Das Echo Labyrinth 03 - Die Füchse von Mahagon
bescheiden. »Wenn es ums Töten geht, bin ich allzeit bereit, aber wenn ich der Gesellschaft nützlich sein soll, klappt es leider selten.«
»Das stimmt nicht«, widersprach Alotho plötzlich. »Es macht Euch keine Freude zu töten. Und wenn Ihr mich anschaut, verschwindet mein Schmerz sofort.«
»Wirklich? Das ist mir neu. Andererseits kann ich Euch nicht ewig anstarren. Und Sir Juffin heilt alle Wunden sehr effektiv. Das kann ich bezeugen.«
»Alotho, wir fahren«, sprang Melamori mir bei. »Max hat Recht: Wir müssen uns beeilen.«
»Du hättest dich wenigstens dafür bedanken können, dass ich dieses Weltwunder gerettet habe«, rief Melifaro ihr nach und wandte sich dann an die Wirtin. »Jetzt, meine Liebe, möchte ich etwas trinken. Also lass uns von deinen wunderbaren Vorräten kosten.«
»All meine Getränke möchtest du probieren? Willst du auf der Stelle umkippen, mein Held?«, fragte sie und lächelte freundlich. »Das solltest du besser nicht. Auch ohne dich liegen hier Tote genug.«
»Das hab ich auch nicht vor«, sagte Melifaro pikiert. »Ich will nur etwas trinken, denn ich fühle mich furchtbar.«
»Das kommt vor, verschwindet aber wieder. Sonst wäre unser Leben unerträglich«, sagte die Wirtin und stellte einen Krug auf die Theke. »Setzt euch bitte hierher, meine Herren. Ich fürchte zwar, mein Gesicht ist nicht das schönste im Weltall, aber es ist hübsch genug, um es zu ertragen.«
Als ich merkte, dass die schwarzhaarige Lady mich schon wieder aufmerksam musterte, wurde mir angenehm schwindelig.
Ich wechselte schnell vom Tisch an die Theke. Melifaro tat es mir seufzend nach. Wir bekamen jeder ein neues Glas. Die Wirtin setzte sich uns gegenüber, dachte einen Moment nach und schenkte sich dann auch einen Schluck ein.
»Eigentlich wollte ich bloß etwas Kamra trinken«, sagte ich. »Und eine Kleinigkeit essen.«
»Meine Kamra ist die beste der Stadt. Das werden Sie gleich merken«, sagte die Wirtin und stellte einen Topf auf den Herd. »Aber mit dem Essen sieht es düster aus, denn ich habe keinen Koch. Ich finde es langweilig, Leute zu füttern. Zu mir soll kommen, wer trinken, rauchen und plaudern will.«
»Das ist toll!«, rief ich entzückt. »Wo ich früher gelebt habe, gibt es ähnliche Lokale. Sie heißen Bistros. Aber dort kann man wenigstens ein Sandwich bekommen.«
»Bistro ist ein lustiges Wort, doch bei mir gibt es nicht mal Butterbrote.«
»Dann muss ich eben verhungern«, seufzte ich. »Nicht so schlimm. Die Welt wird nur etwas langweiliger sein, wenn ich nicht mehr da bin.«
»Um die Welt vor diesem Verlust zu bewahren, trete ich Ihnen die Hälfte meines Abendessens ab, und zwar sofort.«
Sie stand auf und ging in einen kleinen Raum.
Melifaro sah mich finster an. »Unter uns gesagt: Ich will auch etwas essen. Hast du vergessen, dass der Gefräßige Truthahn nur ein paar Schritte von hier entfernt ist? Wir hätten dorthin gehen sollen, statt dieser Frau die letzten Krümel wegzufuttern. Sie ist ohnehin mager genug.«
»Ich gehe nirgendwohin«, sagte ich frech. »Diese Frau ist nicht mager, sondern schlank. Du bist eben kein Frauenkenner.«
»Na schön«, sagte Melifaro beleidigt. »Dann muss ich eben auf leeren Magen trinken. Du wirst sehen, was du davon hast.«
»Ich gebe dir ein paar Happen ab. Ehrenwort.«
»Wie ich dich kenne, darf ich zweimal beißen«, maulte Melifaro. Langsam war er wieder in seiner guten alten Form. »Sündige Magister, was bin ich für ein Dummkopf!«, rief er dann. »Ich hätte warten sollen, bis die Angreifer den Adonis aus Arwaroch fertiggemacht haben, und erst danach mit meinen Kugelblitzen einschreiten sollen. Dann hätte ich jetzt ein Problem weniger.«
Ich sah ihn fragend an. Bisher war ich überzeugt gewesen, seine Bemühungen um Lady Melamori seien nur Zeitvertreib. Ich war offenbar kein guter Psychologe.
»Ist es so schlimm?«, fragte ich mitfühlend.
»Noch schlimmer, aber ich will nicht darüber reden. In der Rolle des verschmähten Liebhabers fühle ich mich nicht wohl. Sie steht mir einfach nicht.«
»Aber als unbesiegbarer Held bist du großartig«, tröstete ich ihn. »Ich beneide dich richtig. Und jetzt nimm einen kräftigen Schluck und vergiss die ganze Geschichte.«
Melifaro lächelte stolz und tat, wie geheißen.
Die dunkeläugige Wirtin des Armstrong und Ella kehrte mit einem ziemlich großen Päckchen und einem Krug zurück.
»Hier drin hab ich nicht nur Abendessen, sondern auch Mittagessen für Sie«,
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