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Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling

Titel: Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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im Gegensatz zu Polizisten keine besonderen Dienstanzüge tragen! Was ist das hier also? Eine Neuerung?«
    »Eigentlich nicht. Dieser Anzug ist nur für dich allein. Jetzt bist du der Tod, Max. Der Tod im königlichen Dienst. Und für solche Fälle gibt es den Todesmantel.«
    »Und alle Fußgänger, die mein A-Mobil von weitem erblicken, fliehen mich wie einen Pestkranken? Na prima!«
    »Alles halb so wild. Wenn sie dich sehen, werden sie vor Ehrfurcht erzittern und selig an die gute alte Ordensepoche denken, als einem öfter mal Leute in solchen Anzügen begegnet sind. Du bist die Karriereleiter jetzt so weit hochgestiegen, dass ... Na ja, mit einem Wort: Du bist nun eine ungeheuer wichtige Person. Das wirst du schon noch merken!«
    »Bin ich also jetzt ein großer Leiter? Das wäre wirklich nicht so schlimm. Aber warum tragen Sie nichts Ähnliches, Schürf? Das wäre doch für Sie wie geschaffen.«
    »Früher habe ich auch den Mantel des Todes getragen«, sagte Lonely-Lokley und nickte gleichgültig. »Aber die Zeiten haben sich geändert, und jetzt trage ich weiße Sachen.«
    »Ich dachte immer, Weiß würde Ihrem Geschmack entsprechen. Was bedeuten Ihre weißen Anzüge eigentlich? «
    Sir Schürf zuckte die Achseln. Er hatte offensichtlich keine Lust, darüber zu reden.
    »Es hat eine Zeit gegeben, da war Sir Schürf der Tod«, begann Juffin feierlich. »Aber jetzt ist er die Wahrheit. Unter diesem Begriff ist seine Tätigkeit im Geheimregister der praktizierenden Magier des Königs aufgeführt. Wenn man es einfacher sagen will, ist unser Lonely-Lokley nicht fähig, sich zu ärgern und sauer oder beleidigt zu sein. Im Gegensatz zu dir, zum Beispiel. Er bringt zwar den Tod, aber nur, wenn es zwingend notwendig ist. Und das nicht, weil er es so will oder weil er einen entsprechenden Befehl bekommen hat. Wenn ich - sagen wir mal - Sir Schürf den Befehl gebe, einen Unschuldigen zu Asche zu verwandeln, wird er wie jeder anständige Untertan versuchen, meine Anordnung zu erfüllen. Aber seine Hand wird ihm den Dienst verweigern. Letztlich ist unser disziplinierter Sir Schürf also niemandem unterworfen - und zwar, weil er größer als der Tod ist. Er ist die letztinstanzliche Wahrheit, also unparteiisch wie der Himmel. Na ja, was rede ich da. Alles, was ich gesagt habe, ist nur eine klapprige Mischung aus naiver Philosophie und schlechter Poesie. Aber es erklärt die Situation ganz gut.«
    »Wenigstens muss ich weder orangenoch himbeerfarbene Sachen tragen«, meinte ich achselzuckend. »Besonders begeistert von meiner neuen Aufgabe als Tod bin ich allerdings auch nicht.«
    »Niemand verlangt von dir Begeisterung. Beruhige dich erst mal und versuch, dich mit der Situation abzufinden. Damit ist dieses Thema abgeschlossen. Arbeiten werden wir heute sowieso nicht mehr. Also lasst uns ins Fressfass gehen. Ich bin hungrig, und ihr seid es sicher auch. Noch Fragen?«
    »Ja«, meldete ich mich zu Wort. »Wer übernimmt die Zeche?«
    Am Ende des Abends waren an unserem Tisch alle Geheimagenten versammelt. Daran war leider gar nichts geheimnisvoll. Juffin hatte alle per Stummer Rede gerufen und sie gebeten, an unserem kleinen Schmaus teilzunehmen. Es wäre mir lieber gewesen, unter meinen Kollegen hätte eine verborgene Verbindung bestanden. Dann wären alle durch die Stadt spaziert, und jeder hätte sich unabhängig von den anderen zu diesem Ort, an dem sich schon einige versammelt hatten, aufgemacht. Wie Magneten hätten wir einander angezogen. Das wäre schöner gewesen.
    Zum Abschied lud mich Lady Melamori, die mich den ganzen Abend nicht aus den Augen gelassen hatte, gemeinsam mit Melifaro ein, sie irgendwann einmal in der Dämmerung auf eine Tasse Kamra zu besuchen. Gemäß ihrem Plan sollten wir gemeinsam bei ihr erscheinen und uns gegenseitig neutralisieren. Machte sie sich über uns lustig, oder wusste sie nicht, was sie von uns wollte? Eine interessante Frage!
    »Spuck sie an, mein Freund«, flüsterte Melifaro mir zu. »Spuck sie einfach an, und das Problem ist gelöst.«
    »Witzbold«, murmelte ich. »Meine Spucke ist Staatseigentum! Sie zu persönlichen Zwecken zu verwenden, ist Amtsmissbrauch. Und ich war erst vor kurzem im Gefängnis.«
    Erst spät in der Nacht kam ich nach Hause, wo Armstrong und Ella mich schon erwarteten. Sie waren satt, und ihr Fell war - wie versprochen - sorgfältig gekämmt. Ich beschloss, künftig immer die Dienste des Mannes in Anspruch zu nehmen, der sich in den letzten Tagen mit meinen

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