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Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari

Titel: Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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Knochenmänner hocken in jedem seiner Wirtshäuser. Und der Name jedes Lokals spielt auf Eigenschaften der Verstorbenen an. Dieses Haus gehörte früher einem Ehepaar, das ziemlich klein und sehr lustig war. Sehr nette Leute waren das, mit denen ich sogar befreundet war. Und jetzt bekommen wir etwas Besonderes zu essen. Also aufgepasst! Gopa hat die alten Köche des Lokals übernommen, und die Familie Talabun hat immer nur die besten Leute beschäftigt. Sir Max, das ist ein wunderbarer Augenblick - wir bekommen jetzt das Große Flöckchen.«
    Als ich den Kellner mit einem Servierwagen voller chinesischer Pfannkuchen auf uns zukommen sah, war ich sehr erstaunt. Jeder davon hatte einen Durchmesser von etwa einem Meter.
    »Sir Kofa, ich esse natürlich gern gut«, flüsterte ich, »aber Sie überschätzen meinen Magen.«
    »Immer mit der Ruhe. Schweigen Sie einfach und halten Sie die Augen auf.«
    Der Kellner blieb an unserem Tisch stehen, verbeugte sich ehrerbietig und stellte zwei ziemlich kleine Teller vor uns hin. Ich hatte mir kaum über die ungeheure Größe der Pfannkuchen Gedanken machen können, da nahm der Kellner schon zwei von ihnen und legte sie auf unsere Teller. Dann begann er zu pusten, wie eine fürsorgliche Großmutter auf eine Milchsuppe pustet und ihren Lieblingsenkel herzlich bittet, noch einen Löffel zu essen. Doch anders als die verhasste Milchsuppe begannen unsere Pfannkuchen rapide zu schwinden. Und als das Große Flöckchen nur noch klein wie ein Crepe war, begann Sir Kofa mit dem Essen.
    »Es ist besser, sich bei diesem Gericht etwas zu beeilen«, stellte mein Cicerone mit vollem Munde fest. »In ein paar Minuten ist es schon nicht mehr lecker.«
    Ich folgte seinem Rat und begann ebenfalls zu essen. Der Pfannkuchen schmeckte wunderbar nach Fleisch und war herrlich saftig. Erstklassig!
    Der Kellner lud uns immer neue Portionen auf, und wir nahmen sie unverzagt in Angriff. Schließlich war der Servierwagen leer, und der Ober ließ uns allein.
    »Sie dürfen das Große Flöckchen nur hier bestellen. Anderswo ist es nicht so lecker - das hab ich schon überprüft«, meinte Sir Kofa und verdrehte träumerisch die Augen. »Kaum zu glauben, dass dieses herrliche Gericht früher als einfache Mahlzeit galt. Die hauptstädtischen Köche haben ihre Kunst in den letzten hundert Jahren sträflich vernachlässigt und werden sie nun aufs Neue erlernen müssen. Bessere Zeiten stehen vor der Tür, Sir Max! Aber jetzt ziehen wir weiter.«
    Und genau das taten wir auch.
    »Ich esse eigentlich in allen Skeletten gern«, schwadronierte Sir Kofa. »Mit erlaubter Magie allein könnten Gopas Köche Madame Zizinda oder Meister Itulo - die dunklen Magister seien seiner Seele gnädig! - allerdings nicht das Wasser reichen. Gopas Leute sind alte Schule und können ohne Magie höchstens Butterbrote schmieren. Aber jetzt ist ihre Zeit gekommen.«
    »Warum wurden seine Köche eigentlich nie verhaftet, obwohl sie jahrelang unerlaubte Magie zehnten und höheren Grades anwandten? Warum hat man sie nicht nach Cholomi gebeten?«
    »Nach Cholomi? Warum das denn?«
    »Sie haben doch selbst gesagt, Gopas Köche hätten das Essen wie in der guten alten Zeit zubereitet. Ich vermute also, sie haben ziemlich viel gezaubert.«
    »Ach so! Wissen Sie, Max, die Köche haben nur getan, was ihnen befohlen wurde. Sie mussten ihre Unschuld nicht beweisen, weil ihre Arbeitgeber ein Papier unterschrieben hatten, in dem sie die Verantwortung für sämtliche unerlaubte Magie übernahmen. Also haben wir nur Mitglieder der Familie Talabun eingesperrt - vorausgesetzt, sie waren nach ihren Völlereien überhaupt noch transportfähig.«
    »Dort, wo ich aufgewachsen bin, wären alle zur Verantwortung gezogen worden - Befehlende und Befehlsempfänger.«
    »Das klingt aber unschlau. Wie kann man Leute bestrafen, die nicht aus freien Stücken gehandelt haben? Offenbar herrschen in Ihren Leeren Ländern seltsame Verhältnisse.«
    Sir Kofa Joch musterte mich eindringlich, und ich begriff, dass er nicht an meine Herkunftslegende, die ich gemeinsam mit Sir Juffin ausgeknobelt hatte, glaubte. Dennoch schwieg er.
    Als Nächstes besuchten wir das Glückliche Skelett. Einmal mehr wies Sir Kofa auf einen Tisch in einem Winkel der Gaststube, an dem diesmal ein Skelett saß, das herzlich lächelnd die Zähne fletschte.
    »Jetzt werden wir eine Pute Hathor essen«, erklärte Sir Kofa triumphierend.
    »Wie soll die heißen?«, fragte ich, weil ich meinen Ohren nicht

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