Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari
er mich nicht, doch was ich empfand, war sehr angenehm - wie eine sanfte Massage.
»Das war's, Sir Max. Jetzt denken Sie sich bitte einen netten Frauennamen aus.«
Vorsichtig blickte ich an mir herab. Alles sah aus wie immer: Meine Hüften waren nicht breiter als zuvor, und Brüste hatte ich auch nicht.
»Das ist kein echter Frauenkörper«, sagte Sir Kofa lächelnd. »Das ist nur eine Illusion, und zwar eine ganz ausgezeichnete. Ziehen Sie sich an, dann verstehen Sie, was ich meine ... Aber das doch nicht!«
Verlegen warf ich meine Skaba über die Stuhllehne.
»Ich hab Ihnen ein paar hübsche Sachen mitgebracht. Die eleganten Frauen der Hauptstadt werden vor Neid erblassen. Na los, ziehen Sie das an - Sie werden staunen.«
Ich stöberte kurz in den farbenfreudigen Kleidern, entschied mich für eine dunkelgrüne Skaba und streifte sie rasch über.
»Ach!« Mehr brachte ich nicht heraus. Der dünne Stoff verhüllte die Kurven eines mir unbekannten weiblichen Körpers. Juffin sah Sir Kofa begeistert an.
»Fantastisch - viel besser, als ich erwartet hatte. Aber jetzt setzen Sie Ihre magische Prozedur bitte fort - eine nette Lady mit so furchtbaren Bartstoppeln ist ja unerträglich. Max - du solltest dich wirklich ab und an rasieren.«
»Das hab ich doch erst gestern getan«, sagte ich und strich mir übers Kinn. »Das sind doch keine Bartstoppeln. Sie machen wohl Witze?«
»Keine Panik, Max. Ab jetzt haben Sie solche Probleme nicht mehr«, stellte Sir Kofa fest und schmierte mir eine schwarze Paste ins Gesicht. »Dieses Mittel hält länger vor als nötig.«
»Das ist ja die schönste Neuigkeit seit Änderung der Gesetze zur kulinarischen Magie. Darf ich mich schon waschen, oder soll ich noch warten?«
»Worauf wollen Sie denn warten? Und warum wollen Sie sich überhaupt waschen?«, fragte Sir Kofa erstaunt.
Er setzte mir eine hellrote Perücke auf, deren Mähne mich im Nacken kitzelte.
»Ach, Sie sprechen von meiner Salbe? Die ist mit Ihren Bartstoppeln verschwunden. Ich bin schließlich Zauberer und kein Barbier. Und versuchen Sie bitte nicht, die Perücke abzunehmen - das wird Ihnen nur wehtun. Ab jetzt sind das Ihre echten Haare - jedenfalls für einige Zeit. Nun setzen Sie sich bitte hin. Sie sehen schon beinahe perfekt aus. Ich nehme nur noch eine letzte Veränderung vor.«
Ich musste eine fünfzehnminütige Gesichtsmassage über mich ergehen lassen. Besonders hart traf es meine Nase. Ich war überzeugt, sie wäre nun puterrot und geschwollen, und hatte sogar Tränen in den Augen, ertrug aber alles tapfer.
»Das wär's«, sagte Sir Kofa und seufzte erschöpft. »Juffin, gibt's bei Ihnen was Anständiges zu trinken? Ich hab lange nicht mehr so schwitzen müssen.«
»Kofa, das ist genial«, rief Sir Juffin begeistert, während er mich inspizierte. »Wer hätte das gedacht? Auch wenn diese nette Lady auf den Siegesplatz von König Gurig VII. ginge und laut erklärte, sie hieße eigentlich Sir Max, würden alle sie auslachen. Gleich bekommen wir etwas zu trinken - und nicht nur das: So ein Werk muss man richtig feiern. Max, zieh deinen Lochimantel an und betrachte das Meisterwerk im Spiegel. Es wird dir gefallen - das verspreche ich dir.«
Ich schlüpfte in einen sandfarbenen Mantel. Mir war mulmig. Wer würde mir aus dem Spiegel im Flur entgegenblicken?
»Das machen Sie falsch, Lady«, bremste mich Sir Kofa. »Frauen schließen den Lochimantel nie mit einer Stecknadel, sondern werfen ein Ende über die Schulter, denn das sieht eleganter aus. Aber jetzt gehen Sie mal auf und ab, Sir Max.«
Gehorsam trottete ich durchs Zimmer.
»Na ja, an seinem Gang müssen wir noch arbeiten, damit er nicht alles verrät. Und jetzt gewöhnen Sie sich an Ihr neues Äußeres. Danach werden wir ein wenig üben.«
»Und der Turban?«
»Den brauchen Sie nicht. Frauen mit so herrlichem Haar lassen den Kopf lieber unbedeckt - vor allem, wenn sie aus der Provinz sind. Und von dort stammen Sie, Lady,
wenn ich Sie so sprechen höre. Aber jetzt husch, husch zum Spiegel. Und ich erwarte Begeisterung. Juffin - wie sollen wir das Mädchen nennen?«
»Das soll das Mädchen selbst bestimmen«, meinte mein Chef lächelnd. »Irgendwas muss der arme Bursche doch auch mal entscheiden. Was meinen Sie, Lady?«
»Marilyn Monroe«, rief ich und kicherte beinahe hysterisch.
»Was gibt es da zu lachen?«, fragte Juffin erstaunt. »Das ist ein hübscher Name. Er klingt ein wenig ausländisch, aber das ist gut so. Oder ist das
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