Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari
- warum eigentlich nicht? Ich vermute, auch Lady Sotova wäre dazu in der Lage. Aber Lonely-Lokley würde seine Frau nie gegen eine magere, breitschultrige Barbarin tauschen. Den Magistern sei Dank - bei Frauen kennt sich unser Sir Schürf gut aus.«
»Was reden Sie da für einen Unsinn, Sir Juffin?«, fragte Kofa Joch mit der Empfindlichkeit des beleidigten Profis. »Warum eine magere, breitschultrige Frau? Wir machen ein hübsches, nettes Mädchen aus ihm - Sie werden sehen!«
Er begann, das auf dem Tisch abgelegte Paket auszupacken. Erschrocken sah ich eine rote Fransenperücke auftauchen. Anscheinend war das meine zukünftige Frisur. Juffin bemerkte meinen Gesichtsausdruck, winkte ab und kicherte erneut.
»Wir haben uns entschieden, die Sache früher in Angriff zu nehmen, damit Sie Zeit genug haben, sich an Ihr neues Aussehen und Ihre neue Rolle zu gewöhnen, Sir Max«, erklärte Kofa Joch sanftmütig. »Ich habe mich schon oft als Frau verkleidet. Sie erinnern sich doch noch an unser erstes Treffen im Fressfass? Sehen Sie, Frauen haben einen anderen Gang und andere Manieren und reagieren anders als Männer. Vier Tage sind zwar wenig, aber Sie lernen ja sehr schnell. Und wenn Sie es bis dahin nicht schaffen, werden Sie eben eine etwas seltsame Dame sein. So was gibt es schließlich auch. Und keine Panik: Alle äußeren Veränderungen sind von kurzer Dauer. Sir Juffin - wie lange braucht er für die Reise nach Kettari? Das muss ich wissen.«
»Lassen Sie mich überlegen ... Der Hinweg dauert drei Tage. Die Karawane bleibt normalerweise sechs bis acht Tage in der Stadt. Das könnte für Max und Sir Schürf aber zu knapp sein. In diesem Fall müssten sie bleiben und vierundzwanzig Tage auf die nächste Karawane warten. Dazu kommt der Rückweg. Ja, Kofa, ich glaube, Ihr Zauberspruch sollte achtundvierzig Tage Vorhalten - auch wenn Max dadurch recht lange in Frauenkleider schlüpfen muss.«
»Achtundvierzig Tage?«, fragte ich deprimiert. »Und wenn wir früher zurückkehren? Was tu ich dann?«
»Weiterarbeiten. Was macht es schon für einen Unterschied, ob eine Frau oder ein Mann den Todesmantel trägt«, meinte Juffin und zuckte die Achseln. »Du wirst schon sehen: Es wird dir noch gefallen!«
»Ich kann mir die Begeisterung von Melifaro gut vorstellen. Er wird mich sicher auslachen.«
»Warum glaubst du eigentlich, dass dich irgendwer aus-
lachen wird?«, fragte Juffin. »Wie kommst du darauf? Ist das ein alter Aberglaube aus deiner früheren Heimat?«
Ich nickte verlegen. »Hält man solche Sachen in Echo denn nicht für lächerlich?«
»Sir Kofa hat dir doch gerade erzählt, dass er regelmäßig als Frau auftritt. Hast du je Witze darüber gehört? Von Melifaro vielleicht?«
»Nein ...«
Ich musste zugeben, derlei nie mitbekommen zu haben. Über den Appetit von Sir Kofa machte fast jeder Witze, doch es wäre ein Affront gewesen, seine Auftritte als Frau zu verspotten - immerhin gehörten solche Verkleidungen zu seinen Dienstpflichten. Ich bekam Lust, im Frauengewand ein Kloster zu besuchen und mit den Nonnen ausgiebig zu plaudern.
»Na los, ziehen Sie sich aus«, befahl mir Sir Kofa. »Mit Ihrer Figur werden wir ein paar Probleme haben. Also fangen wir damit an. Für Ihr Gesicht brauche ich höchstens eine Minute.«
»Soll ich mich etwa ganz ausziehen?«, fragte ich verwirrt.
»Natürlich«, brummte Juffin geringschätzig. »Warum fragst du? Bist du noch nie bei einem Heiler gewesen?«
»Zum Glück so gut wie nie. Ich habe Angst vor ihnen.«
»Wovor kann man sich bei Heilem denn ängstigen?«, fragte Sir Kofa erstaunt. »Sie helfen uns dabei, uns mit unserem Körper zu befreunden, und haben deshalb ein sanftes Wesen. Der Umgang mit ihnen ist doch ein echter Genuss!«
»Dann kennen Sie die Heiler in meiner Heimat schlecht. Die schnippeln ihre Patienten am liebsten auf und kommen dann zu dem Schluss, es sei besser, sie zu begraben, als sie wieder zusammenzuflicken.«
»Aus was für einer Gegend stammst du nur!«, rief Juffin einmal mehr erstaunt. »Na schön. Jetzt tu, wie dir geheißen. Und Sie, Sir Kofa, machen die Tür zu, damit kein böser Wind uns ungebetene Gäste ins Büro weht.«
»Dann würde die Welt wenigstens erfahren, wie der raue Alltag des Kleinen Geheimen Suchtrupps aussieht -und erzittern!«, rief ich belustigt und zog mich aus.
Stehend musste ich fast eine Stunde aushalten, während Sir Kofa die Luft um meinen Körper herum kräftig in Schwingungen versetzte. Zwar berührte
Weitere Kostenlose Bücher