirklich großes Glück und hast viele harmlose und unnütze Gewohnheiten. Höchste Zeit, dass du dir ein paar gefährliche Gewohnheiten anschaffst! Deine neue Errungenschaft kann für deine Arbeit sehr nützlich sein. Und wenn sich irgendeine hysterische Frau weigert, dich zu küssen, brauchst du sie nur anzuspucken, und die Sache ist erledigt. Alles klar?«
»Alles klar.«
»Na prima.« Mit diesen Worten öffnete Juffin die Haustür, nahm ein großes Paket in Empfang und warf es mir zu. »Probier das hier mal an.«
Ich machte das Paket auf, entnahm ihm einen schwarzen, mit Gold bestickten Lochimantel, eine schwarze Skaba, einen Turban und ein Paar außergewöhnliche Stiefel. Besonders die Stiefel gefielen mir sehr: Die Spitze erinnerte an ein Drachengesicht mit großen Zähnen, und der Schaft war mit goldenen Glocken übersät. In meinem Heimatland hätte ich so etwas nie tragen können, aber hier war es anders.
»Ist das ein Geschenk, Juffin?«
»So was in der Art. Probier sie erstmal an.«
»Danke«, sagte ich und schlüpfte in die Stiefel.
»Nichts zu danken. Gefallen sie dir?«
»Was für eine Frage!« Ich setzte mir den schwarzen Turban auf, der ebenfalls mit goldenen Glocken verziert war.
»Und der Lochimantel?«
»Einen Moment«, meinte ich, knöpfte den Mantel zu und betrachtete mich im Spiegel. Wie sich herausstellte, war das Goldmuster so gearbeitet, dass es auf dem Rücken größere, überall sonst aber kleinere Kreise bildete. »Wirklich gar nicht schlecht. Ein königlicher Anzug!«
»In der Tat königlich. Ich bin froh, dass er dir gefällt, Max. Jetzt wirst du ihn tragen müssen.«
»Mit Vergnügen. Aber warum muss ich es tun? Außerdem ist es doch schade, etwas so Schönes jeden Tag anzuziehen.«
»Du wirst so viele Exemplare davon bekommen, wie du brauchst. Offenbar hast du noch nicht begriffen, dass diese Ausstattung so etwas wie dein Dienstanzug ist. Von nun an musst du ihn immer tragen.«
»Ausgezeichnet. Aber ich habe wirklich noch längst nicht alles kapiert. Sie haben selbst gesagt, die Mitglieder des Kleinen Geheimen Suchtrupps würden
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