Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari
bisher nicht mit solchen Kleinigkeiten befasst.«
»Du bist ein seltsamer Vogel. Aber darum geht es nicht. Sir Kofa kann dein Gesicht nach Belieben ändern - das Problem aber liegt in deinem Akzent.«
»Hab ich denn Ak ...«, begann ich und verstummte errötend.
»Natürlich. Aber du merkst es nicht. Die halbe Stadt weiß, dass nur Sir Max - der Träger des Todesmantels -so merkwürdig redet. Du wirst sofort erkannt, egal, wie du dich vermummst. Und deine Stumme Rede ist manchmal kaum zu verstehen.«
»Was soll ich tun? Soll ich mich als stumm ausgeben?«
»Unsinn - Stumme beherrschen die Stumme Rede doch besser als alle anderen! Aber cool bleiben, Max -wir machen aus dir eine schicke Dame. Du wirst staunen.«
»Eine Dame? Schick? Aus mir?«, fragte ich verdattert.
»Was gibt es da zu staunen? Sir Kofa wird an deinem Gesicht und deiner Stimme arbeiten, und wir lassen dir eine Perücke machen - wo ist das Problem?«
»Dann bin ich in dieser Saison die Hauptlachnummer im Haus an der Brücke. Juffin, verraten Sie mir bitte, was für eine Frau sich aus mir machen lässt.«
»Eine groß gewachsene, dünne Frau mit breiten Schultern. Männern wird das vermutlich nicht sehr gefallen«, stellte Juffin ungerührt fest. »Aber das ist nur für Lonely-Lokley ein Problem, denn er muss mit einer nicht eben hübschen Gattin reisen.«
»Gattin? Sie machen Witze, oder?«, rief ich und hätte beinahe losgeheult.
»Was ist mit deinem Gehirn los, Max?«, fragte mein Chef kühl. »Natürlich werdet ihr euch als Ehepaar ausgeben. Nach Kettari fährt man nun mal meist zu zweit und verbindet das Angenehme mit dem Nützlichen: den Kauf eines Teppichs mit einem Urlaub. Wenn in der Karawane eine Frau mit deinem Akzent unterwegs ist, denken alle, sie sei deine Landsmännin. Warum sollte ein anständiger Herr aus Echo nicht eine Frau aus den Leeren Ländern heiraten? Hier mag man Exotik. Ihr werdet also keinen Verdacht auf euch lenken. Jetzt sieh mich bitte nicht so an - was gibt es denn da zu sorgen?«
Das konnte ich selbst nicht erklären. Natürlich regten sich in mir sofort seltsame Vorurteile: Wenn ein Mann Frauensachen trägt, stimmt was nicht mit ihm. Eigentlieh aber war Kleidung kein Problem, weil sich Frauen und Männer in Echo so ähnlich anzogen, dass ich sie mitunter kaum unterscheiden konnte.
»Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Es ist einfach nicht hübsch.«
»In diesem Bereich gibt es weder hübsch noch unhübsch. Ah, guten Abend, Sir Kofa«, sagte Juffin. Ich drehte mich um. In der Tür stand Kofa Joch, der Meister des Verhörs und unübertreffliche Virtuose des Maskierens. In den Händen hielt er ein großes Paket.
»Dieser nette Junge will keine Frau werden«, sagte Juffin mit hoher Stimme. »Was meinen Sie, Kofa? Sollen wir ihn zwingen, klein beizugeben, oder sollen wir ihn erst höflich bitten?«
Kofa schenkte uns ein gönnerhaftes Lächeln und legte das Paket auf Juffins Schreibtisch.
»Wollen Sie mich etwa jetzt schon in eine Frau verwandeln?«, fragte ich erschrocken. »Dürfte ich vorher vielleicht noch einen Spaziergang machen?«
Das Gefühl, das ich gerade verspürte, ähnelte der ohnmächtigen Hilflosigkeit, die ich stets beim Zahnarzt empfand. Auch dort wollte ich schnellstmöglich verschwinden und am nächsten Tag wieder vorbeischauen.
»Du hast genug Spaziergänge gemacht«, meinte Juffin boshaft. »Max, jetzt beruhige dich. Du ziehst dich doch nur um - wie zum Karneval. Den kennst du doch, oder?«
»Ja, ja«, murmelte ich. »Damals war ich sechs und bin als Häschen gegangen.«
Meine Kollegen quietschten vor Vergnügen.
»Als Häschen! Im Karneval! In den Leeren Ländern!«,
prustete Sir Kofa. »Max, denken Sie manchmal eigentlich nach, bevor Sie reden?«
Ich konnte mich nicht mehr beherrschen und lachte auch ein wenig.
»Na schön, schießen Sie los, Sir Kofa. Ich habe tatsächlich keine große Erfahrung mit Karneval. Also ...«
»Warum nicht gleich so!«, rief Juffin und reichte mir eine Tasse Kamra. »Die Panik eben hättest du dir wirklich schenken können. Hast du etwa gedacht, wir hätten dich in eine echte Frau verwandeln und dir die entsprechenden ehelichen Pflichten auferlegen wollen?«
»Ihnen ist alles zuzutrauen!«
»Unsinn, Junge! Es ist gar nicht so leicht, aus einem Mann eine Frau zu machen - und umgekehrt. Theoretisch ist das zwar möglich, doch weder Kofa noch ich verfügen über solche magischen Kräfte. Sir Maba Kaloch könnte es wahrscheinlich, obwohl ... Na ja
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